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40 Stunden

40 Stunden

Titel: 40 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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den Satz für ihn.
    Faris schnaubte grimmig über diese Formulierung. In Gedanken ging er zu dem Samstagabend vor dreieinhalb Wochen zurück. Nach mehr als neun Monaten, in denen er sich mit der Reha gequält und sich selbst mühsam aus dem Loch gezogen hatte, in das die Explosion ihn geschleudert hatte, war er zum ersten Mal wieder abends weggegangen. Nur, um in einer Kneipe in der Nähe vom Zoo an einen glatzköpfigen Idioten mit Springerstiefeln zu geraten, der sich vor ihm aufgebaut und ihn mit herausfordernder Stimme einen langhaarigen Bombenleger genannt hatte. Verbunden mit den Ereignissen im Museum und vor allem mit den Selbstvorwürfen, die er sich machte, hatte das etwas in Faris zum Ausklinken gebracht. Das Nächste, an das er sich erinnerte, war, wie er auf dem Kerl gekniet und auf ihn eingedroschen hatte. Zu dritt hatten die anderen Gäste ihn wegziehen müssen, und es war sein Glück gewesen, dass sie so rasch reagiert hatten. Denn so hatte er die Glatze nur krankenhausreif und nicht tot geschlagen. Natürlich hatte man ihn anschließend umgehend suspendiert, und er konnte nur hoffen, dass die Anhörung, die ihm in naher Zukunft bevorstand, zu seinen Gunsten ausgehen würde. Vielleicht– und diese Hoffnung war es, die ihn davor bewahrte, vor die Hunde zu gehen– würde man aufgrund seines Traumas Verständnis für seinen Ausraster haben und ihn wieder arbeiten lassen.
    Er wollte gerade etwas sagen, als sich die Tür öffnete und eine energische Frau mit rot gefärbten Haaren hereingestürmt kam.
    » Faris? Geht’s dir gut?« Ihre Stimme klang aufgeregt und sehr besorgt. Sie baute sich vor ihm auf. Mit ihren großen Augen sah sie aus wie eine erschrockene Eule. » Ich habe gehört, was passiert ist.«
    Faris zwang sich zu einem Nicken. » Danke, Gitta. Mir geht es gut.«
    » Gott sei Dank!« Gitta Müller war die Schreibkraft der SERV , eine Art Sekretärin mit Spezialaufgaben und– wie sie sich mit einem Anflug von Selbstironie gern nannte– die Mutter der Kompanie. Bei ihrem Anblick lächelte Faris, und ihm wurde schmerzlich bewusst, wie sehr er sie in den vergangenen zehn Monaten vermisst hatte. Gitta trug noch immer weite Gewänder in den Farben Lila, Orange und Rot, die sie mit einer ganzen Batterie an Ketten, Armbändern und Ringen vervollständigte. Als sie sich nun zu Faris hinunterbeugte, um ihm einen Kuss auf die Wange zu drücken, klimperte und klapperte sie wie ein Lumpensammler. Sie roch nach einer Mischung aus Patchouli und Orange, und Faris musste bei diesem Geruch unwillkürlich an die Räucherstäbchen denken, die seine Schwester Anisah als Teenager immer abgebrannt hatte.
    Gitta musterte Faris von oben bis unten. Ihre Hände flatterten durch die Luft. » Zweimal vom Blitz getroffen«, murmelte sie und schien es gar nicht glauben zu können.
    Langsam schüttelte er den Kopf. » Das war kein Zufall, Gitta«, widersprach er und dachte an den unbekannten Anrufer.
    Gittas unruhige Augen hielten inne, fixierten ihn. » Ich weiß.« Dann streckte sie die Hand aus und strich Faris über die Wange.
    » Es geht mir gut, Gitta«, versicherte Faris noch einmal.
    Sie nickte. » Klar!« Dann besann sie sich. » Ach! Ich wollte nur sagen, dass die Lagebesprechung gerade vorbei ist. Tromsdorff hat das ganze Team zusammengetrommelt. Shannon müsste gleich kommen. Und Ben auch. Außerdem hat Andersen angerufen und gesagt, dass ihr schon mal ohne ihn anfangen sollt.« Gitta überlegte, und wie immer, wenn sie das angestrengt tat, erstarrte sie zu völliger Bewegungslosigkeit. Schließlich blinzelte sie. » Ich bin sehr froh, dass dir nichts passiert ist, Faris.« Und mit diesen Worten rauschte sie davon– hin zu ihrem winzigen Büro, das an der Stirnseite des War Room zwischen Dachschräge und Fahrstuhlschacht eingeklemmt war und mit seinen gläsernen Wänden ein wenig wie ein Terrarium für exotische Tiere wirkte.
    Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss, und trotz der Glasscheiben kam es Faris so vor, als habe Gitta alle Farbe aus dem Raum mit sich fortgenommen.

7. Kapitel
    Es blieb keine Zeit für Besinnung, denn gleich darauf wurde die Tür erneut aufgestoßen, und Kriminaloberrat Robert Tromsdorff kam hereingestürmt. Er war der leitende Ermittler der SERV und ihr eigentlicher Schöpfer. Tromsdorff war es gelungen, einige der fähigsten Ermittler des LKA mit Psychologen und Wissenschaftlern zu einem schlagkräftigen Team zusammenzuspannen, dessen Stärke auf dem Gebiet der Operativen Fallanalyse

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