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40 Stunden

40 Stunden

Titel: 40 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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Es war nicht nötig. Zwischen ihm und seinem Partner hatte es schon immer dieses wortlose Verstehen gegeben, und es war ein gutes Gefühl, dass ihnen dies auch nach zehn Monaten nicht abhandengekommen war.
    Marc schien zu spüren, dass etwas zwischen seinen beiden Kollegen vorging, aus dem er ausgeschlossen war. Unbehaglich räusperte er sich, verschränkte die Arme vor der Brust. » Der Museumsbomber? Was hat der hiermit zu tun?«
    Das Klingeln in Faris’ Ohren nahm wieder zu, und nur undeutlich bekam er mit, dass Paul den neuen Kollegen über den Anrufer und das Video informierte.
    » Faris?« Pauls Stimme schreckte ihn auf.
    Faris blinzelte. Ein Blick auf die Uhr über der Tür verriet ihm, dass mehrere Minuten verstrichen waren. Pauls Miene war ausdruckslos. » Alles okay?«, erkundigte er sich.
    » Ja, ja.« Faris nickte.
    » Ihr überlegt also, ob der Anrufer der gleiche Kerl ist, der damals das Klersch-Museum hochgejagt hat?« Marc nahm seinen Plexiglaswürfel vom Schreibtisch und drehte ihn in den Händen. » War nicht das Gebäude durch die Explosion so instabil geworden, dass es abgerissen werden musste? Es gab etliche Tote, oder?«
    » Ja«, bestätigte Paul düster.
    » Fünfundsiebzig«, präzisierte Faris. Seine Stimme klang rau. Die Kollegen von der Sprengstoffeinheit hatten damals sämtliche Spuren ausgewertet. In ihrem Abschlussbericht war von fünfundsiebzig Toten die Rede gewesen, daran erinnerte er sich. Aber hatte man einige der Leichenteile, die gefunden worden waren, auch eindeutig dem Täter zuordnen können? Er wusste es nicht mehr, er würde es nachlesen müssen.
    » Ich weiß nur ungefähr, was damals passiert ist«, gestand Marc.
    Paul suchte Faris’ Blick und wartete auf sein stummes Einverständnis, bevor er zu berichten begann. » Das Ganze fing als gewöhnliche Geiselnahme an. Faris war damals zufällig in der Nähe, als die Meldung kam, ein Geiselnehmer habe sich im Museum verschanzt und vierundsiebzig Menschen in seiner Gewalt. Faris war der Erste am Tatort, und es gelang ihm, mit dem Geiselnehmer ins Gespräch zu kommen. Er erfuhr, dass der Mann Syrer war. Er war mit einer deutschen Frau verheiratet, lebte aber in Scheidung. Weil seine Frau ihm das Umgangsrecht mit dem Kind verweigerte, hat er sich einen Bombengürtel gebastelt. Dann hat er sein Kind entführt und ist mit ihm in das Museum marschiert, um auf diese Weise das Sorgerecht zu erzwingen.« Sein Blick ruhte auf Faris, während er sprach.
    Faris fühlte sich wie auf eine Streckbank gespannt.
    Ein Mann mit dunkler Haut, ein Gürtel, zehn Kilo Sprengstoff. Was ergibt das?
    » Lassen Sie uns reden«, hatte er zu dem Mann gesagt. » Ich wurde in Alexandria geboren. Ich bin Muslim, wie Sie…«
    Und dann war hinter der Tür die Bombe in die Luft geflogen, hatte den Geiselnehmer, seinen Sohn und dreiundsiebzig weitere Menschen in den Tod gerissen.
    Nur weil er, Faris, einen Fehler gemacht, weil er die Situation völlig falsch eingeschätzt hatte. Mehr noch: Weil er in die gleiche Kerbe geschlagen hatte, in die jeder verflixte rassistische Mistkerl auch schlug. Ein Araber? Na klar, das konnte nur ein islamistischer Fundamentalist sein! Nicht eine Sekunde lang hatte Faris einen Gedanken daran verschwendet, die Motive des Mannes zu hinterfragen.
    Sein Magen revoltierte, als er an die Leichen dachte, an den Finger mit dem rot lackierten Nagel.
    Wieder rieb er sich über die Stirn und durch die Haare.
    » Du konntest nichts dafür.« Pauls Stimme dröhnte in seinen Ohren.
    Er setzte zu einem Kopfschütteln an, erstarrte mitten in der Bewegung. » Lass gut sein«, murmelte er. Er kannte Pauls Meinung in dieser Angelegenheit ebenso wie dieser die seine.
    » Herrgott!«, hörte er seinen Partner fluchen. » Du tust immer noch so, als hättest du damals auf den Auslöser gedrückt, nicht dieses Schwein!«
    Faris erwiderte nichts darauf. Was gab es schon zu sagen?
    » Nach der Explosion warst du eine ganze Weile krankgeschrieben«, sagte Marc kurze Zeit später. » Aber inzwischen bist du gesund, oder?«
    Faris bewegte den Arm, der damals in Mitleidenschaft gezogen worden war. Die Brandnarbe auf seinem Bizeps spannte. Er ahnte, welche Frage kommen würde, und er täuschte sich nicht.
    » Warum arbeitest du nicht wieder?«
    Einen Augenblick lang war es sehr still im Raum. Dann antwortete Faris: » Vor knapp vier Wochen hätte ich eigentlich wieder anfangen sollen, aber ich habe…« Er hielt inne.
    » …Scheiße gebaut«, beendete Paul

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