Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
40 Stunden

40 Stunden

Titel: 40 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
Vom Netzwerk:
der flachen Hand reichte. » Nur für den Fall«, sagte er.
    Rasch schaute sich Tromsdorff um, ob jemand sie beobachtete. Ira bemerkte, dass er unendlich erleichtert wirkte. » Danke.« Er flüsterte fast. Dann nahm er die Waffe an sich, steckte sie in seine Sakkotasche und ging.
    Nachdem Tromsdorff weg war, stand Faris noch einige Zeit regungslos unter dem Baum. Ein niedrig hängender Ast streifte ihn an der Wange, aber er schien es nicht wahrzunehmen. Nach endlosen Minuten gab er sich einen Ruck. Er war im Begriff davonzugehen, als aus der entgegengesetzten Richtung vier junge Männer kamen und auf ihn zuhielten. Sie trugen Baggypants und Basecaps, und sie sahen aus, als würden sie Faris kennen.
    Faris’ Schritt stockte.
    Für einen Augenblick wirkte er unschlüssig, was er tun sollte. Dann jedoch straffte er die Schultern und marschierte direkt auf die Gang zu.
    Im Licht der Straßenlaternen konnte Ira erkennen, dass sich auf den Gesichtern der Halbstarken ein freudiges Grinsen ausbreitete. Sie fächerten ein wenig auseinander und traten Faris in breiter Linie entgegen.
    » Idiot!« Ira überlegte nicht lange. Sie rammte den Wagenschlüssel in die Zündung und startete den Motor. Dann wendete sie, so rasch sie konnte. Sie war auf einer Höhe mit Faris, als der keine zehn Schritte mehr von den Jugendlichen entfernt war.
    Eilig beugte sie sich vor und öffnete das Beifahrerfenster. » Herr Iskander!«
    Sein Blick fiel auf sie. Etwas Düsteres war in seinen Augen, etwas, das Ira frösteln ließ. Doch dann erkannte er sie. » Frau Jenssen.«
    Sie starrte durch die Windschutzscheibe auf die Halbstarken. » Soll ich Sie ein Stück mitnehmen?«
    Faris richtete den Blick auf die Gang. » Nein, danke!«
    Ira schaute von ihm zu den jungen Männern. » Das macht Ihren Partner nicht wieder lebendig!«, sagte sie leise.
    Er blinzelte. Fort war die Düsternis aus seinen Augen. » Nein. Sie haben wohl recht.« Er hatte die Hände in die Taschen seiner Lederjacke gestopft.
    Die Halbstarken redeten aufeinander ein und entschieden sich dafür abzudrehen. Als sie um die Ecke verschwunden waren, atmete Ira erleichtert auf. » Ich kann Sie nach Hause fahren, wenn Sie möchten«, bot sie Faris an.
    Er schüttelte den Kopf. » Nicht nötig.« Und dann ließ er sie einfach stehen.
    Sie fühlte sich ein wenig vor den Kopf gestoßen. Sie beobachtete, wie er an einer Reihe von Gärten entlangging und auf einen schmalen Fußweg bog, der in einen kleinen Park hinunterführte. Sie schalt sich eine Närrin. Sie kannte diesen Mann kaum, wieso fühlte sie sich verpflichtet, sich um ihn zu kümmern? Allein an seinen traurigen Augen konnte es nicht liegen. Oder?
    Du und dein Mutter-Teresa-Syndrom, hörte sie Thomas in ihrem Hinterkopf lachen. Du hast schon immer auf kaputte Typen gestanden!
    » Ach, verdammt!«, fluchte sie, zog den Wagenschlüssel ab und folgte Faris in die Dunkelheit.
    Sie fand ihn auf einer Brücke, die über einen künstlich angelegten Ententeich führte. Er hatte die Unterarme auf das schmiedeeiserne Geländer gelegt und starrte blicklos in das trübe Wasser, das von mehreren altmodischen Laternen am Uferrand beleuchtet wurde.
    Zögernd trat sie näher.
    Er drehte sich nicht zu ihr um, aber an der Art, wie sich seine Schultern versteiften, las sie ab, dass er sie bemerkt hatte.
    » Verlangt Ihr Amt es, anderen auf die Nerven zu gehen?«, fragte er.
    Sie zuckte zusammen und kam sich plötzlich vor wie eine Stalkerin. » Nein«, antwortete sie dann möglichst gelassen und stellte sich neben ihn. Das Wasser zu ihren Füßen roch brackig. Eine einsame Ente schwamm darauf herum, und auch sie wirkte nicht besonders glücklich, hier zu sein.
    » Warum laufen Sie mir dann nach?« Noch immer hatte Faris sie nicht angesehen.
    Sie rieb sich die Nase. » Vielleicht hatte ich das Gefühl, eine Dummheit verhindern zu müssen.«
    Endlich warf er ihr einen Seitenblick zu. Sogar in dem Dämmerlicht, das die Laternen abgaben, konnte sie erkennen, dass seine Augen gerötet waren. » Wussten Sie, dass ich meine Waffe heute erst zurückbekommen habe. Ich war eine Zeit lang vom Dienst suspendiert.«
    Mist!, dachte Ira. Er hatte sie also schon vor dem Krankenhauseingang wahrgenommen. Er musste sie für eine echte Nervensäge halten!
    Sie nickte verstehend. Sie hatte genug Erfahrung im Gespräch mit Trauernden, um zu wissen, dass es hilfreich war, auf deren Themen einzugehen. » Warum waren Sie suspendiert?«, fragte sie behutsam.
    » Weil ich

Weitere Kostenlose Bücher