40 Stunden
seinem T-Shirt-Ärmel herausragte. Sie lächelte leicht. » Immer!«
Er sah sie skeptisch an, dann bat er sie in sein Wohnzimmer. Er war nicht der ordentlichste Hausmann, aber es war immerhin sauber bei ihm. Ein paar Zeitschriften, die er herumliegen hatte, und ein leeres Glas vom vergangenen Abend räumte er rasch fort.
Ira setzte sich auf seine Ledercouch, und bevor er noch die Befürchtung hegen konnte, dass nun ein unangenehmes Schweigen folgen würde, deutete sie auf das Lederarmband an seinem Handgelenk. » Das ist hübsch. Woher haben Sie es?«
Faris starrte darauf, als sähe er es in diesem Moment zum ersten Mal. Er fühlte sich nicht im Mindesten in der Lage, jetzt über Laura zu reden, also meinte er nur: » Aus einem Urlaub.«
Ira schielte auf die verblassten Schriftzeichen. » Das ist Arabisch, oder?«
Er nickte.
» Was heißt es?«
» Ich will euch beistehen mit tausend Engeln, einer hinter dem anderen.« Es war das erste Koranzitat, das ihm in den Sinn kam.
Wenn Ira bezweifelte, dass die beiden kurzen Wörter einen so langen Satz bildeten, dann verbarg sie es gut. » Schön«, bemerkte sie. Scheinbar wollte sie noch etwas hinzufügen, aber sie schien nicht so recht zu wissen, was.
Faris sah an sich hinunter. » Ich komme gleich wieder. Ich gehe mir nur was Sauberes anziehen.« Ein Blick in den Spiegel auf dem Flur hatte ihm gezeigt, dass seine Kleidung von dem Flug in die Büsche ziemlich ramponiert aussah. Wenn das so weiterging, würde sein Schrank spätestens morgen früh leer sein.
Er wankte in sein Schlafzimmer, legte das leere Holster ab und zerrte sich das schmutzige T-Shirt über den Kopf. Dann bückte er sich, um die Schuhe auszuziehen, und in diesem Moment erfasste ihn ein Schwindel, der so heftig war, dass er taumelte. Er prallte mit der Hüfte gegen das Bett. Mit einem lauten Kreischen schrammten die Möbelbeine über die glatten Dielen.
» Alles in Ordnung?«, rief Ira vom Wohnzimmer aus.
Faris konnte ihr nicht antworten. Schlagartig war ihm so schlecht, dass er sich krümmte. Er tastete nach Halt, aber er fand nichts, woran er sich festklammern konnte, und im nächsten Moment fand er sich auf den Knien wieder.
» Um Himmels willen!«
Ira war da, er hatte sie nicht reinkommen hören. Er spürte ihre Hände auf seinem nackten Oberkörper, ihre Versuche, ihn auf die Füße zu ziehen. Er half ihr, so gut er es vermochte. Der Schwindel verging wieder, nur noch die wackeligen Knie blieben zurück.
Er machte sich aus Iras Griff los und richtete sich auf. » Entschuldigung«, murmelte er.
» Legen Sie sich hin«, bat sie ihn.
» Sie sind nicht meine Mutter«, protestierte er lahm, aber Ira ließ sich nicht beeindrucken. Sie bugsierte ihn zu seinem Bett.
» Legen Sie sich freiwillig hin, oder muss ich Sie zwingen?«
» Versuchen Sie es!«
Sie stieß ein spöttisches Lachen aus. » Es reicht vermutlich, wenn ich kräftig puste. Los jetzt!«
Und da gab er jeden Widerstand auf. Er ließ sich auf sein Bett fallen, und während er sich die Schuhe von den Füßen streifte, sah er zu, wie Ira die Vorhänge zuzog.
» Ziehen Sie mir auch die Hose aus?«, fragte er. In seinem Kopf drehte sich alles.
» Das können Sie gut alleine.« Sie ging zur Tür. » Ich bleibe nebenan. Rufen Sie, wenn Sie was brauchen!«
» Ja, Umi«, murmelte er und war schon eingeschlafen, bevor Ira den Raum verlassen hatte.
Augenblicklich fand er sich in einem Albtraum wieder.
Er ging einen Gang entlang, und er wusste, dass es ein Gang im Klersch-Museum war. Die Tatsache, dass dieses Gebäude nicht mehr existierte, fühlte sich sogar im Traum irrational an, und er empfand eine tiefgreifende Orientierungslosigkeit.
Seine Füße trugen ihn auf eine mit Ornamenten versehene Tür zu, und ihm war völlig klar, was ihn dahinter erwartete. Er versuchte stehen zu bleiben, aber es gelang ihm nicht. Schritt für Schritt kam die Tür näher.
Das Grauen bohrte sich mit glühenden Fingern in seinen Leib. Er spürte seine Rippen, seine Schulter, die Kopfwunden. Alles schien in grellen Flammen zu stehen, und als er an sich herabschaute, rechnete er damit, Feuer zu sehen, das durch seine Haut brach.
Doch da war nichts.
Selbst die Brandnarbe an seinem Brustkorb war verschwunden. Auch das wusste er mit der Träumen eigenen Klarheit, obwohl er ein langärmliges Fleeceshirt anhatte. Das Fleeceshirt, das er bei der Explosion im Klersch-Museum getragen hatte.
Er verdoppelte seine Anstrengungen stehen zu bleiben. Aber
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