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40 Stunden

40 Stunden

Titel: 40 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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jetzt fast. Die Nachbarn hatten sich schon einmal beschwert, dass sie so häufig mitten in der Nacht aufwachte und Lärm machte. Sie schlief neuerdings sehr schlecht, hatte oft Albträume, und Laura fragte sich, woher das kam.
    Mit leisem Bedauern und einem ebenso leisen Fluch auf den Lippen löschte sie Faris’ Nachricht. Was immer er ihr zu sagen gehabt hatte: Sie hatte im Moment keinen Nerv, sich mit ihm zu befassen! Er tat ihr definitiv nicht gut!
    Sie stellte ihr Weinglas auf den Tisch. Kurz zögerte sie, doch dann schaltete sie das Handy aus und ging zu ihrer Tochter ins Kinderzimmer.
    » Mama ist da, Süße! Du musst keine Angst haben!«
    ***
    » Guck mal, wer da ist!« Pia stieß Jenny in die Seite, sodass sie ihren Drink verschüttete.
    Sie befanden sich in einer Disco in einer Seitenstraße vom Ku’damm, die ihnen als besonders angesagt empfohlen worden war. Obwohl Jenny erst gar keine Lust gehabt hatte, mit Pia um die Häuser zu ziehen, fand sie es jetzt sogar ganz interessant hier.
    Die Leute waren schräg, aber nicht zu schräg, und man musste keine Angst haben, seltsam angemacht zu werden. Das Publikum bestand aus einer Mischung aus ganz normalen Typen und leicht gruftig angehauchten Emos. Die Musik war okay und die Preise für Berlin eigentlich auch.
    Jenny leckte sich den verschütteten Cocktail von den Fingern. » Pass doch auf!«, maulte sie ihre Freundin an, folgte aber ihrem Fingerzeig.
    In ihrem Magen begannen Schmetterlinge zu flattern. An der Theke, keine zehn Meter entfernt, stand Dennis und unterhielt sich mit einer blonden Frau, die so klein war, dass sie wie zwölf aussah. Er hatte das T-Shirt, das er tagsüber getragen hatte, gegen ein Muscleshirt ausgetauscht, und im über der Tanzfläche zuckenden Licht konnte Jenny seine Tattoos jetzt besser erkennen.
    Auf seinem rechten Arm befand sich ein lebensgroßer pechschwarzer Flügel. Es sah aus, als sträubten sich die Federn, wenn Dennis sich bewegte. Jenny war fasziniert. Gegen dieses Kunstwerk wirkte das Kruzifix, das Dennis auf dem anderen Arm hatte, beinahe langweilig.
    » Hallo, Dennis!« Pia schrie gegen die Musik an und winkte so übertrieben, dass sich etliche Blicke auf sie richteten.
    Jenny wäre am liebsten im Erdboden versunken. Doch Pia schaffte es, Dennis auf sie aufmerksam zu machen. Als er sie erkannte, glitt ein Lächeln über seine Züge. Er sagte etwas zu der kleinen Blonden, woraufhin die ihm die Zunge rausstreckte und sich abwandte.
    Dann kam er zu Pia und Jenny herüber. » Hi! Ihr hier?« Er sah sich um. » Passt gar nicht so richtig zu euch!«
    » Wieso?«, gab Jenny zurück. Sie hatte zwei Cocktails getrunken und fühlte sich leicht und übermütig. » Wie muss man denn sein, damit man hier herkommen darf?«
    Er verstand die Anspielung auf seinen Spruch vom Mittagessen und lachte. » Touché! Ich freue mich, euch zu sehen!« Er sah nur Jenny an, als er das sagte, und die Schmetterlinge in ihrem Bauch gerieten in wilden Aufruhr.
    » Ich glaube, ich gehe mal aufs Klo!« Pia musste schreien, denn der DJ legte in diesem Moment eine neue Scheibe auf, die um einiges lauter war als die letzte.
    Jenny nickte ihr zu, und sie drängte sich durch die Menge davon.
    » Willst du was trinken?«, fragte Dennis.
    Jenny schüttelte den Kopf. » Besser nicht. Ich hatte zwei von diesen, wie heißen die Dinger? Swimmingpools? Ich glaube, noch einen, und du musst mich hier raustragen.«
    Dennis musterte sie amüsiert. » Gar keine so üble Vorstellung«, grinste er. » Lieber eine Cola?«
    » Gern!«
    Jenny sah zu, wie er zur Theke zurückging. Die kleine Blonde versuchte noch einmal, bei ihm zu landen, aber er wimmelte sie ein zweites Mal ab, und diesmal schien sie endgültig aufzugeben. Sie warf Jenny einen neidischen Blick zu. Jenny konnte ihr Glück kaum fassen.
    » Hier.« Dennis lächelte, als er zurückkam und ihr ein Glas Cola in die Hand drückte.
    Er selbst trank Bier. War ja irgendwie klar gewesen, dachte Jenny. Es passte zu ihm.
    » Hast du heute noch was vor?«, erkundigte er sich. Auch er musste gegen die Musik anschreien, und er tat es, indem er seinen Mund ganz dicht an Jennys Ohr brachte. Sie schauderte, als sein Atem sie streifte.
    » Keine Ahnung!«
    » Es ist schon echt spät. Wir müssen langsam mal zurück in die Jugendherberge.« Plötzlich war Pia wieder da. » Sonst können wir uns morgen vor Müdigkeit nicht auf den Beinen halten!«
    Jenny rollte mit den Augen. » Spaßbremse!«, grummelte sie in genau dem

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