41 - Scorpio in Flammen
bösartigen Kraft gelingen.
Unter den Bäumen ertönte ein wieherndes, pfeifendes Lachen, und ich wirbelte mit gezücktem Schwert herum. Dann wußte ich, wer die feindliche Kraft verkörperte.
12
Diesmal war der Hurensohn von einer Schar halbnackter Mädchen umgeben. Es waren Bogenschützinnen aus Loh. Sie hatten süße, runde Gesichter, geschürzte weiche Lippen, doch sie waren so gefährlich wie Barrakudas und so zäh wie alte Stiefel. Sie waren zu acht, an jeder Seite seines verdammten Throns standen vier von ihnen. Die großen lohischen Langbogen waren halb im geübten Bogenschützengriff gespannt. Sie konnten den Bogen innerhalb eines Lidschlages anheben, spannen und abschießen.
Er saß etwas nach vorn gelehnt auf dem Thron, das bärtige Kinn auf die linke Handfläche gestützt, und sah mich nachdenklich an. Er trug ein Gewand in rauchigem Dunkelrot, das von den gepolsterten Schultern über ein Schuppenhemd hinabfiel. Er war mit goldenem Schmuck behängt. Die rechte Hand, so knochenweiß wie die linke, ruhte leicht auf dem Knauf der Doppelaxt, die aufrecht zwischen den Stiefeln stand. So hatte er auch ausgesehen, als ich ihm das erste Mal begegnet war. Er hatte den Helm aufgesetzt. Wenn man ihn ansah, konnte man nicht mit Sicherheit sagen, ob er ein Mann mit fischkopfverziertem Helm oder ein Fischkopf mit einem Menschengesicht als Halsschmuck handelte.
Das einem Alptraum entsprungene Gesicht war kalkweiß. Unter der papierdünnen, eng anliegenden Haut zeichnete sich die Knochenstruktur ab. Der lippenlose Mund zeigte eine Doppelreihe Reißzähne, die in breiten Kiefern ruhten und nach außen gerichtet waren. Dünne Nasenschlitze pulsierten. Ich sah ihm in die Augen. Die Augen eines Teufels, blauschwarz, doch gleichzeitig von einem wahnsinnigen purpurroten Glühen erfüllt; unheimlich, abstoßend, machtbesessen.
Das kleine geschuppte Wesen mit dem Silberkragen hockte noch immer an seinem rechten Bein. Nun wurde sein linker Stiefel von zwei nackten Mädchen umfaßt: Eines hatte wehendes blondes, das andere kurzes dunkles Haar.
Erneut ertönte das spöttische pfeifende Gelächter.
Zwischen dem dunklen Grün und dem schäbigen Schwarz der Haut- und Schuppenstreifen und dem Rot des Gewandes schimmerte ein weißer Fleck. Diese schmutzigweiße Stelle, die wie ein Fischbauch aussah, kroch tief unten an der linken Thronseite nach vorn, und eine klaffende rotschwarze Öffnung tat sich auf. Wieder erklang das spöttisches Gelächter. Es war das Gesicht einer Obszönität, weder Apim noch Fisch, eine Rassenmischung, die mit den jeweils übelsten Eigenschaften beider Rassen ausgestattet worden war. Ich starrte angeekelt hin. Doch es war durchaus möglich, daß die vortrefflichen, klugen Männer und Gelehrten Kregens, jene Wissenschaftler längst vergangener Zeiten, die mit Kregens Flora und Fauna so spielerisch umgegangen waren, auch diesen leichenblassen, blutegelgleichen Schrecken erschaffen hatten.
Der Thron schwebte einen Meter über dem Erdboden. Die Bogenmädchen aus Loh standen auf einer Höhe mit ihm.
Anhand des Winkels, den der Schatten der Mädchen mit dem des Throns bildete, erkannte ich, daß sich die Erscheinung nicht wirklich auf der Dschungellichtung befand.
Ich atmete tief ein und wieder aus, schwieg und wartete darauf, daß er vielleicht etwas zu sagen hatte. Ich hielt scharf nach seinem Schoßtier Arzuriel Ausschau; einmal hatte ich mich Arzuriels schon entledigt und später erfahren, das es sich um ein multidimensionales Wesen handelte, auf dessen erneutes Auftauchen man gefaßt sein mußte.
Er beobachtete, daß ich mich umsah.
»Mach dir keine Sorgen, Dray Prescot. Arzuriel kommt, wenn ich ihn rufe.«
Ich schenkte seinem Thron, seiner Kleidung und seinen Gefährten noch einen harten Blick. Sie boten ein Bild des Bösen. Ich spürte die Verderbtheit, die wie ein Lufthauch von ihnen ausging. Opaz allein wußte, wie viele ihrer Sorte es in der verpesteten Höhle gab, aus der sie kamen. Eins war über diesen Ort ganz klar zu sagen – er stank.
Wurde er zornig, weil ich mir nicht die Mühe gemacht hatte, ihm eine Antwort zu geben? Das dunkle Purpurrot in seinen Augen leuchtete auf und glich sich dem rauchigen Rot seines Gewands an. Er hob den Kopf. Die linke Hand stieß vor, und der Zeigefinger deutete direkt auf mich. Die Fingernägeln waren lang, gekrümmt und scharf, wie Klauen.
»Du hältst dich für wichtig, du schmächtiger kleiner Apim! Ich sage dir, für meine Pläne bedeutest
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