41 - Scorpio in Flammen
hing über der Stadt. Aus ihm schossen Funken und Lichtblitze. Funkensprühende Feuerbälle, die wie geschmolzenes Gold aussahen, lösten sich und tropften als brennende Schleier herab.
Gleichgültig, wie seine Pläne auch aussahen, er wendete das Schlachtenglück zum Vorteil der Fischgesichter. Vermochten unsere Zauberer aus Loh Carazaars Thaumaturgie nicht schnellstens abzuwehren, war die Schlacht verloren.
Der Geruch und der Geschmack des Kampfes verursachten mir ein Würgen in der Kehle. Der herbe Gestank brennender Gegenstände verstopfte die Nase und legte sich wie ein Belag auf die Zunge. Mein Wachkorps stand da; die Jungs traten ungeduldig von einem Fuß auf den anderen, und ihr Hüsteln – um meine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken – brach sich wie Wellen an einer felsigen Küste.
Sie würden sich nicht mehr lange zurückhalten lassen.
Aber wenn ich den Befehl gab und sie sich freudig in den Kampf, das Gemetzel, das Blutbad stürzten – wie sollten sie gegen eine Zauberei triumphieren, die so mächtig war wie jene Magie, gegen die wir uns gerade zur Wehr setzten?
Wo, zur Herrelldrinischen Hölle, blieben Deb-Lu und Khe-Hi?
Delia hielt mich noch immer am Arm, und ich empfand ihren festen Griff als handfesten Trost. Seg atmete ruhig und gleichmäßig, und Inch fuhr mit den Fingern den Schaft seiner großen, den Sachsen nachgeahmten Kriegsaxt entlang. Direkt hinter Delia standen einige ihrer Jikai-Vuvushis, und diese Kriegsmädchen gehörten, wie sie mir erzählt hatte, nicht alle zu den Schwestern der Rose. Als ich den Kopf drehte, um Carazaars verhängnisvollen Flug am Himmel zu verfolgen, schoß der von einer Wolke gehaltene flammenumwaberte Thron in die Tiefe und verschwand. Mein Blick blieb an der Frauengruppe hängen.
In Rüstungen gewandet, geschmeidig und stark, mit fester Figur, boten sie einen Anblick, den man nur mit dem Wort edel beschreiben konnte. Ich wollte mich gerade abwenden, als eine Jikai-Vuvushi etwas zu ihrer Gefährtin sagte und ich innehielt. Sie war ein Hikdar, und obwohl ich nur ein einfacher Mann bin, wußte ich, daß sie den Schwestern von Voxyra angehörte. Ihr Gesicht unter der Bräune war sehr bleich, und zwei Schweißperlen rannen ihr unter dem Helm hervor und an den Schläfen hinab. Sie beugte sich näher zu dem Hikdar neben ihr, und obwohl sie zweifellos flüstern wollte, hörte ich ihre Worte ganz deutlich.
»Ich wußte, daß etwas Böses folgen würde, Scanda, als die Altarfigur der heiligen Dame Zunida der Löblichen gestohlen wurde ...«
»Still, Merle!« flüsterte Hikdar Scanda zurück. »Unsere Dame wird uns trotzdem beschützen.«
»O ja. Doch ich gäbe etwas um die Information, wer die Altarfigur gestohlen hat.«
Der Gesprächsfetzen blieb hängen, wie ein verirrter Fisch sich im Netz verfängt und dann wieder entwischt, und einen Herzschlag später konzentrierte ich mich erneut auf die bevorstehende Katastrophe. Ich hatte keine Zeit, mir Gedanken darüber zu machen, wer Interesse daran haben könnte, die Altarfigur einer unbedeutenden und fast geheimen religiösen Sekte zu stehlen, über die ich nichts Nachteiliges gehört hatte.
Seg sagte grimmig: »Wir müssen landen, mein alter Dom.«
»Aye«, fügte Inch bedeutungsvoll hinzu.
Die an Deck der Shankjid versammelten Befehlshaber meines Wachkorps teilten offensichtlich diese pragmatische Meinung.
Mit versteinertem Gesicht sagte ich so laut, daß alle es hören konnten: »Gebt San Quienyin und San Bjanching noch etwas Zeit.«
Ein leises Seufzen, das einer Sommerbrise ähnelte, die durch ein Kornfeld streift, tönte über das dichtbevölkerte Deck. Das Husten ließ nach. Ich sagte knapp: »Seht nach, wo dieser Teufel auf seinem fliegenden Thron steckt!«
Es überraschte mich, daß der Kadett Nalgre ti Mornlad mit der Information angelaufen kam. Er mußte sich von der Perle Dovads an Bord geschmuggelt haben, vermutlich mit Sternums Hilfe. Er rief: »Er steigt wieder auf!«
Und der funkensprühende Thron flog auf der gegenüberliegenden Schiffsseite wieder heran, beschrieb einen großen Bogen und kam über uns zum Stehen. Carazaar beobachtete uns, bereit, jeden unserer möglichen Maßnahmen abzuwehren.
»Bei Ngrozyan der Axt!« fauchte Inch. »Ich würde gern ...«
»Ganz richtig, Liebster«, sagte Sasha und starrte giftig auf die glitzernde Pracht des Bösen, die hoch über unseren Köpfen schwebte.
»Können wir denn gar nichts tun?« wollte Milsi wütend wissen.
Seg hob den berühmten
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