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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Sir, wenn Sie Old Shatterhand sind, der Freund von Winnetou, so sind – sind – sind Sie doch auch der Deutsche, welcher – welcher – welcher hier hüben Kara Ben Nemsi genannt worden ist?“
    „Der bin ich freilich auch.“
    „Ah, endlich, endlich, endlich! Wie sehr habe ich gewünscht, Sie einmal zu sehen, einmal zu treffen, einmal mit Ihnen zu sprechen! Ich muß Ihnen nämlich sagen, daß ich Ägyptologe und Arabist bin, wenn ich es so nennen darf – aus Neigung natürlich, denn ein Brotstudium habe ich nicht nötig; Vater ist reich, sehr, sehr reich, wie Sie wissen. Ich bereise den Orient nun schon an die vier Jahre und bin oft auf die Spur von Kara Ben Nemsi getroffen, jetzt nun endlich auf ihn selbst!“
    „Wo waren Sie zuletzt?“
    „In Erbehna.“
    „Das ist kühn. Und wo wollen Sie hin?“
    „Nach Mursuk.“
    „Kennen Sie das schon?“
    „Ja; ich war zweimal dort, das letztemal vor fünf Monaten.“
    „Das ist mir sehr willkommen. Ich will nämlich auch hin.“
    „Nach Mursuk? Herrlich, herrlich! Wir reisen natürlich zusammen, das heißt, wenn es Ihnen recht ist?“
    „Nicht nur recht, sondern sogar lieb. Sie werden mit mir bei meinem Gastfreund absteigen.“
    „Wer ist das?“
    „Der reiche Handelsherr Manasse Ben Aharab.“
    „Der Jude?“ rief er aus, indem, ich wußte nicht, warum, eine tiefe Röte in sein Gesicht schoß und dann schnell wieder aus demselben verschwand.
    „Sind Sie Antisemit, Mr. Forster?“
    „Nein, nein, gar nicht, wenigstens nicht in dem Sinn, in dem Sie es wahrscheinlich meinen.“
    „Sie kennen diesen Herrn?“
    „Ja – – – ja – – –“ dehnte er verlegen.
    „Well! Ist Nebensache. Jetzt sind wir nicht in Mursuk, sondern noch hier und wollen uns den Hammel schmecken lassen. Wir haben während dieser Erkennungsszene unseren Gastfreund ganz vergessen und dürfen nicht länger nachlässig gegen ihn sein.“
    Ich langte tapfer zu; Forster aber aß fast gar nicht mehr; aus welchem Grund? Aus Freude über unser Zusammentreffen, oder weil ich den Namen Manasse Ben Aharab genannt hatte? Mir schien, das letztere war der Fall!
    Die braven Uëlad Sliman wünschten, daß wir längere Zeit bei ihnen blieben; ich wäre am liebsten bald wieder fortgeritten, weil ich meiner jungen Freundin Rahel versprochen hatte, bald zurückzukehren; aber in der folgenden Nacht stellte sich bei Forster ein Wundfieber ein, welches, obgleich es sich nur um einen Streifschuß handelte, länger anhielt, und selbst dann, als es überstanden war, durfte bei dem dortigen Klima an einen dreitägigen Ritt nicht gedacht werden. Wir blieben also eine volle Woche und verabschiedeten uns dann in der herzlichsten Weise von den Beduinen, die uns so freundlich aufgenommen hatten und nur ungern ziehen ließen. Forster ließ ihnen die drei Kamele mit allem Zubehör zurück und beschenkte sie auch noch mit anderen Gegenständen. Von mir erhielt jeder ein aufrichtiges Allah jusallimak (Gott segne dich); mehr konnte ich nicht geben, denn ich hatte keinen Vater, dem zehn Leguas mexikanisches Land geschenkt worden waren.
    Und wieder sah ich Mursuk vor mir liegen mit seinen Melonenpflanzungen, seinen Granaten- und Feigengärten und seinen Palmenwäldern. Von der letzteren Pflanze hat der berühmte und unglückliche Afrikareisende Vogel in der Umgegend der Stadt beinahe vierzig Varietäten gezählt.
    Wir waren wegen der Wunde Forsters langsam geritten und darum fast vier Tage unterwegs gewesen. Die Reise schien ihn keineswegs angegriffen zu haben, und doch befand er sich in einem Zustand, welcher einem Fieber, wenn auch nicht dem Febris traumatica (Wundfieber) zu gleichen schien. Er war innerlich aufgeregt; das bemerkte ich, obgleich er sich Mühe gab, es mir zu verbergen. Wer oder was war die Ursache? Etwa mein Freund Manasse Ben Aharab?
    Sosehr ich darüber nachdachte, ich mußte immer wieder auf diesen Namen kommen. Forster hatte sich nämlich unterwegs mit geradezu auffälliger Vorliebe mit mir über Mursuk unterhalten; aber sooft ich auf Manasse zu sprechen gekommen war, hatte sich sein Gesicht sofort verdüstert, und er war augenblicklich in Schweigen verfallen. Das Zartgefühl verbot mir, eine Frage auszusprechen; aber es mußte zwischen dem Juden und ihm etwas vorgekommen sein, was ihn noch heut mehr als unangenehm berührte. War es eine Geldverlegenheit? Gewiß nicht! Ja, Ben Aharab war einer der bedeutendsten Geldmänner von Fezzan, und ich durfte annehmen, daß Forster ihn aus

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