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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Er ist mir nicht aus dem Sinn gekommen – während des ganzen Nachmittags – bis jetzt, da es Abend wird.“
    „Wie hieß er?“ fragte meine Frau.
    „Achmed Bustani. Ihr hört, daß wir es fast auch schon zu Familiennamen gebracht haben. Ich habe keinen größeren Wunsch, als daß er noch lebt und sich von mir finden läßt!“
    „Würdest du dein Vermögen wirklich mit ihm teilen?“
    „Natürlich, sofort! Nicht allein deshalb, weil ich es der Sterbenden versprochen habe, sondern weil es auch mir selber Bedürfnis ist. Es liegt seit jenem Traum etwas ganz Eigentümliches in mir, was mich jetzt während der Rückkehr mehr als sonst beschäftigt. Es ist, als ob da draußen am ‚Brunnen Abrahams‘ etwas Unsichtbares mit euch zu mir in den Wagen gestiegen sei, was mich ergriffen hat und mich nicht wieder loslassen will. Vielleicht ist es weiter nichts, als nur die Erinnerung an gutzumachendes Unrecht. Aber sonderbar, es quält mich nicht, es tut mir vielmehr wohl; es befriedigt mich; es gräbt sich in mich ein, nicht um mich zu peinigen, sondern um mich zu beruhigen. Werdet ihr über mich lachen, wenn ich euch sage, was ihr nicht begreift?“
    „Fällt uns nicht ein!“ antwortete ich. „Sprich getrost!“
    „Ich habe das Gefühl, daß ich heute wieder von meinem Bruder träumen werde. Ist das nicht lächerlich?“
    „Keineswegs.“
    „So glaubst du, daß es möglich sei?“
    „Gewiß.“
    „Aber geheimnisvoll!“
    „O nein! Wir Menschen machen nur allzuoft den Fehler, ganz natürliche Dinge mystisch zu behandeln. Das Bild deines Bruders ist dir durch die Ereignisse des heutigen Tages in deine Gedankenatmosphäre geschoben worden. Du gibst es nicht wieder her. Du hast es bis jetzt festgehalten und hältst es auch noch weiter fest. Da ist es doch wohl kein Wunder, sondern im Gegenteil höchst selbstverständlich, daß du dich, zu Hause angekommen, dann auch im Traum mit ihm beschäftigst. Wenn hieran etwas wunderbar ist, so doch gewiß nur das, daß wir trotz aller Erfahrungen noch immer so töricht sind, das in der Natur Gegebene für unbegreiflich wunderbar, das von uns aus ihr Erkünstelte aber für natürlich zu halten!“
    Nun rollten wir an Rahels Grab und an Mar Eljas vorüber und kamen in Jerusalem an, grad als die Nacht mit weichem Schritt die Heilige Stadt betrat. Was ich mir in El Chalîl hatte holen wollen, das hatte ich nicht bekommen; es wurde uns dafür ganz anderes und unendlich Besseres geboten; das sollten wir erst am anderen Tag deutlich sehen. So pflegt es im Leben stets zu sein. Wird uns irgendein äußerlicher, materieller Wunsch versagt oder stellt sich gar ein unerwarteter Schmerz an Stelle einer erhofften Freude bei uns ein, so hadert unser Unverstand mit dem Geschick, ohne abzuwarten, was sich aus diesem äußerlichen Verlust für ein innerlicher Gewinn ergeben werde. Dieser letztere wird zwar nicht von uns erzielt, klopft aber, falls wir nicht feindlich widerstreben, ganz sicher an unsere Tür, und ist er da, so kommt dann gewöhnlich hinterher auch die arme, ganz nebensächliche Gabe, nach der uns so sehr verlangte. So auch mit dem Sattel. Er war mir sicher; aber der Wunsch, ihn zu besitzen, mußte vorher den Absichten einer allweisen Führung dienen, welche zu begreifen wir meist zu kurzsichtig und zu ungeduldig sind.
    Wir waren am nächsten Morgen kaum erst aufgestanden und saßen noch beim Kaffee, so klopfte es an unsere Tür und – wer trat ein? Der Bub.
    „Guten Morgen!“ grüßte er europäisch, indem er uns die Hand gab.
    Wir dankten und sahen ihn beifällig an, denn er war ganz frisch in Weiß gekleidet, vollständig rein und fleckenlos.
    „Ja, da wundert ihr euch wohl?“ sagte er. „Mit den Farben ist es aus! Denn erstens hat unsere Gattin hier von einem Heldentum gesprochen, welches nicht angemalt, sondern wirklich ist, und seitdem will ich ein wirklicher Held sein, kein angemalter, falscher. Und zweitens habt auch ihr gehört, daß Schamah, meine neue Freundin, gleich sechsmal ‚Pfui!‘ ausrief, als ich mich durch blaue, grüne, rote und gelbe Farbe tapfer machen wollte. Was die sagt, das gilt bei mir mehr, als was ihr alle miteinander sagt, und so bin ich fest entschlossen, die Kunst in Zukunft ganz beiseite zu legen und nur Dinge zu treiben, zu denen man sich nicht falsch anzustreichen braucht. Übrigens bin ich nur wegen Schamah zu euch gekommen. Wenn ich mit Kaffee trinken darf, so sage ich euch, warum. Bei euch sind die Tassen größer als bei

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