Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
hatte. Er machte, als er sämtliche Augen auf sich gerichtet sah, eine sehr zuversichtliche Miene. Thar stand bei uns.
    „Paßt auf, wie schnell es geht!“ sagte er. „Die Hauptsache ist, daß man dem Feind keine Zeit läßt, sich zu besinnen.“
    Dann betrat er den Platz, ging zu Schamah, verbeugte sich vor ihr und stellte sich hierauf dem Feind gegenüber. Dieses ritterliche Benehmen kannte er jedenfalls aus irgendeinem Sagen- oder Märchenbuch. Nun schlug Abdullah die Hände dreimal zusammen. Der Augenblick war da.
    Der Gegner zögerte nicht. Er nahm einen Anlauf. Thar ließ ihn fast ganz heran, sprang dann zur Seite, packte ihn von hinten und knickte ihn genauso wie den alten Eppstein auf die Erde nieder, hielt ihn dort fest und rief den Musikanten zu: „Nun macht ihm den Triumph!“
    Sie blieben natürlich still. Der Besiegte stand langsam auf und schlich sich gesenkten Hauptes von dannen.
    Hierauf folgte der Kampf der Elefanten. Der feindliche war ein ungefüger Bursche, der zweimal mehr Kraft als unser Bub zu besitzen schien. Dieser letztere aber nickte lächelnd zu uns herüber. Das war ein gutes Zeichen. Er hatte gesagt, daß die Elefanten im Klub einander niedertreten müssen. Er ging noch hierüber hinaus und nahm sich vor, diesen hier nicht nur niederzutreten, sondern niederzuspringen. Er nahm, als das Zeichen gegeben wurde, einen kräftigen Anlauf, schwang sich empor und sprang den Gegner einfach über den Haufen. Im nächsten Augenblicke kniete er auf ihm und rief den Musikanten zu: „Den Triumph für ihn, laut, laut!“
    Allgemeine Stille ringsum. Nur Abdullah, der Schreiber, rief zornig aus: „O weh! Schon zwei! Das darf nicht geduldet werden! Heraus mit dem Nilpferd! Das muß ihn niederstampfen!“
    Das Nilpferd erschien. Es war ein kurzer, dicker Kerl, mit sehr viel Fett, aber wenig Muskeln ausgestattet. Der verdrehte kühn die Augen und hatte guten Mut. Er senkte den Kopf wie ein Renner, noch ehe das Zeichen gegeben wurde. Dann rannten sie aufeinander los. Es gab einen gewaltigen Krach; dann lag das Hebroner Ungeheuer am Boden, streckte die Beine in die Luft, hielt sich mit beiden Händen den Kopf und brüllte, als ob man im Begriff stehe, ihn auf dem Rost zu braten. Der Bub aber stand aufrecht da und lachte den Musikanten zu: „Da braucht ihr nicht zu trommeln und zu blasen: der tut es selbst!“
    Nun sollten die Riesen des Ozeans zeigen, was sie konnten. Das Viereck löste sich auf. Man ging zur Zisterne, in deren Tiefe die letzte Entscheidung stattfinden sollte. Thar war der erste, der dort eintraf; er stand bereit, hinabzusteigen. Die Hebroniten waren weniger schnell. Am langsamsten bewegten sich die Walfische. Der allerletzte von ihnen, der ankam, war der, welcher mit Thar kämpfen sollte. Er machte ein sehr verlegenes Gesicht, stellte sich an den Rand, schaute hinab und sagte: „Ich nehme die Wahl nicht mehr an!“
    „Du hast sie angenommen und mußt hinab!“ erklärte Abdullah, der Schreiber.
    „Um keinen Preis! Ich gehe!“
    Er drehte sich um und eilte davon.
    „So müssen wir neu wählen!“ sagte Abdullah.
    Da erscholl es aus so viel Kehlen, als noch Walfische vorhanden waren: „Um keinen Preis! Um keinen Preis! Ich gehe – – – ich gehe – – – ich gehe!“
    Sie verschwanden – einer nach dem anderen – – – bis kein Walfisch mehr in der Nähe, sondern nur noch in der Ferne zu sehen war. Die Löwen folgten, ohne adieu zu sagen. Die Nilpferde verkrümelten sich mitsamt den Musikanten in ganz derselben Weise. Die Elefanten zottelten meist einzeln, aber auch zu zweien und dreien hintendrein. Zuallerletzt ritten auch die Erwachsenen fort, ohne uns ein Wort oder einen Wink des Abschieds zu gönnen. Da wandte sich der Bub an Schamah: „Glaubst du nun, daß ich ein Held bin?“
    „Ich glaubte es ja gleich!“ antwortete sie. „Du hast gesiegt. Hier sind die Blumen.“
    Sie reichte sie ihm. Er nahm sie, gab sie meiner Frau und bat, sie für ihn aufzubewahren; sie könne das besser als er. Und nun sahen wir in der Ferne einen anderen, bedeutend größeren Festzug kommen, der augenscheinlich auch hierher wollte. Den hatten unsere Gegner mit ihren scharfen, geübten Augen schon längst gesehen. Darum ihre Eile, von hier fortzukommen. Sie wollten sich von den Ankömmlingen nicht als Blamierte überraschen lassen. Doch auch wir hatten keinen Grund, hier länger zu verweilen, zumal die Zeit nicht mehr fern war, die wir mit Mustafa Bustani verabredet hatten, uns

Weitere Kostenlose Bücher