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41 - Unter heisser Sonne

41 - Unter heisser Sonne

Titel: 41 - Unter heisser Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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reichlich versehen hatte, einen herzlichen Abschied.
    Die Französische Revolution hatte ihren Kreislauf vollendet.
    Aus dem Consulat war ein Kaisertum geworden, und der groß gewordene kleine Korse hatte sich mit einem prunkvollen Hofstaat von Großoffizieren und Großwürdenträgern umgeben. Ganz Europa hörte auf seine Stimme, und nur das stolze Albion verschmähte es, ihm ein Liniensystem in der Partitur des politischen Konzertes zu gestatten. Wie sein Stern emporgestiegen war, so sollte er auch wieder sinken und verschwinden, plötzlich, aus dem Nichts in das Nichts – ein Meteor, welcher keine Rückkehr feiert.
    Die Häfen Frankreichs waren von England seit mehreren Jahren so nachdrücklich blockiert worden, daß es kaum einem französischen Schiff gelang, die See zu gewinnen. Diese Sperre legte natürlich den Handel Frankreichs vollständig auf das Trockene. Übrigens hatte Frankreich fast alle seine Kolonien an England verloren und damit ganz unersetzliche Verluste erlitten. Frankreich hätte nun diese Schläge zu verhüten oder an den Gegner zurückzugeben vermocht, aber Napoleon war kein Seemann und hegte bereits damals den großartigen, später so traurig verunglückten Plan, England in Indien über das eroberte Rußland hin anzugreifen. Dazu bedurfte er einer mächtigen Völkerkoalition im Herzen Europas, auf welche er sein ganzes Augenmerk richtete, anstatt einen kürzeren, weniger kostspieligen und weniger unsicheren Weg einzuschlagen.
    Seine Versuche, an der Küste Großbritanniens zu landen, waren stets gescheitert. Es fehlte an einer tüchtigen Flotte und an Männern, deren Namen man neben dem der damaligen britischen Admirale hätte nennen können. Das Erbauen neuer Schiffe erforderte bedeutende Summen, aber sobald sie in See gingen, wurden sie von den Engländern weggenommen. Und doch hätte sich bereits im Jahre 1801 Napoleon einer Erfindung bemeistern können, durch welche er England in Furcht versetzt haben würde. Robert Fulton, der berühmte amerikanische Mechaniker, war nach Paris gekommen, um zu beweisen, daß es möglich sei, Schiffe mittels der Kraft des Dampfes zu bewegen. Er stellte daselbst im Verein mit dem damaligen amerikanischen Vertreter in Paris, Kanzler Livingstone, verschiedene Versuche an, welche aber nicht beachtet wurden. Aus diesem Grund ging er nach England, wo er auch keinen Beifall fand. Dennoch ließ er sein Projekt nicht fallen und kehrte zwei Jahre später nach Paris zurück.
    Er brachte auf der Seine sein erstes Versuchs-Dampfboot in Gang, wurde aber von keiner Seite unterstützt. Er wandte sich direkt an den ersten Consul, und es wurde ihm eine Audienz gestattet. In einem Zimmer der Tuilerien standen beide einander gegenüber, der Held des Dampfes und der Heros der Schlachten.
    „Man sieht ein“, sagte Fulton nach einer längeren Debatte über seine Erfindung, „daß die Dampfkraft der Schiffahrt von ungeheurem Nutzen sein und sie auf ungeahnte Weise heben wird. Die Entfernungen werden schwinden, die Schwierigkeiten sich vereinfachen, die Gefahren und Unglücksfälle sich vermindern. Die Manövrierfähigkeit eines Schiffes muß sich verzehnfachen, wenn sie nicht mehr von Wind und Segelwerk abhängig ist. Derjenige Fürst, welcher die ersten Kriegsdampfer baut, wird jeder Marine der Welt überlegen sein.“
    Der Consul hatte schweigsam und mit einem sarkastischen Lächeln um den Mund zugehört. Jetzt ergriff er Fulton beim Arme und zog ihn ans Fenster. Auf die vor demselben wogende Menge der Passanten deutend, fragte er in einem sehr ironischen Tone:
    „Sehen Sie die neue Erfindung, welche viele dieser Leute zwischen den Lippen tragen?“
    „Ich sehe sie“, antwortete Fulton. „Es ist die Zigarre, welche man jetzt auch in Frankreich zu rauchen beginnt.“
    „Nun wohl! Alle diese Raucher sind lebendige Dampfmaschinen. Sie entwickeln Dampf, weiter nichts!“
    „Ich wage zu bemerken, daß der Rauch nicht mit dem Dampf zu verwechseln ist. Es ist nicht Dampf, was bei dem Rauchen einer Zigarre entsteht.“
    Bei diesem Einwand zogen sich die Brauen des ersten Consuls unmutig zusammen; er war es nicht gewohnt, sich von einem schlichten Mechanikus korrigiert zu sehen; darum klang seine Stimme schroffer als bisher:
    „Dampf oder Rauch, das bleibt sich gleich! Wie kann dem Rauch einer Zigarre die Kraft innewohnen, ein Schiff zu treiben? C'est drôle – es ist lächerlich!“
    Fulton wagte jetzt keine abermalige Berichtigung, aber er entgegnete in dem

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