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42 - Die Trommeln von Scorpio

42 - Die Trommeln von Scorpio

Titel: 42 - Die Trommeln von Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Jemand hatte also auf mich gewartet. Ich schloß im Geist eine Wette ab, und als ich sah, daß Tilly an der Hintertür stand und die Laterne hielt, hatte ich sie gewonnen.
    »Mu-lu!« rief Tilly aus. Ich erkannte, daß sie über den Anblick ihrer Freundin nicht entsetzt, sondern erheitert war. Ich würde Manting noch nicht wieder herunterlassen, nein, bei Krun!
    »Geh, Tilly. Und danke fürs Warten.«
    Mu-lu ereiferte sich weiter über walfargische Ehre – ich beachtete sie nicht. Sollte hinten ebenfalls eine aufgebrachte Menge warten, hatte sie ausreichend Gelegenheit zur Überprüfung, welchen Nutzen ihre Ehrvorstellungen angesichts eines schmutzigen Straßenkampfs mit allen gemeinen Tricks hatte.
    Die Frau der Schleier erhellte zusammen mit Tillys Laterne einen Hof voller Schatten. Die Hintertür der Wohnung führte zusammen mit anderen Türen des Gebäudekomplexes in einen gewöhnlichen Hinterhof. Mondlicht ergoß sich links von uns über den verfallenen Torbogen. Tilly führte uns rasch über das Steinpflaster. Ich lauschte angestrengt, konnte aber keine Geräusche eines auf der Lauer liegenden Mobs ausmachen.
    Das an den Rändern etwas abgenutzte Holztor stand halb offen. In der Straße dahinter standen die Frauen dicht aneinandergedrängt beisammen. Sie erinnerten mich an einen verlorenen Vogelschwarm, der sich im Regen auf einem Zaun zusammendrängt. Die Ereignisse hatten sie überrascht. Noch waren sie dem Dilemma nicht entkommen.
    »Gut, Lola. Wohin jetzt?«
    »Das muß Mu-lu entscheiden. Sie ist unsere Anführerin.«
    Mu-lu stieß ein Fauchen und einen Schwall von Verwünschungen aus, die im Grunde alle besagten, daß ich sie sofort wieder auf die Füße stellen sollte, sonst ...
    »Sonst was, Mu-lu? Ich warne dich! Solltest du wieder versuchen, dich dem Mob allein zu stellen, werde ich dich erneut davon abhalten.«
    Ich stellte sie wieder auf die Füße – unsanft.
    Das rote lohische Haar, dunkel im Mondlicht, fiel ihr in die Augen. Sie wischte es wütend beiseite, als wolle sie mich damit niederschlagen.
    »Wer hat dich zu meinem Hüter ernannt, Drajak der Schnelle?«
    Angesichts der Ironie, die diese Frage enthielt, zuckten mir die Lippen.
    Ich sagte: »Führ uns an irgendeinen sicheren Ort, Mu-lu. Dann können wir über die Geheimnisse deiner Zukunft und deines Schicksals diskutieren.«
    »Du bist ein verdammter, unverschämter Mann!«
    »Um Hlo-Hlis süßen Willen! Geh schon, Frau!«
    »Er hat recht, Mu-lu«, schnatterte Tilly.
    Sogar Nola, die ihren Speer wie einen Suppenlöffel hielt, nickte zustimmend.
    Nun, schließlich überquerten wir alle die Straße. Wir waren auf der Hut. Die unangenehmen Geräusche des Pöbels verklangen nach und nach.
    »Sie werden einbrechen und unser Haus verwüsten«, klagte Lola. Ihre Worte waren voller Bedauern und Wut.
    Nan-ni-Oboling, eine Frau, die irgendwie fuchsartig aussah und einen überladen verzierten Brustpanzer trug, fauchte: »Wir hätten sowieso nicht zurückkehren können. Ich bin deswegen sehr wütend.«
    »Da man uns daran gehindert hat, um unsere Sache zu kämpfen, müssen wir unsere Pläne eben ändern.« Mantings Bemerkung war auf mich gemünzt. Ich gab keine Erwiderung.
    »Am besten gehen wir zu meinem Bruder«, sagte Lola. Sie sagte es so, als entspräche ein Besuch bei ihrem Bruder dem bei einem Zahnarzt ohne Akupunktur.
    »Das ist nicht gut«, sagte Manting. »Er ist bekannt.«
    Lindy-ma-Sendiyin fragte: »Nun, wohin dann?« Sie hatte unter dem Helmrand ein gerötetes Gesicht, und ihre Stimme klang gereizt. Sie war Tilly zu Beginn unserer Flucht als erste gefolgt.
    Nun wurde Tilly munter. »Laßt uns doch zu meiner Schwester gehen.«
    »Du hast doch gesagt, sie hält nichts von uns.« Manting warf Tilly einen schrägen Blick zu.
    »Sie findet es dumm, daß du die Vergangenheit zurückholen willst, und ihr gefällt die Art nicht, wie ich dich mag.«
    »Eifersucht.« Mu-lu-Manting schnaubte.
    »Wir standen uns sehr, sehr nahe. Du kannst ...«
    »O ja. Also gut. Wenda!« *
    Also schlich unser verlorener kleiner Haufen durch die vom Mondlicht beschatteten Straßen, vorbei an dunklen Arkaden, deren wuchtige Architektur eine unbestimmte Bedrohung ausstrahlte, bis wir zu einem Block gelangten, der sich nicht sonderlich von dem unterschied, den wir eben verlassen hatten.
    Hier öffnete uns Tillys Schwester Milly die Tür. Mir war vom ersten Moment an klar, daß sie von den Anhängerinnen des neuen lohischen Reiches überhaupt nichts hielt. Dennoch

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