42 - Die Trommeln von Scorpio
Erschöpfung, Anspannung und Furcht. »Das haben wir schon öfter erlebt«, erklärte er. »Der arme Rogrifor wird lange Zeit zum Sterben brauchen – unter Schmerzen. In Gnade, Rhagran«, sagte er zum Rapa-Kapitän der Wache. »Erlöse ihn.«
»Möge Rhapaporgolam der Seelenräuber ihn zu sich nehmen!« sprach dieser, und das Schwert durchtrennte sauber die Kehle des Mannes.
Llodi wollte etwas sagen, doch ich hinderte ihn daran. »Ich werde mit Chan wegen der Strangdja reden.«
Die Waffe des toten Wächters lag am Boden. Ich sagte zu Chan: »Du würdest mir einen Gefallen erweisen, Strom Chan, wenn du meinem Kameraden Llodi erlauben würdest, die Strangdja zu nehmen.«
»Natürlich, natürlich.« Er zupfte sich am Bart und starrte auf den toten Rapa hinunter.
So gelangte Llodi in den Besitz einer Strangdja, der gefürchteten Waffe Chems mit der stechpalmenblattförmigen Metallspitze und der Schneide, die mühelos einen Kopf abtrennen kann.
14
Die Truhen erwiesen sich als wertlos.
Der Gon, der so große Angst hatte, daß ihm alles gleichgültig war, erholte sich langsam. Wir hatten sinnlos einen Mann verloren. Außer ... Einer der Wächter, ein untersetzt gebauter Brukaj, hob einen kleinen Diamantring auf. Sein stures Bulldoggengesicht schaute mürrisch drein, als der Rapa-Cadade ihm befahl, ihn abzugeben.
»Es gehört dem Strom, Benormy, vergiß das nicht!«
»Ja, Jik.«
Chan nahm den Ring und drehte ihn zwischen den Fingern herum.
»Magie«, verkündete er. »Zumindest haben wir etwas aus diesem Chaos gewonnen.«
Rollo und ich tauschten einen Blick. Chan war kein Zauberer aus Walfarg. Rollo sagte leise: »Zu Chans Lebzeiten ... Das heißt ... Nun, du weißt schon, wie ich es meine ... war Walfarg voller Zauberei. Manchen Gegenständen kann man auferlegtes Kharma verleihen, das einige Zeit funktioniert.«
»Ich habe noch nie viel von magischen Ringen gehalten.«
»Ich auch nicht. Sind viel zu riskant. Heutzutage, wo wir Zauberer uns nur mit Mühe in Whonban halten können, hat sich ganz Loh dieser Meinung angeschlossen.«
Die Erinnerung an Marta Renberg spukte durch mein Hirn, und ich wünschte mir, Korero könnte mit seinen beiden Schilden hinter mir marschieren.
Mevancy hatte zugehört und sagte: »Weißt du, bei Spurl, es wird für Chan ein gewaltiger Schock sein, wenn er das mit der vergangenen Zeit erfährt.«
»Er ist in die Tiefe gestiegen, als das Reich Loh die größte Macht in diesem Teil von Paz war; nun wird er nur noch eine staubige Erinnerung daran vorfinden. Das wird hart.«
»Sofern er den Weg findet.« Llodi polierte seine Neuerwerbung.
»Fang nicht damit an, Llodi!«
Da es in diesem Gewölbe sonst nichts Interessantes mehr gab, durchschritten wir alle nach und nach die Gangöffnung am anderen Ende. Das milchige Licht herrschte auch hier.
»Wir müssen mit Überlegung weitergehen«, sagte ich gereizt.
»Das ist nicht einfach, wenn die Gänge nicht gerade verlaufen.« Chans Gesicht zeigte deutlich einen Anflug des deprimierten Ausdrucks der Niederlage. »Uns bleibt nichts anderes übrig, als weiterzumachen, so gut wir können.«
Der Gang führte lange Zeit geradeaus. Irgendwann kamen wir an dem Skelett eines Khibil vorbei. Da außer den vergilbten Knochen nichts am Boden lag, war anzunehmen, daß seine Gefährten alles mitgenommen hatten und weitermarschiert waren. Wir sahen uns den Boden, die Wände und die Decke genau an, bevor wir weitergingen. Es passierte zwar nichts, doch die Anspannung, die durch die Ahnung eines Unheil entstand, ließ die abgestandene Luft knistern.
Wir gelangten an eine Kreuzung. Hier erforderten zwei gegenüberliegende Türen eine Entscheidung über die nun zu verfolgende Richtung. Chan sagte: »Ich bin müde, hungrig und durstig. Wir haben hier unten frischen Proviant gefunden, deshalb würden mein Gefolge und ich gern eine Rast einlegen.«
»Eine großartige Idee, Strom«, sagte Mevancy sofort.
Da erst fiel mir auf, daß ich – Rollo und Llodi ging es sicherlich genauso – fast am Verhungern und Verdursten war. Hier war unbedingt ein kühler Trunk fällig.
Chan wandte sich an seinen Cadade und wies mit dem Kopf auf die linke Tür, auf der abblätternde blaue Farbe grauen Untergrund enthüllte. Rhagran zeigte auf die Tür und befahl: »Benormy und Domesti! Durchsucht diesen Raum.«
Der Brukaj und ein Och traten vor. Sie bewegten sich zwar bereitwillig, waren aber nicht glücklich über den Auftrag. Nun, bei Vox, wer wäre es
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