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42 - Die Trommeln von Scorpio

42 - Die Trommeln von Scorpio

Titel: 42 - Die Trommeln von Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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verschont geblieben. Wenn ich an meine Güter in Wioldrin denke, die Pläne, die ich für das Konservatorium und die Rosenlauben hatte, werde ich nachdenklich. Und dann ist da noch Susy-Lee-Sarin. Ah! Hlo-Hli muß mir helfen, hier herauszukommen, denn Susy und ich werden heiraten.« Er zupfte sich am Bart. »Falls ich in die Heimat zurückkehren sollte, werde ich wohl kaum erneut zu Abenteuern aufbrechen. Susy wird mich mit anderen Dingen in Atem halten.«
    »Du wirst zu deiner Susy zurückkehren, Strom«, sagte ich und ließ es zuversichtlich klingen.
    Er beschäftigte keinen Sklavenaufseher. Oft sind Wächter von achtloser Grausamkeit, wenn sie Sklaven unter ihrer Aufsicht haben. Diese Rapas trugen Peitschen. Mir war aufgefallen, daß sich Chan anscheinend über das Wohlergehen seiner Sklaven, die er als seine Leute bezeichnete, Gedanken machte. Möglicherweise tat er es auch nur deshalb, weil sie die unterwegs gefundenen Schätze trugen. Wie dem auch sei, bis jetzt waren die Peitschen in meiner Gegenwart noch nicht benutzt worden.
    Direkt neben dem Gemach, in dem wir uns ausgeruht hatten, enthüllten weitere mit Vorsicht geöffnete Türen weitere Gemächer. Wir befanden uns offenbar in einem Komplex von Wächterunterkünften, die bis auf den Raum, in dem wir geruht hatten, alle unbewohnt wirkten. Ich mußte mir den Gedanken ins Gedächtnis zurückrufen, daß dieses unterirdische Labyrinth bewohnt war – und zwar von den Angehörigen des Reiches der Trommel. Der Zauber hatte sie mitsamt der Einwohner der Stadt des Ewigen Zwielichts in seinen Bann geschlagen. Hier unten war alles seit über fünfhundert Perioden unverändert. Es war alles so wie am Tag des Banns.
    Wir gingen weiter. Ich sagte zu Rollo: »Wie groß ist die Chance, daß du die Nähe Na-Si-Fantongs spürst?«
    »Bei dem starken Kharma hier unten nicht sehr groß.«
    »Nun, wenn wir auf ihn stoßen sollten ...«
    »Wir werden tun, was wir können«, sagte Rollo hochmütig.
    Er ging wieder voraus, da wir uns am Schluß der Kolonne aufhielten. Die steinernen Wände waren hier wieder grob herausgemeißelt worden. Ein Sklave, ein junger Quanim mit spitzen Ohren und langem Kinn, hatte sich in den Fuß geschnitten. Er trug ein in Sackleinen eingewickeltes Bündel und fiel zurück. Ein Rapa-Wächter ging vorbei.
    Unter den Sklaven gab es Fristles; in Chans Wache allerdings nicht. Die Katzen- und Vogelmenschen kamen meist nicht gut miteinander aus. In der Wache gab es auch keine Pachaks, Khibils oder Chuliks.
    Der Rapa drehte den Kopf, um zur Kolonnenspitze zu spähen. Er hatte dunkle Federn und sah aus wie der typische geierhafte Rapa, dem ich vor langer Zeit als erstem Angehörigen seiner Rasse auf Kregen begegnet war. Die anderen der Kolonne verschwanden um die Ecke. Der Rapa löste die Peitsche. Er schlug den jungen Quanim.
    »Hoch mit dir, Shint! Beweg dich, oder ich ziehe dir die Haut ab! Grak! «
    Das widerwärtige Wort Grak soll veranlassen, daß ein Sklave sich duckt; er soll arbeiten, bis er tot umfällt. Es ist ein Wort und gleichzeitig eine Gesinnung, die ich verabscheue.
    Der Quanim lud sich das Bündel wieder auf. Von seinem Fuß tropfte Blut. Der Rapa schlug ihn unnötigerweise erneut. Der Junge schrie auf.
    Ich ging zu den beiden zurück. O ja, ich weiß. Dray Prescot kann aus solchen Situationen die Nase nicht heraushalten. Es war ziemlich offensichtlich, daß Strom Chan seine Sklaven am Herzen lagen. Der Rapa hätte es niemals gewagt, in Gegenwart seines Herrn so zu handeln.
    Ich packte den Rapa an der Schulter, riß ihn herum und gab ihm eins auf den großen, gekrümmten Schnabel. Er war so überrascht, daß er zurücktaumelte und die Peitsche verlor. Seine dunklen Federn sträubten sich. »Geh voraus, Schnabel. Gehorche!«
    Er starrte mich einen Augenblick lang bösartig an. Dann hob er die Peitsche auf und machte sich davon.
    Der Quanim sah verängstigt aus. Ich sagte: »Es ist in Ordnung. Dein Herr erlaubt das Peitschen nicht. Nun geh weiter.«
    »Vielen Dank, Herr.« Er humpelte weiter.
    Ich holte tief Luft. Opaz sei Dank! Ich hatte mich auf eine äußerst häßliche Szene vorbereitet, doch sie war glimpflich verlaufen.
    Ich ging los. Der Quanim verschwand mit seinem Bündel um die Ecke. Einige Augenblicke lang hielt ich mich allein in dem Gang auf.
    Als ich die Ecke erreichte, ging ich weiter – und blieb jäh stehen.
    Ich erstarrte.
    Der Gang war leer. Niemand war zu sehen. Nicht eine einzige lebende Seele marschierte vor mir. Der

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