42 - Die Trommeln von Scorpio
schmuddelig war und ich ihn am ersten Fluß ordentlich waschen würde. Viele der Frauen trugen allerdings Wickelröcke in verschiedenen Farben. Ich hoffte nur, daß niemand den vallianischen Dolch unter Follys Schärpe entdeckte.
Entweder, indem er das Mädchen durchsuchte oder ihn in den Leib bekam.
»Bei Papachak der Allmächtigen!« Wa-Te zeigte mit dem Kopf nach oben. »Es wird ziemlich dunkel!«
Mir war nicht verborgen geblieben, daß das blasse Licht schwächer wurde. Ich konnte ganz gut sehen, doch den Ausrufen der Sklaven und der Art, wie sie weiterstolperten, war zu entnehmen, daß sie es nicht konnten. Schließlich kam der Befehl zum Anhalten. Niemand setzte sich – bis auf jene, die vor Erschöpfung umfielen –, denn es brachte einem nur einen Peitschenschlag auf den nackten Rücken ein. Nach einer langen Wartezeit gab man den Befehl zum Sitzen. Die Joche wurden nicht entfernt, also hielten die Leute an der Spitze es nur für einen kurzen Aufenthalt.
Wie ich bereits erwähnte, sind die verdammten Kataki-Sklavenaufseher erfahrene Menschenverwalter – das schließt Frauen mit ein, auch wenn es bei dieser widerlichen Disziplin Unterschiede gibt –, und sie zu täuschen ist eine hohe Kunst. Ich hatte Übung darin, Zair kann es bezeugen! Für unsere Fesseln gab es keine Schlüssel. Der Eisenring wurde um den Fuß gelegt und dann mit Nieten verschlossen.
Wir hatten Glück gehabt. Ein uralter Sklavenaufsehertrick besteht darin, die Niete durch den Knochen zu treiben. Das ist unangenehm.
Da sich die Gänge durch den Fels schlängelten, mal schmaler wurden und sich wieder zu Höhlen erweiterten, waren wir nicht hintereinander ans Joch gefesselt; eine vorbildliche Methode, die armen, dem Untergang geweihten Sklaven in eine vernünftige Marschrichtung zu bringen.
Direkt hinter uns stolperten ein Gon und ein Brokelsh. Das schwarzgesträubte Körperhaar des Brokelsh hob sich stark von dem dick wuchernden weißen Haar des Gon ab. Für den Gon bedeutete das weiße Haar tiefste Schande. Seine Augen waren glanzlos, seine Lippen hingen schlaff herab.
Während einer kurzen Pause sagte ich zu ihnen: »Doms! Wenn ich ›Greesh‹ rufe, müßt ihr schnell die Köpfe einziehen.«
Sie starrten mich an, als hätte ich den Verstand verloren. Nun, vielleicht traf es auch zu. Hier stand ich nun, der angeblich große und mächtige Herrscher, und war ein angeketteter Sklave. Außerdem war nun klar, daß sämtliche Ereignisse, die damit begonnen hatten, daß die Herren der Sterne mich absetzten, um Mu-lu-Manting zu retten, anscheinend alle in eine Richtung zielten. Und ich stand da, angekettet wie ein Leem in der Ködergrube eines Lords. Ich rief Makki-Grodno und die Heilige Dame von Belschutz an – häufig, bei Krun!
Der nächste Halt dauerte an. Bald darauf stolperte ein Rapa mit fehlendem Schnabel und blutgetränkten Federn vorbei, um einen Nadelstecher zu finden. Er war Wächter, kein Sklave. »Das da vorn muß eine ernste Sache sein«, sagte Wa-Te.
»Aye.«
Weitere Verwundete kamen zurück. Dann tauchte Yaka der Hieb auf und schwenkte vielsagend die Peitsche. Er befahl den harmlosen Ochs, unsere Ketten von der Hauptkette zu lösen. »Einzeln aufstellen!« brüllte er, daß es widerhallte. Unter viel Geschlurfe und – da die Sklaven eingeschüchtert waren – wenigen Flüchen stellten wir uns auf. Das Licht war nach der Dunkelheit in den Gängen hinter der Stalagmitenhöhle wieder etwas heller geworden. Wa-Te stand vor mir, der Gon hinter mir.
Wir schlurften los, begleitet von dumpfen Schlägen und knallenden Peitschen.
Wir betraten eine Höhle, in der düsteres Dämmerlicht herrschte, dennoch konnte ich sehen, worum es bei der ganzen Aufregung ging. Die Luft war feucht und stank nach verwesendem Fleisch und Pflanzen; der Geruch durchdrang unseren Sklavengestank. In der linken Wand gab es unzählige mannsgroße dunkle Öffnungen. Rechts stand die Höhle voller Syatras, die diesmal aus dem Boden wuchsen. Sie streckten die fleischigen Tentakel nach der Kolonne aus. Auf dem Boden lagen keine Toten; Menschen, die die Mörderpflanzen ergriffen hatten, verschwanden in den sarggroßen Schlünden. Verstreut herumliegende Syatrastücke sprachen beredt von dem Kampf, sich einen Weg durch die Gewächse zu bahnen.
Wir bewegten uns weiter, und alle Augen der Kolonne starrten gebannt und voller Furcht auf die Syatras, als ich zurückschaute.
Nun, es war Ponsho- und Leem-Zeit.
Yaka der Hieb ging die Reihe entlang und
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