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42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

Titel: 42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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der ‚Jeffrouw Mietje‘ nach Funchal kam. Als die Wirtin ihn erblickte, erhob sie sich von dem Stuhl, auf welchem sie an der Seite ihrer Freundin saß, und streckte ihm die Hände entgegen.
    „Ah, Master Helmers, willkommen!“ meinte sie. „Der Anblick solcher Leute kann einen erfreuen.“
    Er schlug mit ihr ein und antwortete:
    „Immer munter, Ma'am. Freue mich stets. Euch wiederzusehen. Schickt mir einen Porter hinaus.“
    Er trat in das hintere Zimmer. Die Wirtin schickte ihm das Verlangte und setzte sich dann wieder neben die Holländerin.
    „Ein prächtiger Kerl, dieser Helmers“, meinte sie. „Hell und schlupf wie ein Delphin.“
    „Und gut dazu“, nickte die Holländerin.
    „Ich glaube, daß seine Frau keine Not mit ihm hat.“
    „Keine!“ bestätigte Jeffrouw Mietje. „Er ist nüchtern wie keiner und spart nur für sein Weib und seinen Jungen. Und klug. Denkt Euch, er hat sogar das Gymnasium besucht.“
    „Ah, wirklich? Warum ist er nicht Pfarrer oder Advokat geworden?“
    „Es hat nicht gelangt, denn seine Eltern waren arm. Er hat einen Freund gehabt, einen gewissen Sternau, der mit ihm das Gymnasium besuchte; dessen Vater hat mit für ihn bezahlt, ist aber leider vor der Zeit gestorben. Dieser Sternau ist jetzt ein ganz und gar berühmter Arzt und noch dazu ein reicher Mann geworden, durch einen Grafen.“
    „Ist's möglich!“ meinte Mutter Dry, die hier eine interessante Geschichte witterte.
    „Ja. Er hat einen Grafen, der blind war, geschnitten und geheilt, und dieser hat ihm für die Seinen ein paarmal hunderttausend Dollar gegeben, vielleicht war es gar noch mehr.“
    „Herrjesses!“ rief Mutter Dry, die Hände in heller Verwunderung zusammenschlagend.
    „Es ist eine schreckliche Summe, aber ich gönne sie diesem Doktor Sternau, denn er mag bei all seiner Klugheit auch ein gar lieber und guter Mynheer sein. Seine Familie wohnt nämlich mit der Familie unseres Steuermanns zusammen, mitten in einem Wald bei Mainz.“
    „Mitten in einem Wald? Schrecklich! Wenn die Bären oder Indianer kommen!“
    „Bären und Indianer wird es vielleicht bei Mainz nicht geben. Als das viele Geld dort angekommen ist, haben Sternaus zu der Frau unseres Steuermannes gesagt, daß nun auch ihre Not zu Ende sei; sie würden ihm gern soviel vorschießen, daß er sich ein Schiff kaufen und selbständig frachten könne.“
    „Das ist schön. Da müssen die beiden Familien allerdings gut Freund sein. Ich will es dem Helmers gern gönnen, wenn es ihm wohl geht. Seeleute wie er sind jetzt sehr selten zu finden.“
    In dieser Weise wurde das angefangene Thema weiter ausgesponnen, wobei Jeffrouw Mietje immer strickte und Mutter Dry ihr Buffet bediente. Unterdessen hatte der Steuermann an einer bescheidenen Stelle des Hinterzimmers Platz genommen. Er gehörte nicht zu denjenigen Menschen, welche sich anderen gern aufdringlich nahen. Dennoch aber hatte er die Aufmerksamkeit einiger Anwesender erregt, die ihn bereits früher kennengelernt hatten.
    „Holla, Steuermann Helmers“, sagte einer von ihnen. „Auch wieder am Platz? Wir haben vorhin bereits Euren Alten gesehen. Wie geht es, Maat?“
    „Danke, Kapitän; man darf es nicht tadeln. Kapitän Dangerlahn versteht sein Fach und hält auf seine Leute.“
    „Dangerlahn?“ tönte da die scharfe Stimme des Amerikaners herüber. „Seid Ihr Maat bei ihm?“
    „Ja.“
    „Wie lange fahrt Ihr mit ihm?“
    „Vier Jahre.“
    „Wo kommt Ihr diesmal her?“
    „Von den Molukken.“
    „So habt Ihr Gewürz geladen?“
    „Ja.“
    „Zu welchem Wert?“
    „Da müßt Ihr den Kapitän selber fragen.“
    „Na, so ungefähr müßt Ihr als Steuermann es doch auch wissen.“
    „Allerdings, aber nicht für jeden Neugierigen.“
    „Was soll das heißen, Maat? Ich will nicht hoffen, daß Ihr einen altbefahrenen Kapitän unhöflich bedienen wollt!“
    „Und ich will nicht hoffen, daß Ihr denkt, einen jungen, unbefahrenen Swalker aushorchen zu können. Ich schätze, Ihr seid Kapitän Henrico Landola?“
    „Der bin ich allerdings.“
    „So kümmert Euch um Eure eigene Ladung, die allerdings nicht aus Gewürz zu bestehen scheint!“
    Da sprang der Kapitän einen Schritt hinter der Tafel hervor.
    „Sucht Ihr etwa Zank, junger Mensch? Ihr könnt ein gutes, scharfes Messer finden! Was habt Ihr Euch um meine Ladung zu kümmern?“
    „Und was Ihr um die meinige?“
    „Ich habe Euch ehrlich gefragt, aber nicht in Rätseln gesprochen. Glaubt Ihr etwa, daß ich unrechtes Gut

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