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42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

Titel: 42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Angreifer einen so kräftigen Hieb über den Magen, daß Cortejo niederstürzte. Er raffte sich jedoch schnell wieder auf.
    „Hund“, brüllte er, „das sollst du mir entgelten!“
    Er wollte den andern packen, kam aber nicht dazu. Sein Gegner war zwar nicht groß und stark gebaut, schien aber in körperlichen Übungen eine sehr bedeutende Gewandtheit zu besitzen, denn ehe Cortejo es sich versah, lag er wieder auf dem harten Setzpflaster der engen Straße, und dieses Mal wurde ihm das Aufstehen nicht wieder so leicht als vorher. Als er endlich aufrecht stand, waren die Maultiere vorüber, und er erblickte aus den vergitterten Fenstern der benachbarten Häuser so viele Augen spöttisch auf sich gerichtet, daß er eilig von dannen schritt, ohne sich um den Sieger zu kümmern.
    Dieser war übrigens bereits ziemlich weit entfernt; er hatte sofort nach dem zweiten kräftigen Hieb seinen Weg fortgesetzt, ohne sich auch nur ein einziges Mal nach Cortejo umzudrehen. Er schritt über die prächtige Brücke, welche den Ebro überspannt und die Stadt in zwei Hälften teilt, und trat dann in eines der größten Häuser, welches Saragossa aufzuweisen hatte.
    Dieses Haus gehörte dem Bankier Salmonno. Dieser war ein Millionär und zugleich Besitzer eines ungeheuren Stolzes. Er stammte aus einer jüdischen Familie namens Salomon, schämte sich jedoch dieser Abkunft und hatte deshalb dem Namen seiner Eltern den spanischen Klang Salmonno gegeben. Übrigens war sein Stolz nicht größer als der Geiz, den er besaß.
    Als der junge Mann durch den Eingang trat, winkte ihm der Portier zu. „Señor Sternau“, sagte er, „es ist gut, daß Ihr kommt.“
    „Warum?“
    „Don Salmonno hat bereits zweimal nach Euch gefragt.“
    „Was soll ich?“
    „Ich weiß es nicht; aber er zürnte, daß Ihr nicht zugegen wart.“ Der junge Mann nickte gleichmütig und öffnete eine mächtige, mit Eisen beschlagene Tür, welche in einen langen, niederen Raum führte, wo zahlreiche Commis an ihren Pulten saßen.
    „Schnell, Señor Sternau“, flüsterte der vorderste von ihnen. „Der Don hat übles Blut!“
    „Weshalb?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Pah! Haben Sie nicht auch übles Blut?“
    „Hm. Man muß schweigen.“
    „Ich bedaure Sie, Señor. Heute, zu Beginn des Karnevals, hinter dem Pult sitzen zu müssen. Das kann nur in diesem Haus geschehen. Na, ich werde sehen, ob mir das böse Blut Don Salmonnos gefährlich wird.“
    Er durchschritt den Raum und klopfte dann an eine zweite Tür, welche ebenso mit Eisen beschlagen war wie die erste. Es ertönte keine Antwort. Er klopfte abermals, dann zum dritten Mal und erhielt erst Antwort, als er zum vierten Mal mit doppelter Stärke pochte.
    „Entrada – Eintritt!“ rief eine zornige Stimme.
    Er trat ein. Der Raum, in welchem er sich nun befand, war klein, und an seinen drei Wänden standen ebenso viele Geldschränke. Don Salmonno engagierte nämlich niemals einen Kassier; er traute keinem Menschen als nur sich allein. Er hatte sich jetzt von einem alten Drehstuhl erhoben, auf welchem er vor einem noch älteren Pult saß, und fragte grimmig:
    „Warum klopft Ihr?“
    „Weil ich eintreten wollte“, ertönte die ruhige Antwort.
    „Aber so viele Male!“
    „Weil niemand antwortete.“
    „Und so laut!“
    „Weil niemand hörte.“
    „Was wollt Ihr?“
    „Man schickt mich zu Euch.“
    „Ja, ja, ich wollte mit Euch reden, aber wenn ich mit dem Erzieher meines Sohnes reden will, so ist er niemals zu Hause. Sind die Deutschen alle so liederlich?“
    „Die Deutschen sind nicht liederlicher als die Spanier, Señor, und ich kann wohl sagen –“
    „Don werde ich genannt, aber nicht Señor!“ unterbrach ihn der Bankier.
    Sternau zeigte ein sehr ruhiges Lächeln und sagte:
    „Don werden nur die Angehörigen des hohen Adels genannt, aber wenn dieses Wort Euch Vergnügen macht, so sollt Ihr es oft genug zu hören bekommen, Don Salmonno. Was ich aber sagen wollte, das ist, daß ich bisher stets zu haben gewesen bin, wenn ich gerufen wurde, Ihr habt Euch also vorhin einer großen Ungenauigkeit oder gar Unwahrheit schuldig gemacht. Ihr wißt, daß ich meine Pflicht erfülle, und da denke ich, daß ich auch das Recht habe, die gewohnte Achtung und Höflichkeit zu beanspruchen.“
    „Vergeßt nicht, daß Ihr in meinen Diensten steht und mein Untergebener seid!“ rief der Geldmensch.
    „Der Erzieher ist niemals der Untergebene der Eltern, sondern ihr Freund und Helfer, denn er arbeitet an

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