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42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

Titel: 42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sagen müssen“, beteuerte Alimpo; „sonst, ja sonst zerreiße ich ihn! Ja, Señor, ich bin ein grimmiger Mensch, wenn ich einmal in Wut gerate!“
    Sternau lächelte und fragte:
    „Seid Ihr denn schon einmal in Wut gewesen, Señor Alimpo?“
    „Nein, noch niemals; aber ich ahne, daß ich dann ganz schrecklich bin, ungefähr so wie ein Tiger oder ein Krokodil oder gar wie eine – Fledermaus.“
    Dem guten Juan Alimpo schienen die Fledermäuse also die allergrimmigsten Tiere zu sein. Übrigens zog er jetzt eine Schnur aus der Tasche und band dem Besinnungslosen die Hände so fest auf dem Rücken zusammen, daß dieser sie sicher nicht zu rühren vermochte, falls er wieder zum Bewußtsein kam.
    „So, der ist gebunden“, meinte er. „Was befehlt Ihr noch, Señor?“
    „Ich werde jetzt mit der gnädigen Contezza nach dem Schloß gehen, um Euch Leute zu senden“, antwortete Sternau. „Dieser eine wird sofort, nachdem er erwacht ist, in ein sicheres Gewahrsam gebracht, die anderen aber müssen wir liegen lassen, bis der Alkalde kommt, um den Tatbestand aufzunehmen.“
    „Ein sicheres Gewahrsam haben wir, Señor, ein Gewahrsam, aus welchem er mir nicht entkommen soll!“
    „Schön! Das ist sehr notwendig! Aber nehmt Euch jetzt hier noch sehr in acht! Es sind Mörder entkommen. Wir wissen nicht, wie viele es ihrer sind, und es ist also möglich, daß sie zurückkehren, um den Gefesselten zu befreien.“
    „Wiederkommen? Befreien?“ fragte der Kastellan erschrocken. „Und da soll ich hierbleiben?“
    „Ja.“
    „Aber wenn sie nun gar stechen oder schießen, Señor? Das ist sehr gefährlich! Oh, wenn das meine Elvira wüßte!“
    „Ich halte Euch für einen sehr mutigen Mann, Señor Juan Alimpo!“ sagte Sternau lächelnd.
    „Mutig? Oh, das ist noch nichts!“ antwortete der Kleine. „Ich bin nicht nur mutig, sondern sogar tapfer und verwegen, ja über alle Maßen verwegen, und zwar ganz besonders in Gefahren! Aber ein Stich ist eine böse Sache, und ein Schuß kann noch viel schlimmer sein!“
    „Nun gut! Ich werde Euch meine Büchse laden und zurücklassen, und außerdem sind ja die Messer dieser Toten da. Das ist genug, sich zu verteidigen.“
    Er lud die Büchse und reichte sie dann dem Kastellan hin; dieser aber trat drei Schritte zurück und sagte mit einer abwehrenden Gebärde:
    „Mir nicht, Señor! Ich mag das Gewehr nicht! Wenn man es falsch hält und es geht los, so kann man sich ganz leicht selbst treffen. Gebt es diesen beiden Gärtnern! Es sind zwei Läufe geladen, und da kann jeder von den beiden einen Schuß tun, wenn wir überfallen werden; ich aber will die Messer dieser vier Besiegten nehmen. Damit kann ich unter Umständen vier Feinde stechen und vollständig töten.“
    Es geschah so, wie er verlangte; dann bot Sternau der Gräfin von neuem den Arm und führte sie dem Schloß entgegen. Dort angekommen, bat er sie, den Grafen Emanuel aufzusuchen und dafür zu sorgen, daß ihn die Kunde von dem Überfall nicht unvorbereitet finde und vielleicht in eine schädliche Aufregung versetze. Dann sorgte er dafür, daß sofort eine Anzahl Schloßarbeiter nach dem Tatort ging, und erst nun begab er sich nach seinem Zimmer, um sich zu verbinden.
    Auf der Freitreppe begegnete ihm die fromme Schwester Clarissa, welche einen Spaziergang unternehmen zu wollen schien. Sie erblickte das Tuch um seinen Arm und fragte sogleich:
    „Señor, was sehe ich! Ihr trägt ein Tuch um den Arm, und Eure Kleidung ist blutig! Um Gott, was ist geschehen?“
    Sternau wunderte sich ein wenig, daß die Dame, welche von ihm nicht die geringste Notiz genommen hatte und stets an ihm vorübergerauscht war, ohne ihn bemerken zu wollen, ihn jetzt anredete. Doch antwortete er in höflichem Ton:
    „Ich bin verwundet, Señora.“
    „Verwundet? Mein Gott! Ist das möglich? Wer ist es, der Euch verwundet hat, Señor?“
    „Man kennt die Leute nicht.“
    „Leute? Es waren mehrere?“
    „Ja.“
    „Also kein Duell etwa?“
    „Nein, ein Mordanfall.“
    „Heilige Lauretta, ist man seines Lebens hier auf Rodriganda nicht mehr sicher? Aber“, fügte sie mit einem forschenden Seitenblick hinzu, „Ihr sagtet, daß man sie nicht kenne. So sind also diese Mörder auch außer Euch von jemand gesehen worden?“
    „Von dem Kastellan und zwei Gärtnern.“
    „Und dann sind sie geflohen?“
    „Einer oder einige sind entkommen; drei habe ich getötet, und der vierte ist unser Gefangener. Der Kastellan wird ihn sogleich bringen.“
    Das

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