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42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

Titel: 42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und legte mit lautem Schluchzen des Entzückens ihr Köpfchen an sein Herz.
    „Rosa!“
    Dieses Wort sagte er leise, beinahe unhörbar, aber es klang eine ganze Welt voll Liebe und Glück aus den beiden Silben heraus.
    „Rosa, beruhigen Sie sich. Diese Menschen sind zurückgewiesen worden.“
    Da fiel ihr Blick auf seinen blutenden Arm; sie fuhr erschrocken zurück und rief:
    „Heilige Madonna, Sie bluten! Sie sind verwundet! O mein Gott, was soll ich tun!“
    „Tragen Sie keine Sorge“, bat er. „Ich fühle, daß es nur eine kleine, unbedeutende Fleischwunde ist. Der Stich galt meinem Herzen.“
    „Diese bösen, fürchterlichen Menschen!“ sagte sie schaudernd, während sie einen furchtsamen Blick auf die am Boden Liegenden warf. „Wer sind sie? Und was haben Sie Ihnen getan? Vier Mörder, Carlos, Sie starker, mutiger Mann, Sie sind ein Held!“
    Sie legte sich abermals an seine Brust, und als sie ihre herrlichen Augen zu ihm erhob, strahlte aus ihnen ein solcher Blick von Liebe, Hingebung und Bewunderung, daß er nicht widerstehen konnte; er beugte sich zu ihr hernieder und legte seine Lippen zu einem langen, innigen Kuß auf ihren Mund.
    Da fuhr sie zurück.
    „Man kommt!“
    Es ertönten wirklich eilige Schritte, welche sich vom Schloß her nahten, und gleich darauf kamen drei Männer herbei. Es waren zwei Gehilfen des Gärtners und der kleine Kastellan, Señor Juan Alimpo. Dieser letztere war in den Garten gegangen, um einen Blumenstrauß für das Zimmer Sternaus zu holen. Während des Abschneidens der Blumen hatte man die beiden so kurz aufeinanderfolgenden Schüsse gehört. Das war im Park auffällig; darum vermuteten die drei ein ungewöhnliches, vielleicht gar unglückliches Ereignis und eilten der Gegend zu, in welcher die Schüsse gefallen waren.
    Als der Blick des Kastellans auf die Szene fiel, blieb er erschrocken stehen.
    „Gnädige Contezza! Señor Sternau! Was ist geschehen?“ rief er.
    „Man hat den Señor töten wollen“, antwortete Rosa in noch immer großer Aufregung.
    „Töten?“ fragte der Kleine. „O Gott, wie ist das möglich? Das muß ich meiner Elvira sagen!“
    Er schlug die Hände zusammen und blickte sich um, als erwarte er, daß seine Elvira in der Nähe sei.
    „Aber der Señor hat gesiegt“, fuhr Rosa fort. „Er hat die vier getötet.“
    „Vier? Oh! Ah!“ rief Alimpo erstaunt. „Vier Männer auf einmal!“
    „Wohl nur drei“, verbesserte Sternau. „Diesen hier traf ich mit der Faust. Er wird nur betäubt sein.“
    „Betäubt! Mit der Faust! Einen solchen Hieb brächte ich im ganzen Leben nicht fertig! Das muß ich meiner Elvira sagen!“
    „Kommt, helft mir den Leuten die Kapuzen abnehmen“, gebot Sternau. „Wir wollen einmal sehen, ob jemand sie kennt.“
    „Aber Señor, wollen Sie sich nicht vor allen Dingen verbinden lassen?“ fragte Rosa.
    „Das hat Zeit, Doña Rosa“, antwortete er. „Der Stich ist wirklich nicht gefährlich.“
    „Einen Stich! Einen richtigen, wirklichen Stich!“ rief Alimpo. „O mein Gott, das ist schrecklich. Das Blut läuft ja zur Erde nieder! Ach, wenn doch nur gleich meine Elvira da wäre; sie würde Euch verbinden! Kommt her, Señor; ich will euch wenigstens einstweilen das Taschentuch um den Arm binden!“
    Sternau streckte ihm lächelnd denselben entgegen, und der brave Kastellan band sein Tuch so fest darum, daß das Blut nicht mehr hindurchdringen konnte.
    „So, das war das Notwendigste“, meinte er. „O heiliger Sebastiano, ein Mordanfall auf Schloß Rodriganda! Ein Mordanfall mit vier und dabei von dem Angefallenen drei getötet und einen – was wird meine Elvira dazu sagen.“
    Er bückte sich nieder, und die beiden Gärtner halfen ihm, von den Gefallenen die Kapuzen zu entfernen. Es stellte sich heraus, daß man die vier Männer nicht kannte. Drei von ihnen waren wirklich tot. Zweien waren die Schüsse aus unmittelbarer Nähe durch das Herz gedrungen, und dem dritten war durch den Kolbenschlag der Schädel vollständig zerschmettert worden. Rosa wandte sich schaudernd von diesem Anblick ab.
    „Welch ein Hieb!“ meinte Alimpo. „Wie mit einem Dampfhammer! Señor, Ihr habt mehr Körperkräfte als zehn andere Männer zusammen.“
    „Hat jemand eine Schnur oder ähnliches bei sich?“ fragte Sternau, welcher soeben den vierten untersuchte. „Dieser ist wirklich nur besinnungslos. Wir müssen ihn binden. Er wird uns sagen, wer er ist und weshalb mich seine Gefährten töten wollten.“
    „Ja, das wird er

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