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42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

Titel: 42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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es leicht sein, ihm die Freiheit zu geben. Aber bis dahin kann er bereits alles verraten haben.“
    „So muß ihm ein Wink gegeben werden.“
    „Ja, richtig! Diese Geschichte hat mich ganz kopflos gemacht. Es ist ja gar nichts Gewagtes dabei, wenn ich in den Park gehe, um mir den Ort des Überfalles anzusehen. Aber, beim Teufel! Dieser Deutsche ist mir heut entkommen, zum zweitenmal jedoch soll es ihm nicht gelingen; er gegen so viele! Der Kerl muß eine wahre Elefantenstärke besitzen, und daraus lernt man, daß ihm nur mit List beizukommen ist.“
    „Aber wie werdet Ihr es beginnen, um den verhaßten Deutschen endlich zu beseitigen?“ fragte die fromme Dame eifrig.
    „Über das ‚Wie‘ bin ich mit mir noch nicht zu Rate gegangen“, erwiderte der Bundesgenosse Clarissas.
    „Fallen muß dieser Doktor Sternau, wenn wir unseren Plan nicht aufgeben wollen“, bemerkte die Dame entschieden.
    „In keinem Fall dürfen wir unser Vorhaben außer acht lassen“, pflichtete der Notar bei, „darum werde ich jedes Mittel für recht halten, das uns zum Ziel führt.“
    Clarissa nickte zustimmend, und der Notar fuhr fort:
    „Ich gehe jetzt, um den Platz zu besehen, wo das Treffen stattgefunden hat.“
    Er ging und eilte nach dem Park, in welchem sich bereits ein großer Teil der Schloßbewohner versammelt hatte, herbeigeführt von einem Ereignis, wie es in Rodriganda noch nicht vorgekommen war.
    Es geschah ganz so, wie Señor Gasparino Cortejo zu seiner Verbündeten gesagt hatte. Während die drei Leichen im Park unter Bewachung liegenblieben, wurde der Gefangene in das Schloß geschafft. Es war derselbe, welchem der Notar heute seine Verhaltensregeln erteilt hatte. Sie begegneten einander kurz vor dem Schloß. Es gelang Cortejo, unbeobachtet von anderen seine Finger auf den Mund zu legen, so daß der Brigant es bemerkte. Dieser nickte als Antwort leicht vor sich hin, während ein Lächeln der Freude über sein finsteres Gesicht huschte. Dieser Mann konnte es sich denken, daß Cortejo ihn nicht verlassen werde, wenn nur er selbst sich der Hilfe würdig erweise.
    Der Graf geriet bei der Kunde, daß sein Gast und Arzt hatte ermordet werden sollen, in eine ganz ungewöhnliche Aufregung, und es gelang Rosa nur schwer, ihn zu beruhigen; doch befahl er, daß die Untersuchung mit aller Strenge geführt werden solle.
    Die drei Ärzte reisten noch am Abend ab. Sie ahnten, wer der Auftraggeber der Mörder sei, und glaubten nach dem Mißerfolg nun, für die erste Zeit keine Chancen mehr zu haben. Sternau hatte seine Vermutung, daß seine Wunde nicht bedeutend sei, bestätigt gefunden. Er sah sich von ihr nicht im mindesten behindert und konnte sich also ohne Unterbrechung dem Grafen widmen. Er war bei allen Bediensteten des Grafen trotz der Kürze seines Hierseins bereits außerordentlich beliebt, und darum war man gespannt, zu hören, wer ihm nach dem Leben getrachtet habe. Leider verweigerte der Gefangene jedwede Auskunft. Er verschwieg hartnäckig, wer er sei und wer ihn dazu angestiftet habe, Sternau zu überfallen. Man mußte sich also auf den späteren Verlauf der Untersuchung vertrösten.
    Am eingehendsten wurde das Ereignis in der Wohnung des Kastellans besprochen. Es dürfte gewiß ein ungewöhnlicher Genuß sein, den beiden braven Eheleuten zuzuhören.
    „Also, liebe Elvira, ich werde dir es genau erklären“, sagte Alimpo.
    „Ja, sehr genau, lieber Alimpo!“ erwiderte Elvira.
    Der Kastellan nahm einen Borstenbesen in die Hand, blickte sich sehr ernsthaft und forschend in der Stube um und meinte dann:
    „Also fünf werden es gewesen sein. Denke dir, der erste sei dort der Uhrkasten, der zweite der Kleiderschrank, der dritte der Blumentisch, der vierte die Astrallampe hier und der fünfte der Koffer dort in der Ecke. Verstanden?“
    „Sehr gut, lieber Alimpo.“
    „Schön! Also die fünf Mörder haben wir. Wir brauchen also nur noch den Doktor Sternau, den sie ermorden wollen, und die gnädige Contezza. Señor Sternau bin ich, und Contezza Rosa bist du, meine gute Elvira. Verstanden?“
    „Sehr! Die gnädige Contezza Rosa bin ich!“
    Bei diesen Worten richtete sich die dicke Kastellanin möglichst empor und gab sich Mühe, sich in eine gräfliche Positur zu werfen.
    „Nun gehe ich, Doktor Sternau, auf die Jagd“, fuhr der Kastellan fort, „und komme jetzt wieder zurück, indem ich die Doppelbüchse auf der Achsel habe.“
    Bei diesen Worten legte er den Borstenbesen über die Schulter und erklärte

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