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42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

Titel: 42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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weiter:
    „Da treffe ich im Park dich, meine liebe Elvira, nämlich unsere gnädige Gräfin Rosa. Ich mache ihr natürlich eine Verbeugung und sie mir auch.“
    Bei dieser Erklärung machte er seiner Frau ein sehr tiefes und ehrfurchtsvolles Kompliment, und sie versuchte, ihren starken Körper ebenfalls zu einer Verneigung zu zwingen. Dann fuhr er fort:
    „Indem wir uns verneigen, werde ich von fünf Mördern angefallen. Der erste, also der Uhrkasten, kommt auf mich zugesprungen; ich aber reiße mein Gewehr von der Achsel und schieße ihn mit dem einen Lauf tot – puff!“
    Bei diesen Worten nahm er den Besen von der Schulter, legte ihn an, zielte und schoß mit dem Mund. Dann erklärte er weiter:
    „Jetzt kommt der zweite, also der Kleiderschrank, mit dem Messer auf mich zu. Ich aber schieße ihn nieder – puff. Nun kommt der dritte, der Blumentisch, auf mich zu. Ich habe keinen Schuß mehr und muß ihn also mit dem Kolben erschlagen.“
    Er drehte den Besen um und versetzte dem Tisch einen Hieb.
    „Jetzt kommt der vierte, nämlich die Astrallampe. Ich habe keinen Schuß mehr, und die Lampe ist mir bereits so nahe, daß ich mit dem Kolben gar nicht ausholen kann; ich muß ihr also mit der Faust so eins versetzen, daß sie in Ohnmacht fällt, ungefähr so – – –“
    Er faßte die Lampe mit der Linken, holte mit der Rechten aus und schlug zu – nun prasselten die Scherben zur Erde nieder. Der gute Kastellan war durch seine Phantasie verleitet worden, aus dem Gebiet des Figürlichen auf dasjenige des Wirklichen überzugehen.
    „Aber, lieber Alimpo“, meinte die Kastellanin, „was machst du denn da für Dummheiten.“
    „Sei still, meine gute Elvira“, antwortete er. „Du bist jetzt die gnädige Contezza Rosa, und die hat über diese Lampe gar nichts zu sagen. Ich mußte ja den vierten erschlagen, weil er mich mit dem Messer in den Arm gestochen hat.“
    „Recht hast du eigentlich“, gab sie zu; „aber schade ist es dennoch um die schöne Lampe. Und weil du sie für unseren lieben Señor Sternau erschlagen hast, so mag es für dieses Mal hingehen.“
    „Ja, Elvira, nur für ihn habe ich sie erschlagen. Und für ihn würde ich noch ganz andere Dinge erschlagen. Ich hatte ja im Park mich bereits mit vier Messern bewaffnet, um die Kerls zu erstechen.“
    „Du?“ fragte sie ganz erstaunt.
    „Ja, ich, dein Alimpo!“ antwortete er stolz.
    „Heilige Madonna! Vier Messer! Wen wolltest du denn erstechen?“
    „Die entflohenen Mörder, wenn sie zurückgekommen wären.“
    „Mein Gott!“ rief sie, die Hände zusammenschlagend. „Mensch! Mann! Alimpo! Du bist ja der reine Wüterich! Du dürstest ja nach Blut! Höre, ich darf dich nicht mehr aus den Augen lassen, denn dein Temperament wird mir zu tapfer und verwegen.“
    „Ja, das braucht man auch!“ antwortete er, indem er sich mit einer sehr martialischen Gebärde die beiden Bartflocken strich, welche gerade unter der Nase über seinen Mund herabhingen. Die Spitzen des Schnurrbartes trug er abrasiert. „Gehe einmal hinauf in die Rüstkammer, liebe Elvira, und hole mir das Schwert des alten Ritters Arbicault de Rodriganda herunter.“
    „Das Schwert? Das große, ungeheure Schwert?“ fragte sie erstaunt. „Warum denn?“
    „Weil ich heute nacht den Gefangenen zu bewachen habe.“
    „Bist du toll!“ rief sie. „Den Gefangenen willst du bewachen? An seine Tür willst du dich stellen, mit dem Schwert in der Hand? Wenn er nun ausbricht! Willst du denn geradezu in den Tod gehen? Willst du dich denn mit aller Gewalt für die anderen aufopfern, mein guter Alimpo?“
    „Nein, das fällt mir nicht ein. Aber hole nur das Schwert herab! Ich werde den Gefangenen unten im Gewölbe mit dem Schwert hier in meiner Stube bewachen. Bricht er ja aus, so sieht er mich nicht. Und kommt er ja in die Stube, so wird er das Schwert erblicken und entfliehen, wenn er nicht ganz und gar blutdürstig ist. Übrigens werde ich jetzt in Begleitung der Knechte einmal hinabgehen, um nachzusehen, ob die Riegel fest vorgeschoben sind.“
    Er ging und ahnte nicht, daß es Leute im Schloß gab, vor denen diese Riegel nicht sicher waren.
    Um dieselbe Zeit kam Contezza Rosa ganz atemlos vor freudiger Überraschung zum Grafen, bei welchem sich Sternau befand.
    „Mein Vater, ich habe dir eine recht gute Kunde zu bringen“, sagte sie.
    „Welche?“
    „Soeben empfing ich diesen Brief, den ich dir vorlesen muß.“
    „So lies, wenn es Señor Sternau erlaubt“, sagte er

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