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42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

Titel: 42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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energischer Mann, das sagt mein Alimpo auch. Selbst auch heute hat er beim gnädigen Grafen gewacht; jetzt nun ist er in den Park gegangen.“
    „So werden wir ihn vielleicht treffen. Ich werde Ihnen helfen, Blumen zu pflücken.“
    „O wie gütig Ihr seid, teure Señora Miß Amy Doña! Ich nehme diese große Ehre an.“
    Amy hatte richtig vermutet. Sie waren noch nicht lange beschäftigt, so sahen sie den Arzt herbeikommen. Er zog den Hut grüßend, und die Engländerin trat auf ihn zu.
    „Darf ich mich Ihnen anschließen, Sir Sternau, oder sind Ihre Gedanken mit etwas Besserem beschäftigt, als ich Ihnen bieten kann?“ fragte sie.
    „Sie sind mir herzlich willkommen, Miß“, antwortete er, „denn Sie bieten mir die Wirklichkeit dessen, womit sich meine Gedanken beschäftigen. Ich dachte nämlich an Sie.“
    „An mich?“ fragte sie mit scherzhaftem Erstaunen.
    „Ja. Und der Gedanke an Sie führte mich im Geist nach dem fernen Land, welches Ihnen bald zur Heimat werden soll.“
    „Sie meinen Mexiko. Kennen Sie es?“
    „Sehr gut. Ich bin von den Prärien Nordamerikas durch Texas und Neu Mexiko geritten, kam dann durch die Wüste nach Mapimi und der Hauptstadt des Landes, wo ich einige Monate verweilte, und ging hierauf nach Kalifornien, um das Leben und Treiben in den Minenregionen näher kennenzulernen.“
    „Ah, Sie waren wirklich in Mexiko?“
    „Wie ich Ihnen sagte, ja.“
    „Oh, das befreundet mich mit diesem Land!“ rief sie. „Sie werden mir von ihm erzählen müssen, Sir. Ich kann Ihnen nämlich gestehen, daß ich eine ganz entsetzliche Angst vor Mexiko habe.“
    „Warum?“
    „Weil es das Land der Grausamkeiten und Gewalttätigkeiten ist. Denken Sie an seine Geschichte!“
    „Ja, diese Geschichte ist allerdings mit Blut geschrieben, und die Verhältnisse sind selbst heute noch immer keine geordneten; aber so schlimm, wie es Ihnen zu sein scheint, ist es doch nicht. Mexiko ist eins der schönsten Länder der Erde; es bietet die seltensten Genüsse und Annehmlichkeiten, und besonders wird das Leben und Treiben der Hauptstadt Ihnen die beste Befriedigung gewähren.“
    „Aber das Leben und Treiben der Provinzen, Sir. Man spricht sogar von Räuber- und Mörderbanden, die es dort geben soll!“
    „Nun“, lächelte der Arzt, „man möchte freilich fast behaupten, daß ein jeder Mexikaner so ein wenig Räuber, Mörder oder Freibeuter ist, aber man wird dies sehr bald gewöhnt.“
    „Gewöhnt!“ rief sie. „Wie kann man gewöhnt werden, mit Räubern, Mördern und Freibeutern zusammen zu sein?“
    „Sehr leicht, Miß Amy. Diese Räuber sind die feinsten Kavaliere, welche es geben kann. Sie machen die Bekanntschaft eines hohen Offiziers, welcher Sie bezaubert, eines Richters, dessen Gerechtigkeit Ihnen imponiert, eines Gelehrten, dessen Wissen Sie anstaunen, eines Geistlichen, dessen Frömmigkeit Sie bis ins tiefste Herz erquickt; eines schönen Tages werden Sie von Räubern angefallen, und Sie erkennen in dem Anführer derselben Ihren Offizier oder Richter, Ihren Gelehrten oder Geistlichen. Das ist dort gar nicht auffällig, obgleich es Ihnen ungewöhnlich vorkommen und ein kleines Lösegeld kosten wird. Sie werden von den Leuten mit aller Höflichkeit behandelt, und wenn der Anführer Ihnen nächster Tage in irgendeinem Salon wieder begegnen sollte, so wird er Ihnen mit aller Courtoisie den Arm bieten und nichts verlangen, als daß Ihnen das kleine Abenteuer nicht mehr erinnerlich ist.“
    „Das ist ja ganz erstaunlich romantisch! Es ist in solchen Fällen also bloß auf die Kasse und nicht auf das Leben abgesehen?“
    „Meist. In den entfernten Provinzen ist es allerdings etwas gefährlicher. Wer sich da nicht jeder Gegenwehr enthält, der kann seinen Mut leicht mit dem Tod büßen. Man reist in diesen Gegenden deshalb nur unter militärischer Bedeckung. Doch sind solche Kleinigkeiten keineswegs mit den Gefahren der wilden Savanne zu vergleichen. Dort ist jeder wider jeden; man schwebt in jedem Augenblick in Todesgefahr, und wer da nicht gut beritten und ebensogut bewaffnet ist, Körperstärke und Erfahrung besitzt, der soll lieber daheim bleiben.“
    „Ja, ich habe davon gelesen. Ist es wahr, daß diese Leute, welche diese Wildnisse durchziehen, die Spur eines jeden Menschen, eines jeden Tieres zu entdecken vermögen?“
    „Allerdings. Es gehört dazu nicht nur Übung, sondern vor allen Dingen ein Scharfsinn, den man sich nicht anzueignen vermag; er muß angeboren sein. Man muß

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