42, weiblich, Single ... sucht jungen Lover (Renée Corrillas Erotikreihe) (German Edition)
„Vielleicht hast du Recht“, sagt Gerlinde. „Immerhin hat er Eier. „Hab ich euch eigentlich schon von Robert erzählt, dem Typen mit den Rieseneiern?“ - Sie setzt sich, ihr Kopf ist rot vor Aufregung oder Kälte. „Wir wollen jetzt essen! Kein Wort über Schwänze, Eier und Mösen“, sagt Julia. - „Auch nicht über Bruno?“ - „Hat er immer noch Durchfall?“ - „Er hatte eine Magenverstimmung, keinen Durchfall.“ - „Würmer“, sagt Julia. „Dein Hund hat Würmer. Und das Letzte, über das ich am Mittagstisch reden möchte, sind Hundewürmer.“ - Ich kenne Gerlinde und Julia noch von meiner Studienzeit. Sie haben sich nicht geändert, sie sind verrückt geblieben. Haben nie Karriere gemacht, überhaupt nie Lust empfunden, es zu versuchen. Ich hab sie immer noch lieb, auch wenn sie sich - meine Meinung nach - etwas gehen lassen. Ihre Klamotten, ihre Frisuren - sehe ich mir die beiden gerade an, muss ich seufzen. Und ich werd ein bisschen traurig, wenn mir der böse Gedanke kommt: Gut, dass ich nicht so bin wie sie. So aussehe. Mich so kleide. Gut, dass ich bin, wie ich bin. Das ist böse, und ich mag die beiden. Aber ich mag es, mich schön zu kleiden, ich mag es, meine Frisur zu wechseln, Neues auszuprobieren. Ich mag einen gepflegten Körper, und ich verbringe viel Zeit damit, je älter ich werde, desto mehr. Ich trage nicht viel Make-up, ich lass mir nicht Botox spritzen oder dergleichen. Aber ich bin jeden Tag einige Zeit im Badezimmer, damit ich mich vor den Spiegel stellen kann, nackt, ja nackt, und zufrieden sein kann.
„Was denkst du?“, sagt Gerlinde. - „Wie bitte?“, sage ich. - „Was du gerade denkst?“ - „Oh“, sage ich. „An dies und das.“ - „Auch an Clemens?“ - „Clemens ist ein Kind“, sage ich. „Ein Teenager. Ich war mit ihm was trinken, okay. Mehr nicht. Mehr war da nicht, ist da nicht, wird da niemals sein.“ - „Wer's glaubt“, sagt Julia. „Das letzte Mal, dass du das gesagt hast, hast du drei Tage später einen Schwangerschaftstest im Müllermarkt gekauft.“ - „Für Chantal!“ - „Jetzt schieb's doch nicht auf die Kleine!“ - „Klein ist gut“, sage ich. „Die ist so groß, die spuckt mir auf den Kopf!“ - „Ne Göre ist deine Tochter ja schon“, sagt Gerlinde. „Ein richtig durchtriebenes Miststück.“ - „Gerlinde!“, sage ich. „Sie ist immer noch meine Tochter!“ - „Du kannst nichts dafür! Ihr Vater hat sie verdorben. Dieser Ehebrecher. Hat ihr so lange eingeflüstert, dass du allein an der Scheidung Schuld hast, bis sie es gefressen hat ...“ - Ich sehe zu der Treppe, die hinunter zum WC führt. Ich denke an Clemens und ich denke an ihn mit einer Zärtlichkeit, die mich befremdet. Ich bin verwirrt. Es ist doch ausgeschlossen, dass ich mich auf sein Werben einlasse, das ist doch lächerlich, aber warum mit einem Mal dieses Gefühl, dass ich vielleicht etwas verpasse, eine Chance vergebe, dass ich vielleicht doch langweilig bin und spießig und feig. Wie alle anderen.
„Wisst ihr, was ich zu Weihnachten brauche?“, sagt Gerlinde. - „Einen neuen Vibrator?“ - „Einen neuen Callboy. Mein Stammstecher ist durchgebrannt. Mit ner 53-jährigen Millionärin, ist das nicht irr?“ - „Was kostet so ein Junge?“, fragt Julia, die bestimmt im Kopf zusammenrechnet, wieviel Einkäufe sie mit dem Geld im Rewe machen könnte. - „Genug“, sagt Gerlinde. „Aber mir ist es das wert. Der macht, was ich will, und er macht es, wann ich es will und so oft ich es will. Und dann schmeiß ich ihn raus und das war's. Keine Gefühle, keine Zeitverschwendung.“ - „Ich könnte das nicht“, sage ich. „Ich könnte keinen Fremden in die Wohnung lassen, der sich auszieht, ihn in mir reinsteckt und mich bumst ... Ich möchte keinen Fremden.“ - „Für mich war der nicht mehr fremd!“, sagt Gerlinde. „Ich wusste sogar, wo er wohnt, was er studiert, ich kannte sogar seine Mutter!“ - „Befriedigt dich so einer auch oral?“, fragt Julia leise. - Gerlinde verzieht das Gesicht. „Ja, glaubst du, der käme mir sonst ins Haus?“ - „Was ist mit Aids?“ - „Aids war gestern.“ - „Blödsinn“, sagen Julia und ich im Chor. - „Ich habe kein Aids!“, sagt Gerlinde. „Und von dem bisschen Zunge auf Möse ...“ - Gerlinde und ich stöhnen auf - „... kriegt man das auch nicht!“ Der Kellner bringt unsere Bestellungen, die ich schon telefonisch im Museum aufgegeben hatte. Ich trinken einen Wein, was ich sonst nie zu Mittag mache,
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