43 - Der Triumph von Scorpio
Kochwolds Phalanx. Ich hatte beschlossen, keine Phalanx-Einheit in das Wachkorps zu integrieren. Die vallianische Armee kooperierte gut, und wir hatten den Geist gegenseitiger Unterstützung und Kameradschaft gefördert.
Die Neuigkeit meiner Rückkehr verbreitete sich rasch, und die Suchtrupps kamen nacheinander zurück. Wie Sie sich bestimmt vorstellen können, gab es viele Umarmungen, als ich die alten und neuen Kameraden begrüßte. Was Delia angeht – ich umarmte sie mit aller Kraft und fragte mich nicht zum erstenmal, wie ich so närrisch sein konnte, sie jemals allein zu lassen. Milsi und Sasha zeigten ihre Erleichterung darüber, daß mir nichts passiert war, und bald darauf kam eine Gruppe von Delias Jikai-Vuvushis, die Milsi anführte. Sie trugen meine Ausrüstung. Milsi zeigte ein Lächeln, das fast schon an ein Grinsen grenzte.
»Die Königin hat angedeutet, lieber Dray, daß sie mit der jungen Dame nicht zufrieden ist.«
»O ja«, führte Sasha weiter aus. Wegen der geringen Höhe des Zeltdaches mußte sie den Kopf einziehen. »Dem kleinen Leem-Weibchen muß man die Krallen stutzen.«
»Das wird nicht leicht sein.« Ich klang ernst, und den beiden wunderschönen Frauen verging das Lächeln. »Sie ist gefährlich. Wenn sie die Königin hinterrücks umbringen läßt und die Macht an sich reißt ... Ihr werdet die Schreie der Gefolterten hören!«
»Dieser haarige Graint von einem Ehemann hat recht«, sagte Delia. »Doch ich glaube, daß wir einen Prinzessinnen-Schwertkämpfer ins Spiel bringen können, der sie völlig überrascht.« Beim Jikaida-Spiel wird in höchster Bedrängnis – wenn der Gegner im Begriff ist, die Prinzessin gefangenzunehmen – auf den Prinzessinnen-Schwertkämpfer zurückgegriffen. Zumindest nach der Spielweise in LionardDen, der Jikaida-Stadt. Meine Freunde hatten sich an den Geschichten meiner dortigen gefährlichen Erlebnisse erfreut – und bei der fehlenden Schwanzhand Mefto des Kazzurs, ich hatte damals wirklich viel Glück gehabt. Hier in Loh hieß der Königs- oder Prinzessin-Spielstein Königin. Also traf Delias Bemerkung zu, selbst wenn sie mich an ein paar haarige Erlebnisse erinnerte.
»Wenn du damit mich meinst ...« sagte ich.
»O nein, Dray!« Milsi zeigte wieder ihr geheimnisvolles Lächeln. »O nein!«
»Wir können dich ebensogut einweihen.« Delia fuhr mit der Hand durch ihr braunes Haar. Das durch die Zeltöffnung hereinfallende milchige Licht brachte die unerhörte kastanienbraune Färbung erst richtig zur Geltung. »Deine Freundin Mevancy hat einen Plan.«
Ich blickte Delias Unterarme an. Die von Mevancys Pfeilen verursachten oberflächlichen Wunden heilten schnell. Mich durchlief ein Schaudern, und ich nickte bloß.
»Mevancy ist ein merkwürdiges Mädchen«, sagte Sasha. »Doch ich glaube, sie ist wirklich so nett, wie Milsi behauptet.«
»Ja«, meinte Seg. »Und da du nun wieder deine Ausrüstung hast, mein alter Dom, könntest du uns vielleicht die Geschichte dieser ...?«
»Ja«, mischte sich Inch ein. »Die Brechstange! Erzähl!«
Ich lachte und erzählte, woraufhin auch sie in Gelächter ausbrachen.
Als ich den geliebten alten scharlachroten Lendenschurz anlegte und die matt gewordene Silberschnalle des Lestenhautgürtels schloß, fühlte ich mich besser. Der Drexer und das Rapier steckten in den Gurten an der linken Seite, die Main-Gauche kam an die rechte, und das mächtige Seemannsmesser schmiegte sich an meine rechte Hüfte. Das Krozair-Langschwert und der lohische Langbogen einschließlich Köcher konnten augenblicklich ergriffen und umgeschnallt werden. Nun fühlte ich mich wieder richtig gerüstet, bei Zair! Trotzdem hatte die lustige Brechstange ihren Dienst als Hikdar ehrenvoll erfüllt.
Was nun Mevancys Plan betraf: Sie wollte ihn für sich behalten und ihn mir erst erzählen, wenn sie Lust dazu hatte. Bei unserem Umgang mit den Herren der Sterne sah sie sich als Anführerin, und da sie als Kregoinya Temperament und Feuer zeigte, ließ ich sie in dem Glauben. Warum auch nicht?
Als ich Delia dann – zugegebenermaßen etwas zaghaft – bat, ob sie Königin Satra die erstaunliche Neuigkeit schonend beibringen könne, daß ihr Reich untergegangen war, lachte sie und blickte Milsi liebevoll an.
»Ich glaube, Milsi hat mehr Einfluß auf die Königin.«
»So scheint es tatsächlich«, sagte Milsi. Es überraschte sie offenbar.
»Nun, wenn es so abgesprochen ist, danke, Milsi.« Ich war erleichtert, daß diese Angelegenheit mit
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