43 - Der Triumph von Scorpio
tiefgründige Gefühle in mir. Der allgegenwärtige blutrote, stürmische Himmel, Ahrinyes bohrend grüner, feindseliger Blick, das Fehlen jeglicher Geräusche – all dies sollte einschüchtern und Angst erzeugen.
Die übermenschlichen Wesen konnten mich vierhundert Lichtjahre zurück zur Erde schleudern und mich für alle Zeiten von Kregen fernhalten. Ich würde nie wieder in dem strömenden, vermischten Licht Zims und Genodras' spazieren, nie wieder zur Frau der Schleier hinaufschauen – und nie wieder meine Delia sehen! Nie wieder! Das durfte nicht geschehen! Ich mußte mich an das Versprechen halten, das ich mir gegeben hatte. Ich mußte den Herren der Sterne unterwürfig begegnen und vor ihnen buckeln – und zwar schnell!
»Ich hatte nichts mit dem Streit und dem daraus resultierenden Attentat zu tun. Ich habe nicht angefangen.«
Die Antwort kam sofort.
»Und doch warst du in die Angelegenheit verstrickt. Du hast dein Leben unnötigerweise in Gefahr gebracht. Du hast dich der Anmaßung schuldig gemacht.«
»Wenn irgendein Rast eure Frauen beleidigt, kümmert ihr euch dann nicht ...?« Dann bremste ich mich, obwohl ich vor Leidenschaft bebte. Diese Entschuldigung ließ sich nicht sauber vom Anlaß des Streites trennen und konnte mich Kopf und Kragen kosten. Außerdem war es fraglich, ob diese Überwesen überhaupt Frauen hatten.
»Es reicht! Man hat dich den Prinzen aller Onker genannt, aber wir müssen feststellen, daß du der König aller Onker bist.« O ja, sie saßen da, eine Reihe nach der anderen, schauten mit ihren roten Augen auf mich herab, und es bestand kein Zweifel mehr, daß es sich hier um ein Gericht handelte, das ein Urteil fällen wollte.
»Dann überlaßt ihn mir!«
Die Schärfe dieser Worte, ihre nervenzerfetzende Schrille, ließ mich zusammenzucken. Ahrinye! Ich drehte mich wie eine Marionette um und sah, daß die grünen Augen aufblitzten. Es war ein feindseliger, verlangender und skrupelloser Blick.
Falls man Ahrinye erlaubte, Herrschaft über mich auszuüben – mich ihm ›überließ‹, wie er es ausdrückte – würden mich seine unmöglich zu erfüllenden Forderungen in kürzester Zeit umbringen.
»Gebt mir Dray Prescot, und ihr werdet schon sehen!«
Seine schneidende Stimme traf mich bis ins Mark.
Das Herz schlug mir bis zum Hals. Ich fühlte ... Ich weiß nicht, ich war wie betäubt.
»Das glaube ich nicht, Ahrinye«, sagte da eine freundlichere Stimme.
Noch bevor ich mich von Ahrinyes grünen Augen abgewendet hatte, um nach links zu den sitzenden Everoinye zu schauen, wußte ich, welcher Anblick mich erwartete.
Ich verspürte unbändige Freude. Es handelte sich nicht um einen kuppelförmigen Kopf. Nein, es war eine wunderschöne Frau. Sie war von funkelndem gelben Glanz umgeben, so daß sie scheinbar auf einer goldenen Wolke schwebte.
»Zena Iztar!« Ich schrie ihren Namen förmlich. »Zena Iztar!«
»Vielleicht hast du dich dumm benommen, Dray Prescot, vielleicht auch nicht. Ich war fort und muß auch wieder gehen. Doch Ahrinye soll dich nicht bekommen.«
Ich wollte etwas sagen, brachte jedoch nur ein Gestammel hervor, deshalb fing ich noch einmal an.
»Zena Iztar ... Ich muß dir so viel erzählen. Die Kroveres machen sich prächtig ...«
»Ja. Fahrt fort.« Ihr freundlicher Tonfall wurde schärfer und gebieterischer. »Ist die Entscheidung gefallen? Oder muß ich ...?«
»Nein.« Zena Iztar wurde von der heiseren Stimme unterbrochen. »Nein, du mußt gar nichts. Die Entscheidung ist gefallen.«
»Gegen mich!« kreischte Ahrinye auf.
»Zum Wohle Kregens.«
Plötzlich zuckten grüne Lichtblitze fächerförmig auf, und die gelbe Ausstrahlung Zena Iztars verstärkte sich. Funken verfärbten die Luft. Der stürmische Himmel hüllte alles mit seiner sanft strahlenden, roten Färbung ein, aber das Grün blieb standhaft. Gelb und Grün standen sich gegenüber, während das Rot für Gleichgewicht sorgte.
Zena Iztar war eine noch geheimnisvollere Gestalt als die ganze restliche Versammlung. Die Everoinye brachten ihr reservierte Herablassung und unbehagliches Verständnis entgegen und behandelten sie mit vorsichtigem Respekt. Sie hatten zwar schlecht und verächtlich über sie gesprochen, aber dennoch hatte ich den Eindruck gewonnen, daß Zena Iztar am Ende die lachende Siegerin sein würde.
»Also gut!« Das grüne Licht verschwand so plötzlich, als würde die Tür eines erleuchteten Zimmers zugeschlagen. Die drei Manifestationen Ahrinyes sanken langsam in
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