43 - Der Triumph von Scorpio
sich zusammen.
»Das Skantiklar ...« sagte ich.
Zena Iztar unterbrach mich. »Finde es. Und dann zerstöre es.«
»Ist das klug?« fragte die heisere Stimme.
»Für die Menschen hat es nur einen geringen praktischen Wert.«
»Und dann?«
Die gelbgoldene Aura um Zena Iztar flackerte auf und verlor langsam an Leuchtkraft. Ihre Stimme war wieder so warm und freundlich wie bei ihrem Eintreffen.
»Dann wird geschehen, was geschehen wird. Ja. Vermutlich ist es am besten so.«
Die in goldenen Glanz gehüllte wunderschöne Frau verschwand.
»Remberee, Zena Iztar!« sagte ich leise.
»Dray Prescot! Du hast das Urteil gehört. Mach nie wieder einen so dummen Fehler.« In der klirrenden Stimme lag eine unmißverständliche Drohung.
»Man kann mich nicht für die Narren verantwortlich machen, die mir einen Streit aufzwingen. Das seht ihr doch sicher ein, oder?«
»Wir sehen nur, daß du ein Kregoinye bist. Das allein zählt.«
In diesem Augenblick mußte ich an Zena Iztar denken. Ihre Ziele für Kregen waren noch undurchsichtiger als die Pläne der Herren der Sterne – zumindest erschien es mir so. Zena Iztar war einzigartig.
Ich wollte gerade etwas sagen, als ein heller Ton erklang. Der rote Himmel flackerte. Die heisere Stimme sagte: »Was? Schon wieder?« Die helle Stimme erwiderte: »Es ist erforderlich. Schickt ihn jetzt.«
Die blaue Strahlung ergriff mich so schnell, daß mein Mund noch offenstand, als ich mich Hals über Kopf in einem Chaos wiederfand. Ich war nackt und von einem wirren Durcheinander aus bloßen Armen, Beinen und Körpern umgeben, und ein Schiff bäumte sich unter mir auf und fing an zu kentern. Zu meinen Füßen wurde Erbrochenes fortgespült, und die zusammengepferchten Sklaven jammerten erbärmlich und zerrten an ihren Ketten. Der Gestank des Sklavenfrachtraums überwältigte mich. Ich würgte und schloß den Mund. Die Schiffsbewegungen verrieten mir, daß das Gefährt immer träger reagierte und sich nur langsam wieder aufrichtete. Dunkles, grünes Wasser ergoß sich durch die schmale Gräting über unseren Köpfen.
Das Schiff würde in wenigen Sekunden sinken und seine angekettete, aus Sklaven bestehende Fracht mit in die Tiefe reißen.
Die Herren der Sterne hatten mich hierher katapultiert. Wen sollte ich aus diesem schrecklichen Chaos retten?
8
Die Decksplanken wurden von dunklem Wasser überspült. Der Gestank, der Lärm und die Unsicherheit, wen ich retten sollte, erzeugten das entmutigende Gefühl unausweichlichen Verderbens.
»Der Teufel soll mich holen!« schrie ich, ohne daß mir richtig zu Bewußtsein kam, wie passend diese Bemerkung unter den momentanen Umständen war. »Ich weiß es nicht – also alle!«
Der Kiel richtete sich wieder auf, und ich erhob mich stolpernd.
Alle Sklaven waren an die lange Hauptkette gefesselt. Ich bahnte mir einen Weg zum Ende der Kette. Dabei verfiel ich automatisch in den alten Seemannsgang und balancierte die Schiffsbewegungen aus. Die Hauptkrampe war mit einem Schloß gesichert. Bei Vox, jemand mußte den Schlüssel haben!
Mehr Wasser flutete durch die Gräting. Draußen wütete offenbar ein heftiger Sturm. Der Wasserspiegel im Frachtraum stieg zusehends an. Wenn das Schiff nicht kenterte, würden wir untergehen. Ich klammerte mich an die Leiter zum Deck und kletterte mit der Gelenkigkeit eines Affen nach oben.
Ein grüner, schäumender Wasserschwall kam mir entgegen. Ich klammerte mich verbissen fest, schüttelte mir das Wasser aus den Augen und kletterte blinzelnd weiter.
Ich schob gerade den Kopf aus der Luke, als mir ein paar hohe Schaftstiefel mitsamt Besitzer entgegenkamen. Er wurde von den Wassermassen über den Süll gespült. Er trug ein Kettenhemd, dessen Herkunft ich erkannte, als ich mich an ihm vorbeizwängte, und seine Ledergurte waren größtenteils scharlachrot. Sein Schädel war von einer Axt gespalten worden. Geduckt schaute ich übers Deck.
Dunkle Schatten huschten über das Schiff. Es war eindeutig verloren. Beide Masten waren über Bord gegangen, und auf den Planken lagen die verhedderten Reste der Takelage. Bei jedem Schlingern nahm es Seewasser auf, das sich übers Deck ergoß. Der Sturm pfiff in meinen Ohren. Es war ein echter Rashoon. Am Schanzkleid waren kauernde Bewegungen auszumachen, und meine Aufmerksamkeit richtete sich auf die überlebenden Besatzungsmitglieder.
Sie hatten die Rüstungen abgelegt. Alle waren bis auf grüne Lendenschurze nackt und hatten den Versuch aufgegeben, das Langboot
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