43 - Der Triumph von Scorpio
aufgestiegen und hätten den Feind mit Feuertöpfen bombardiert. Darum würden die Bodentruppen von Flugbooten abgesetzt werden.
Ein kleines Flugboot raste dicht über dem Wüstenboden heran; es kam aus der Richtung, die der Schlacht gegenüberlag. Sofort stürzten sich zwei Patrouillenflieger auf den Neuankömmling. Ohne den Kopf zu drehen, sagte ich: »Deb-Lu! Würdest du den beiden bitte die Nachricht übermitteln ...«
»Schon geschehen, Jak. Sieh, sie eskortieren sie.«
Kurz darauf stieg Mevancy die Stufen zu unserem Hauptquartier empor.
»Allen das Lahal«, sagte sie steif und korrekt. Sie trug ein Kettenhemd. Ihre Unterarme waren unbedeckt. Einige der kleinen Depots waren leer. Irgendwie hatte Mevancy sich verändert, auf kaum merkliche Weise. Sie strahlte große Freude aus, die jedoch durch Traurigkeit gedämpft wurde.
Delia ergriff als erste das Wort. »Wir sind froh, daß es dir gutgeht, meine Liebe. Und wie ich sehe, hattest du Erfolg.«
Mevancys Gesicht nahm die Farbe des untergehenden Zim an. »Ja.«
Dann wurde sie noch von anderen Leuten begrüßt; ich sagte nichts, bis sie sich direkt an mich wandte. »Kuong ist irgendwo auf den Stadtmauern und bemüht sich, die Verteidigung allein zu organisieren. Er wird froh sein, dich zu sehen.«
»Natürlich. Ich danke dir. Wenn die Schlacht gewonnen ist, setzen wir uns zusammen.«
Sie ging, und mir fiel erst später auf, daß weder ein ›Kohlkopf‹ noch ein ›Hühnchen‹ über unsere Lippen gekommen war.
Da auf dem wunderschönen und zugleich schrecklichen Kregen auch die Frauen kämpfen, steigen einige von ihnen in hohe Positionen auf. Man erzählt sich noch heute die Namen vieler Jikai-Vuvushis, die in den Kriegen der Vergangenheit gekämpft haben. Auch in unseren Reihen gab es weibliche Chuktars. Mevancys Position war etwas undurchsichtig. Ich hatte Befehl gegeben, ihr den Rang eines Ord-Chuktars zuzuweisen. Das bedeutete, daß sie auf der achten Stufe des Chuktar-Ranges und damit über dem vergleichbaren Brigadekommandeur stand. Sie bewegte sich auf dem Gebiet des Divisionskommandos. Dennoch hatte sie kein aktives Kommando übernommen. Am besten unterstützte sie Kuong. Ich hoffte, daß sie es aus meinen wenigen Worten herausgehört hatte.
Meine Bemerkung, daß Kuong sich um alles allein kümmern mußte, stimmte nicht ganz, denn Rodders war bei ihm, und der hatte nun beträchtlich mehr Erfahrung in solchen Dingen. Doch ich hatte Mevancy ein bißchen auf Trab bringen wollen.
Aus der Gruppe prächtig gekleideter Offiziere und Helfer hinter mir ertönte ein spitzer und schnell gedämpfter Schrei. Ich drehte mich um und unterdrückte sofort mein instinktives Lächeln. Ein riesiger, vierarmiger Djang, der Delias Schilde trug, unterhielt sich mit Korero. Ihm war gar nicht aufgefallen, daß er auf Nissas zierlichem Fuß stand.
Sie versetzte ihm mit der Spitze ihres Stabes einen kräftigen Stoß. »Sei bitte so nett und heb deinen Fuß, Tandu«, sagte Korero.
Dalki, Tandus Sohn, der Delias persönliche Standarte trug, stieß ein kurzes Lachen aus. Er konnte auf langjährige Erfahrung mit den kleinen Gewohnheiten seines Vaters zurückblicken.
Ich wandte mich wieder dem Luftkampf zu. Die kämpfenden Parteien trieben von Makilorn ab. Ich verbot es mir, in diesem Augenblick an die jungen Männer und Frauen zu denken, die im Himmel über der Wüste verbrannten, in die Tiefe stürzten und starben. »Wir gewinnen!« rief jemand. »Sie fliegen weg!«
»Das sollte mich sehr wundern«, sagte Delia.
Gesunder Menschenverstand hatte mich veranlaßt, vor der Schlacht eine Rüstung anzulegen. Den Helm, den meine Gefährten für mich hatten anfertigen lassen und der der Welt meinen Rang verkündete, trug ich allerdings noch nicht. Langsam fühlte ich mich von den vielen Menschen eingeengt. Außerdem war es heiß. »Sieh dir Deb-Lu an«, sagte Delia.
Der Zauberer aus Loh saß in einer Ecke auf einem Stuhl, denn wir hatten darauf bestanden, daß er sich setzte. Er hatte die Augen geschlossen, und sein Gesicht hatte den konzentrierten Ausdruck, der ein sicheres Anzeichen für einen gerade stattfindenden thaumaturgischen Prozeß war. Wir warteten, und die Gespräche verstummten, denn alle waren unsicher, was das wohl zu bedeuten hatte. Schließlich öffnete Deb-Lu die Augen und sah uns an. Dann stand er auf, wobei er sich auf den Stab stützte.
»Das von uns gebildete Kollegium ist außerordentlich mächtig. Ich bezweifle, daß es unter den sieben Arkaden je ein
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