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43 Gründe, warum es AUS ist

Titel: 43 Gründe, warum es AUS ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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uns nach unserem Date verabredeten, und dein Gruß über die ganze Straße hinweg, die du im Zickzack überquertest, nachdem ich dir nicht erlaubt hatte, mich nach Hause zu bringen, damit meine Mom dich nicht in die Flucht jagen sollte, wenn sie mich fragte, wo in Dreiteufelsnamen ich gewesen sei. »Bis Montag!«, hast du gerufen, und es hörte sich so an, als hättest du eben erst die Namen der Wochentage gelernt. Wir dachten, wir hätten noch Zeit. Ich habe dir gewinkt, aber antworten konnte ich nicht, denn dann endlich habe ich mir erlaubt, so breit zu grinsen, wie ich es schon den ganzen Nachmittag gern getan hätte, den ganzen Abend, in jeder Sekunde jeder Minute mit dir, Ed. Scheiße, wahrscheinlich habe ich dich damals schon geliebt. Nur war diese Liebe der Vergänglichkeit geweiht wie ein Weinglas, von dem man weiß, es fällt eines Tages zu Boden, wie Schuhe, die in kürzester Zeit abgestoßen sind, wie das neue Shirt, das in null Komma nichts Flecken hat. Al wird es wohl an meiner Stimme gehört haben, als ich ihn anrief und damit weckte, so spät war es da schon, weswegen ich ihm gleich gesagt habe, egal, vergiss es, tut mir leid, dass ich dich geweckt habe, geh wieder schlafen, nein, mir geht’s gut, ich bin auch müde, ich versuch’s morgen wieder, als er sagte, er habe keine Meinung dazu. Schon da. Nach dem ersten Date, aber was sonst sollte ich auch tun, dumm wie ich war, nach deinem aufregenden Bis Montag? Wo ich doch dachte, wir hätten Zeit, so viel Zeit, um uns die Bilder anzusehen, die wir gemacht hatten? Aber dann haben wir sie nie entwickeln lassen. Unentwickelt, das ganze Ding, in einen Karton geschmissen, bevor wir überhaupt eine echte Chance hatten herauszufinden, was wir hatten, und deswegen ist es aus.

     

 
     
    Hier ist es. Ich habe ewig gebraucht, um es wieder so in Form zu bringen, wie es war, schließlich hattest du all deine erstaunlichen Mathe-Fähigkeiten aufgeboten, um es zu falten. Als ich am Montagmorgen mein Schließfach aufgemacht habe, sah es aus, als wäre ein Origami-Raumschiff aus der alten Ty-Limm-SciFi-Serie auf meinem Erdkundebuch gelandet, jederzeit bereit, seinen Elektro-Dezimator auf Janet Bakerfields Rückgrat loszulassen, um es zu zerstören. Dasselbe passierte auch mit mir, als ich den Brief auseinanderfaltete und las. Auf einmal kribbelte es mich am ganzen Körper, und mein Kopf war total leer.
    Vielleicht hast du an jenem ersten Schultag nach unserem Date auf mich gewartet, ich habe dich nie danach gefragt. Vielleicht hast du es in letzter Minute geschrieben, nach dem zweiten Läuten, und zwischen den Lamellen durchgeschoben, vor dem olympischen Sprint zur Klassenlehrerstunde, den die Sportasse der Schule grundsätzlich machen, um die Trantüten zu erschrecken, deren Köpfe wie Flipperkugeln herumfahren, wenn ihr dicht an ihren Rucksäcken vorbeistürmt. Da wusstest du noch nicht, dass ich immer erst nach der ersten Stunde zu meinem Spind gehe. Meinen Stundenplan hast du nie richtig gelernt. Es ist mir ein Rätsel, Ed, wie du nie gewusst hast, wo du mich finden konntest, mich aber trotzdem immer gefunden hast, denn unsere Wege an den lauten und zähen Schultagen strebten ständig auseinander: Vormittags hing ich mit Al und normalerweise auch mit Jordan und Lauren rum, auf den Bänken auf der rechten Hofseite, während du hinter der Schule Freiwürfe trainiert hast, zum Aufwärmen, und dein Rucksack zusammen mit denen der anderen und euren Skateboards und Sweatshirts in einem gelangweilten Haufen am Boden lag. Keinen einzigen Kurs hatten wir gemeinsam, du hast mittags immer schon früh gegessen (und anschließend das Kerngehäuse deines Apfels in den Abfallkorb gedunkt, als wärst du noch beim Spiel), ich habe immer erst spät gegessen (auf einem etwas verrückten Teil vom Rasen, eingekeilt zwischen geschniegelten Typen und Hippies, die sich ständig zofften wegen der total unterschiedlichen Musik, die sie hören wollten, nur an heißen Tagen, da schlossen sie bei Reggae Waffenstillstand). In Schiffe in der Nacht treffen sich Philip Murray und Wanda Saxton in der letzten Szene unter einer Markise, nachdem Ehefrau und Verlobter als unpassend aus dem Drehbuch geschrieben wurden, und gehen in den strömenden Regen hinaus – die Zuschauer wissen ja aus der ersten Szene, dass sie beide gern im Regen spazieren gehen, aber niemanden haben, der mit ihnen geht –, und das ist das wundervolle Ende des Films. Doch unsere Wege kreuzen sich nie, und jetzt, wo ich in

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