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43 Gründe, warum es AUS ist

Titel: 43 Gründe, warum es AUS ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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mit dir, und das habe ich auch gemacht. Aber genau deswegen war die Sache mit uns von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Nichts als diese Zaubernächte an beiden Enden der sirrenden Telefonleitungen, das konnte auf die Dauer nicht gut gehen, wir hätten auch die Tage gebraucht, leuchtend helle, ungeduldige Tage, die alles verdarben mit ihren unvermeidlichen Stundenplänen, den Pflichtterminen, die nie übereinstimmten, ihren treuen Freunden, die sich nie verstanden, der nie vergebenen perfiden Tat eines abgerissenen Posters, ganz gleich, welche Versprechen nach Mitternacht gegeben werden, und deswegen ist es aus.

     

 
     
    Genau davon rede ich, Ed: von der Wahrheit. Sieh dir diese Münze an. Woher stammt sie? Welcher Premierminister, welcher König soll das sein? Irgendwo auf der Welt bezahlt man damit, aber an jenem Tag nach der Schule, im Käsestübchen, da wollten sie sie nicht.
    Nach längeren Debatten und heftigerem diplomatischen Gerangel als in Nigel Kraths Miniserie über Kardinal Richelieu hatten wir uns schließlich geeinigt, uns zu einem frühen Abendessen oder einem Nach-Kaffee-, Nach-Trainings-Imbiss zu treffen, wenn die Sonne schon untergeht und wir eigentlich zu Hause sein sollten, statt auf neutralem Territorium Grillkäse und glühend heiße, wässrige Tomatensuppe zu essen. Den anderen reichte es langsam, dass sie dich nie zu sehen kriegten, dabei war das mit uns ja noch ganz frisch. Sie, also Jordan und Lauren, also alle außer Al, der keine Meinung dazu hatte, vermuteten, ich würde dich verstecken. Oder schämst du dich etwa für deine Freunde? Ist es das, Min? Ich argumentierte mit deinem Training, aber sie meinten, das sei keine Entschuldigung, und ich sagte, natürlich sei es das, und schließlich sagte Lauren, vielleicht würdest du ja kommen, wenn du nicht eingeladen wärst, wie bei Als Party, und ich sagte, okay, okay, okay, okay, halt die Klappe, okay, Dienstag nach dem Training, nach dem Kaffeetrinken bei Federico’s, im Käsestübchen, schlug ich vor (das liegt zentral und ist bei allen gleichermaßen verhasst), und dann habe ich dich gefragt, und du hast gemeint, klar, klingt gut. Ich setzte mich also mit den anderen in eine Nische und wartete. Die Plastiksitze warfen Falten, die Papieruntersetzer schlugen uns vor, gegenseitig unsere Käsekenntnisse zu testen.
    »Hey, Min – Parmesan wurde 1987 erfunden – richtig oder falsch?«
    Ich hörte auf, an den Nägeln zu kauen, und schnipste laut in Jordans Richtung. »Aber ihr seid nett zu ihm, ja?«
    »Wir sind immer nett.«
    »Nein – nie«, sagte ich, »und genau das liebe ich so an euch, manchmal jedenfalls, meistens, nur gerade heute nicht.«
    »Wenn er dein Was-auch-immer wird«, sagte Lauren, »dann sollte er uns so sehen, wie Gott uns vermutlich geschaffen hat, in unserer natürlichen Umgebung, mit unserer normalen …«
    »Sonst sind wir doch nie hier«, maulte Al.
    »Das haben wir schon ausdiskutiert«, erinnerte ich ihn.
    Lauren seufzte. »Ich wollte doch bloß sagen, wenn wir in Zukunft alle zusammen abhängen …«
    »Zusammen abhängen?«
    »Vielleicht hängen wir ja gar nicht zusammen ab«, sagte Jordan. »Vielleicht kommt es ja gar nicht so weit. Vielleicht sehen wir uns ja erst bei der Hochzeit oder …«
    »Kannst du mal aufhören!«
    »Er hat doch ’ne Schwester, oder?«, sagte Lauren. »Stell dir vor, sie und ich als Brautjungfern, in gleichen Kleidern. In Mauve!«
    »Ich wusste, dass ihr so sein würdet. Ich sollte ihn anrufen und sagen, er soll nicht kommen.«
    »Vielleicht hat er ja jetzt schon Angst vor uns und kommt nicht«, sagte Jordan.
    »Genau«, sagte Lauren, »und vielleicht wollte er ja auch Mins Nummer gar nicht, und vielleicht wollte er sie auch gar nicht anrufen, und vielleicht sind sie nicht wirklich …«
    Ich ließ den Kopf auf den Tisch sinken und sah blinzelnd auf ein Bild von einem Briekäse.
    »Guckt nicht hin«, murmelte Al, »aber am Eingang sehe ich eine Schweißkugel.«
    Es stimmt, du sahst wirklich extrem athletisch aus, auf sehr nasse Art athletisch. Ich stand auf und küsste dich, und dabei kam ich mir vor wie in der Szene in Das Gewölbe, wo Tom D’Allesandro nicht ahnt, dass direkt vor seiner Nase Dodie Kitt als Geisel gehalten wird. »Hey«, sagtest du. Dann hast du auf meine Freunde hinuntergeschaut und »Noch mal hey!« gesagt.
    »Hey«, sagten alle. Verdammte Kacke!
    Du rutschtest zu mir auf die Bank. »Hier war ich ja schon ewig nicht mehr«, sagtest du. »Letztes Jahr mal, mit

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