Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

43 Gründe, warum es AUS ist

Titel: 43 Gründe, warum es AUS ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
Vom Netzwerk:
Tasche lag, wo auch immer es gut ist, in welchem weit entfernten, fremden Land auch immer – lass uns da hingehen, lass uns da bleiben. Allein.

     

 
     
    Wenn du genau hinsiehst, entdeckst du ein oder zwei Haare, die an diesem Gummi hängen geblieben sind, als du’s mir abgerissen hast. Wer macht denn so was, Ed? Welche Art Mann? In dem Moment hat es mich aber, ehrlich gesagt, nicht gestört.
    Unser erstes Treffen bei dir zu Hause, da, wo du jetzt bist, mit gebrochenem Herzen. Die Fahrt mit dem Bus nach deinem Training, dann zum ersten Mal das restliche Stück zu Fuß. Ich war müde, mir fehlte mein üblicher Kaffee bei Federico’s. Und auch müde von der Langeweile auf der Tribüne, ehrlich, während du deine Freiwürfe geübt hast und der Coach die ganze Zeit in seine schrille Pfeife blies und dir den guten Rat erteilte: Sieh zu, dass du den Korb öfter triffst. Im Bus bin ich tatsächlich kurz an deinem Arm eingenickt, und als ich aufwachte, hast du mich sehnsüchtig angeschaut. Du warst völlig verschwitzt, schlimm sahst du aus. Ich schmeckte meinen schalen Atem, wie immer nach dem Schlafen, selbst nach so einem Mini-Nickerchen. Die Sonne schien durch die verschmierten, eingesauten Fenster. Du wünschtest, du könntest mir morgens beim Aufwachen zusehen, hast du gesagt. Zum ersten Mal – das heißt, wenn ich ganz ehrlich bin, nicht zum allerersten Mal – habe ich versucht, mir einen Ort vorzustellen, einen besonderen Ort, an dem das geschehen würde. Was die ganze Schule weiß: Wenn die Mannschaft die Meisterschaft gewinnt, dann übernachten alle im Hotel, und der Coach guckt weg, aber so weit sind wir nie gekommen.
    Als wir zum Hintereingang ins Haus gingen, hast du laut »Joanie, wir sind da!« gerufen, und eine Stimme antwortete: »Du kennst die Regel – sprich mich nicht an, bevor du unter der Dusche warst.«
    »Kannst du kurz bei meiner Schwester bleiben?«, hast du gefragt.
    »Ich kenn sie doch gar nicht«, habe ich geantwortet. Wir standen in einem Wohnzimmer, in dem sämtliche Sofapolster wie Dominosteine aneinandergereiht auf dem Boden lagen.
    »Sie ist nett«, hast du gesagt. »Ich hab dir von ihr erzählt. Rede mit ihr über Filme, die du magst. Und nenn sie nicht Joanie.«
    » Du hast sie doch Joanie genannt«, sagte ich noch, aber da stürmtest du schon die Treppe hoch. Das ausgeweidete Sofa, stapelweise Zeitschriften in einer Ecke, zwischendrin eine Teetasse – der ganze Raum wirkte irgendwie vernachlässigt. Durch die Tür hörte ich Musik, die mir auf Anhieb total gefiel, die ich aber nicht richtig einordnen konnte. Sie klang irgendwie nach Jazz, aber nicht extrem.
    Ich ging in die Richtung, aus der die Musik kam, und sah Joan, die mit geschlossenen Augen und einem Holzlöffel als Partner durch die Küche tanzte. Auf der Arbeitsplatte lag jede Menge kleingeschnittenes Gemüse. Deine Schwester ist klasse, sag ihr das von mir. Klasse und schön.
    »Was ist das?«
    »Was?« Sie wirkte überhaupt nicht überrascht oder so.
    »Entschuldigung, die Musik, sie gefällt mir.«
    »Du musst dich nicht dafür entschuldigen, dass dir die Musik gefällt. Das ist Hawk Davies, The Feeling. «
    »Was?«
    » Du fühlst es, oder du fühlst es nicht. Hast du noch nie von Hawk Davies gehört?«
    »Ach so, ja, Hawk Davies.«
    »Lass gut sein, es ist völlig okay, wenn du ihn nicht kennst. Ach, wenn man noch einmal so jung sein könnte!«
    Sie drehte die Musik lauter und tanzte weiter. Vielleicht könnte ich, dachte ich, vielleicht sollte ich ins Wohnzimmer zurückgehen. »Du bist doch das Mädchen, das neulich angerufen hat.«
    »Ja«, gab ich zu.
    »Eine Freundin«, zitierte sie mich. »Wie heißt du, eine Freundin?«
    Min, sagte ich, kurz für … und so weiter.
    »Das war ja fast schon eine Rede«, sagte sie. »Ich bin Joan. Und Joanie mag ich geradeso gern wie du Minnie.«
    »Das hat Ed mir schon gesagt.«
    »Glaub einem Jungen kein Wort, der am Ende jedes gottverdammten Tages verdreckt und verschwitzt ist kannst du jetzt endlich mal duschen verdammt noch mal! «
    Den letzten Teil ihres Satzes brüllte sie in Richtung Zimmerdecke. Stapf stapf stapf, dann ein leises Klirren der Deckenlampe, und schon hörte man oben Wasser rauschen. Joan sah mich grinsend an und musterte mich beiläufig, bevor sie wieder nach ihrem Hackmesser griff. »Also, ich hoffe, es macht dir nichts, soll wirklich keine Beleidigung sein, aber du siehst nicht wie das typische Tribünenmädel aus.«
    »Nein?«
    »Du kommst mir anders

Weitere Kostenlose Bücher