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43 Gründe, warum es AUS ist

Titel: 43 Gründe, warum es AUS ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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gescheite Musik könntest du auflegen.«
    »Hawk Davies schlägt Truthster doch um Längen! Geh fernsehen. Min hilft mir.«
    Du hast einen Schmollmund gemacht, dir eine Milch aus dem Kühlschrank genommen, erst direkt aus der Packung getrunken und den Rest über ein Müsli gekippt. »Du bist nicht meine richtige Mutter«, hast du gesagt. Offensichtlich ein alter Witz.
    Deine schöne Schwester hat dir das Gummiband aus der Hand genommen und es in meine fallen lassen. Da lag es dann wie ein schlabberiger Wurm, eine träge Schlange, ein weit offenes Lasso, das gerade irgendwas einfangen soll. »Wenn ich deine richtige Mutter wäre«, sagte sie.
    »In der Wiege erwürgt, ich weiß.« Du hast dich mit deinem Müsli ins Wohnzimmer verzogen, und Joan und ich haben die schwedischen vegetarischen Fleischklößchen gemacht, die überraschend köstlich schmeckten. Abends habe ich Al das Rezept beschrieben, und er meinte, es höre sich toll an und vielleicht könnten wir sie zusammen machen, Freitagabend oder Samstag oder Samstagabend oder sogar Sonntagabend, falls sein Dad ihm da freigäbe, er könne ihn darum bitten. Aber ich sagte, nein, ich hätte das ganze Wochenende über keine Zeit, ich sei schwer beschäftigt. Mein Kalender war voll, selbst wenn ich gar keinen hatte. Du lungertest auf den Polstern am Boden, dafür lagen sie also da, mit deinem Müsli und irgendeiner blöden Fernsehsendung, von der ich in der Küche nichts sah, aber einiges hörte. Derweil kochte ich zusammen mit Joan, so als wäre sie auch meine Schwester, irgendwie, es brutzelte, es qualmte, es war warm, es duftete nach Pfeffer und etwas Süßem, und schließlich tanzten wir zusammen.
    Hawk Davies gab mir dieses Gefühl, nicht nur mir, jedem in eurer Küche an diesem Nachmittag. Ich konnte total loslassen, nur meine Haare nicht, die waren immer noch zusammengebunden mit einem der Gummibänder von eurem Türknauf, dein Hemd war nach oben gerutscht, deine Shorts nach unten, dein Kreuz lag frei, dein Kreuz, das ich den ganzen Tag angesehen hatte.
    Nimm’s zurück, Ed. Nimm alles zurück.

     

 
     
    Vermutlich hätte ich das Ding aufhängen sollen, vermutlich schräg übers Bett, so als wollte ich alles, was sonst da gewesen sein mochte, durchstreichen: HELLMAN HIGH SCHOOL BEAVERS. Und als Grund dafür, dass das Ding nie irgendeinen festen Platz fand, könnte ich vermutlich angeben, dass die Farben der Beavers, grün und gelb, sich wahnsinnig beißen würden mit dem, was schon dahängt, nämlich dem Plakat zu meinem allerliebsten Lieblingsfilm Nie bei Kerzenschein, das Al mir zu meinem letzten Geburtstag geschenkt hat, nach dem er Ewigkeiten gesucht hat und auf dem Theodora Sire in alle Ewigkeit die Augenbrauen hochzieht, so als wolle sie ja nichts sagen, aber was da in meinem Zimmer vor sich ging, das sei unelegant und meiner nicht würdig. Ich hab’s nicht aufgehängt, wollte es auch nicht dahaben. Ich hätte es wissen müssen.
    HELLMAN HIGH SCHOOL EDS NEUE FREUNDIN – das wäre die perfekte Aufschrift für den Wimpel gewesen, als ich ihn am Freitag zwischen zwei Lamellen von meinem Schließfach fand, wo er, wenn durch die abgestandene Luft gelegentlich eine leichte Brise zog, flatterte wie die Fahnen vor dem Hotel Continental, in der Szene, als die Diplomaten eintreffen. Ich musste ganz schön daran ruckeln, bis ich ihn herausbekam, und dabei spürte ich das Grinsen auf meinem geröteten Gesicht und die Anstrengung, mir dieses Grinsen zu verkneifen. Jeder weiß, dass diese Wimpel zwar regelmäßig an Spieltagen verkauft werden, und zwar von der zweiten Riege der Cheerleader, die angehalten sind, sie verzweifelt und immer mit einem Lächeln in der Cafeteria zu verhökern, dass sie eigentlich aber doch nur für Freshmen und Eltern und ähnlich unbedarfte Wesen gedacht sind sowie für die Freundinnen der Spieler – die Jungs stibitzen sie, um sie am Freitagmorgen wie langstielige rote Rosen zu überreichen. Die Leute, die den Wimpel an meinem Fach sahen, dachten sich ihr Teil. Am Spind von Jillian Beach flatterte nichts, und außerdem hatten mich genug Leute mit dir gesehen, als du unter der Woche Training hattest, und es gleich weitergetratscht, und so war es wohl nicht schwer zu erraten, von wem der Wimpel war. Der Co-Kapitän und Min Green!, dürften die hechelnden Kommentare gewesen sein. Die Leute müssen Lauren gefragt haben, Al gefragt haben, ob da was dran sei. Klar, müssen die geantwortet haben, einfach bloß klar, vielleicht aber auch

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