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43 Gründe, warum es AUS ist

Titel: 43 Gründe, warum es AUS ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Schlimmeres. Lieber gar nicht dran denken.
    Innen in meinem Schließfach lag dann die Eintrittskarte. Für die hast du vermutlich auch nichts bezahlt. Keine Ahnung, wie das funktioniert mit diesem mit Seilen abgetrennten Bereich für Freunde und Familie, der streng gehütet wird von den Jungs der Juniormannschaft, die mit stolzgeschwellter Brust herumlaufen wegen dieses wichtigen Security-Jobs. Die Tickets gibt’s schon lange nicht mehr, zerrissen und in Rauch aufgegangen. Später hast du mir gesagt, es tue dir leid, dass keine Karte für Al dabei war, aber er könne gern nach dem Spiel mit zur Party kommen oder, falls ihr verliert, irgendwo anders hin, aber Al winkte sowieso ab, nein danke, er habe schon was vor. Als ich an meinen Platz kam, sah ich, dass ich Joan als Gesellschaft hatte. Sie hatte Cantuccini dabei, ofenwarm und in Alufolie.
    Ich erinnere mich noch, was sie sagte: »Ah, ein Wimpel. Damit auch jeder weiß, auf welcher Seite du stehst, Min.«
    Sie musste mich anbrüllen, damit ich sie verstand. Ein Spielervater hinter uns drückte mich mit der Hand nach unten. Setz dich, setz dich, das Spiel hat zwar noch nicht angefangen, aber ich brauche den freien Blick auf den glänzenden Holzboden und die hüftenschwingenden Mädchen mit ihren Pompons.
    »Go, Beavers, oder?«
    »Dieses oder am Ende, das bringt’s. Klasse Anfeuerungsruf!«
    »Na ja, es ist nun mal –« – die Mannschaft meines Freundes, wollte ich sagen, aber ich fürchtete, Joan könnte mich korrigieren. »Eds Ding. Ich versuche einfach, nett zu sein. Außerdem hat er’s mir geschenkt.«
    »Natürlich.« Joan faltete die Alufolie auseinander. »Probier mal die Cantuccini. Ich hab zur Abwechslung Walnüsse statt Haselnüsse genommen. Bin gespannt, wie du sie findest.«
    Ich hielt das Gebäck erst mal in der Hand. Joan war an den übrigen Tagen unserer ersten Woche nicht zu Hause gewesen, und so hatte ich allein in eurem leicht chaotischen Wohnzimmer gesessen und gelesen, während du unter der Dusche warst. Du hattest mich zwar eingeladen, mit nach oben zu kommen, aber ich hatte Angst, Joan könnte nach Hause kommen, und ich kannte die Regeln nicht, also blieb ich, bis du herunterkamst, noch feucht von der Dusche, dann haben wir uns zusammen auf die Kissen am Boden gelegt, während über unsere Köpfe hinweg der Fernseher quasselte. Wenn ich ehrlich sein soll – als du mir geholfen hast, dich zu berühren, dich zu streicheln, erst über deine sauberen Sachen und dann darunter, das hat mir besser gefallen als umgekehrt, denn ich war die ganze Zeit unsicher, wann Joan nach Hause kommen und uns sehen würde.
    »Kommst du hinterher noch mit auf die Party?«
    »Ich?«, fragte Joan. »O nein, für mich ist die Zeit der Lagerfeuer vorbei, Min. Ich geh zu einigen der Spiele, etwa zur Hälfte, ich will ja keine schlechte Schwester sein, aber die Partys anschließend sind allein seine Sache, sage ich ihm. Was ich ihm noch sage: Er darf nicht so spät nach Hause kommen, dass er den ganzen Samstag verpennt; er darf nicht gar nicht nach Hause kommen, und wenn er kotzen muss, muss er’s selber wegmachen.«
    »Klingt fair.«
    »Sag das mal Ed.« Joan schnaubte verächtlich. »Wenn’s nach ihm ginge, gäbe es keine Regeln und jeden Tag Frühstück ans Bett.«
    Dein Name wurde angesagt, über so ein plärrendes Teil, und du bist losgestürmt. Die Ohren haben mir wehgetan von so viel dröhnender Liebe, du hast den Ball angenommen, den der Coach von der Seite eingeworfen hat, hast seelenruhig gedribbelt, als brüllte nicht die ganze Halle, dann ein Korbleger, von meinem Platz aus war das nicht so eindeutig, aber er war drin, die Leute flippten total aus, und du hast dich verbeugt, hast den Clown gemacht und Trevor grinsend auf die Schulter geschlagen und dann – so muss sich Gloria Tablet gefühlt haben, als sie Maxwell Meyers Kaffee servierte und am nächsten Tag zum Vorsprechen bestellt war –, dann hast du auf mich gezeigt, direkt auf mich, und gegrinst, und ich habe nach kurzer Schockstarre den Wimpel geschwenkt, bis die nächste Ansage kam und du mit Karacho und einem verschmitzten Lächeln Christian den Ball zugeworfen hast.
    »Verstehst du, was ich meine?«, fragte Joan.
    »Vielleicht kann ich ihn ja auf Trab bringen.«
    Sie legte den Arm um mich. Ich roch ihr Parfum, aber vielleicht war es auch nur der Duft vom Backen, von Zimt oder Muskatnuss. »O Min, das hoffe ich so sehr.«
    Die übrige Mannschaft wurde vorgestellt. Schrille Pfiffe. Einen Moment

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