43 Gründe, warum es AUS ist
gesehen.«
»Stoffbärchen, Süßigkeiten, sogar Zeitschriften. Du musst mir nicht sagen, dass das blöd ist, wir finden es alle bescheuert, jeder von uns, aber es ist nun mal so üblich. Und was macht ihr so? Gedichte schreiben oder so was, hab ich recht? Also, ein Gedicht schreib ich dir garantiert nicht.«
Joe hat mir tatsächlich Gedichte geschrieben. Einmal sogar ein Sonett. Die habe ich ihm alle zurückgegeben, in einem Umschlag. »Ich weiß. Aber das hier, Ed, das gefällt mir. Einfach genial.«
»Und Blumen kann ich dir auch nicht kaufen – wir haben uns ja noch nicht mal richtig gestritten.«
»Außerdem habe ich dir gesagt, du sollst mir nie Blumen kaufen«, und ich sehe dich noch vor mir, wie du da auf der Bühne standest und lächelnd die Augen verdreht hast. Und ich habe zurückgelächelt, ich Idiotin, die keine Blumen wollte, und ausgerechnet in einem Blumenladen ist uns dann alles vor die Füße gefallen, weswegen der Boden dieses Kartons voller toter Rosenblätter ist, so wie bei diesen kleinen Altären am Straßenrand, wo es einen Unfall gegeben hat.
»Müssen wir los?« Wir hatten beide geschwänzt, aber ich schrieb anschließend eine Klausur. »Ein bisschen Zeit haben wir noch.«
»Oho«, sagtest du, »was könnten meine Freundin und ich in einem Park …«
»Nichts«, unterbrach ich dich. »Erstens ist es zu kalt.«
Du hast dich zu mir runtergebeugt und mir einen längeren Kuss gegeben. »Und zweitens?«
»Ehrlich gesagt fällt mir nur der eine Grund ein.«
Deine Hände wanderten über meinen Körper. » Soo kalt ist es gar nicht«, hast du gesagt. »Und wir müssten ja nicht alles ausziehen.«
»Ed …«
»Ich meine, wir müssten ja nur so ein bisschen …«
Ich wand mich aus deinen Armen und sammelte die allerletzten Schalen ein. »Meine Klausur«, sagte ich.
»Okay, okay.«
»Aber danke, dass du mit mir hergekommen bist. Du hattest wirklich recht.«
»Ich hab’s dir doch gesagt – der ideale Ort.«
»Also, wir haben Essen für die Party, wir haben …«
»Getränke. Trevor sagt, er besorgt alles. Aber nicht bloß Champagner, das ist zu du-weißt-schon-was, das verbotene Wort.«
»Okay. Und Trevor benimmt sich bei der Party auch nicht daneben?«
»Oh, garantiert, aber nicht völlig.«
»Okay, also Essen, Getränke, Musik, Beleuchtung. Alles außer der Gästeliste und den Einladungen.«
»Alles außer«, wiederholtest du mit einem winzigen Grinsen. Ich warf dir eine Pistazienschale an den Kopf und stand auf, um sie wieder aufzuheben. Warum, wusste ich selbst nicht, nicht in dem Moment. Es gab keinen Grund, sie aufzubewahren, so ein völlig uninteressantes Nichts, selbst jetzt sehen diese Schalen nach nichts Bedeutenderem aus. Aber von allem anderen ist nichts mehr da. Ich meine, ich liebe dich ist vorbei und auch dein kleiner Tanz auf der Bühne, genau wie unsere geniale Planung für die Party. Selbst von der Party, wenn wir sie je tatsächlich veranstaltet hätten, wären keine Spuren mehr übrig. Joan hätte ihre Musik zurück, die Lichterketten wären wieder auf eurem Dachboden, die Speisen wären verdaut und die Getränke ausgekotzt. Und Lottie Carson (müde von dem wundervollen Fest, aber so dankbar, dass sie uns Liebchen nannte) wäre sehr spät am Abend im Auto von uns nach Hause gebracht und höflich am Arm durch ihren Skulpturengarten bis zur Haustür begleitet worden. Alles wäre vorbei, unauslöschlich zwar, aber unsichtbar, vielleicht nicht wirklich alles, aber alles außer. Das komme in meine Schülerakte, sagte Mr. Nelson, eine Viertelstunde Verspätung bei einer Klausur, aber auch das ist vorbei, zusammen mit meinem B– für den Aufsatz, durch den ich mich wirklich nur so durchgemogelt habe, und dem Grund, weswegen ich zu spät kam: Ich war zu dir gegangen, hatte dich am Hals geküsst und meine Hand fest an deinen Körper gelegt und gemurmelt, alles außer fühle sich für dich anscheinend ziemlich gut an. Wir haben nicht viel gemacht, so wie du versprochen hattest, nur ein bisschen, und auch dieses bisschen ist vorbei, diese kurzen zwanzig Minuten waren im Nu verflogen. Wohin? Dorthin, wo die Schauspieler sind, wenn ein Film vorüber ist und wir blinzelnd in die Lichter über den Ausgängen starren, dorthin – wo immer das ist –, wo unsere alten Lieben sind, wenn sie mit ihren Arschlöchern von einem Dad wegziehen oder einfach wegsehen, wenn man ihnen im Schulflur über den Weg läuft. Und verflogen ist auch das Gefühl, das jenen Nachmittag so absolut
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