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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Komm, Annette!“
    Das Mädchen blickte Sternau hilfesuchend an. Die beiden Männer hatten sich bisher gar nicht um ihn gekümmert. Er sagte nun mit ruhiger, aber fester Stimme:
    „Die Demoiselle wird hierbleiben.“
    „Ah“, entgegnete der Vater. „Wer sind sie?“
    „Ich habe Ihre Tochter aus der Seine geholt und hierhergebracht und glaube mir dadurch das Recht erworben zu haben, an Ihrer Unterhaltung teilnehmen zu können.“
    Der Alte blickte ihn giftig an und erwiderte:
    „Meinetwegen. Aber unsere Unterhaltung ist leider bereits vorüber.“
    „Wohl schwerlich“, meinte Sternau. „Sie verlangen, daß Ihnen Ihre Tochter folgt, und ich verbiete es ihr.“
    „Ah! Wirklich?“ fragte Mason höhnisch. „Mit welchem Recht?“
    „Zunächst mit dem Recht des Arztes.“
    „Oh, Sie sind Arzt? Sie holen sich Ihre Patienten selbst aus dem Wasser? Das ist außerordentlich praktisch. Leider aber steht es hier nur allein mir zu, zu bestimmen, von welchem Arzt meine Tochter behandelt werden soll.“
    „Schweig, Alter!“ gebot der Sohn. „Dieser Herr hat Annette gerettet, er ist ihr nachgesprungen und hat sein Leben gewagt, seine Kleider triefen noch jetzt von dem Wasser des Flusses. Du bist ihm Dank schuldig und wirst höflich mit ihm sein. Wenn er Arzt ist, werden wir seine Meinung anhören.“
    „Den Teufel werde ich anhören!“ entgegnete der Alte. „Das Mädchen will ich haben, weiter nichts! Vorwärts!“
    Damit erfaßte er Annette bei der Hand, um sie aus dem Bett zu ziehen, da aber schob ihn Sternau zur Seite.
    „Halt“, sagte er. „Sie haben diese Patientin nicht zu berühren. Ich als Arzt muß wissen, ob sie bereits jetzt das Bett verlassen darf. Sie wird bleiben, sie wird Ihnen nicht folgen, jetzt nicht und vielleicht auch nicht später.“
    „Ah, wirklich?“ fragte der Alte ganz erstaunt.
    „Ja, wirklich!“
    „Und das sagen Sie mir, mir, dem Vater?“
    „Wie Sie hören. Zunächst ist Ihre Tochter krank, sie bleibt heute hier liegen. Und sodann weiß ich ganz genau, was für ein Schicksal ihrer daheim wartet, sie wird nicht nach Hause zurückkehren.“
    „Nicht? Gewiß nicht?“ fragte der Alte zwischen maßlosem Erstaunen und aufkeimendem Zorn.
    „Nein, gewiß nicht. Sie haben nicht als Vater an ihr gehandelt. Sie haben die Vaterrechte verloren, es wird anderweit für sie gesorgt werden.“
    „Nicht als Vater an ihr gehandelt? Nicht, nicht? Wer hat dies gesagt? Sie selbst, keine andere als sie selbst. Und das soll sie mir büßen.“
    Er erhob den Arm, um nach seiner Tochter zu schlagen, Sternau aber gab ihm einen Stoß, daß er zurückfuhr und an die Wand taumelte. Da trat der Sohn, der sich bisher nur beobachtend verhalten hatte, vor und sagte:
    „Mein Herr, Sie haben meine Schwester gerettet, aber das gibt Ihnen noch kein Recht, meinen Vater zu schlagen!“
    Sternau erhob sich von dem Stuhl, auf dem er saß, und stellte sich mit seiner Herkulesgestalt dem Schmied gegenüber, der nun erst merkte, welch einen Mann er vor sich hatte.
    „Monsieur Mason“, sagte er, „es ist gar nicht meine Absicht, Ihren Vater zu schlagen, ich beabsichtige nur, mich dieses Mädchens anzunehmen. Ich sage Ihnen aufrichtig, daß sie Ihnen nicht folgen wird, sondern daß ich sie in die Familie braver, rechtlicher Leute bringen werde, wo sie sich glücklich fühlen wird. Das werde ich tun, und wer mich daran zu hindern versucht, der hat es sich selbst zuzuschreiben, wenn ich Gewalt anwende.“
    „Wie schön das klingt“, höhnte der Alte. „Er will sie für sich selbst behalten.“
    „Pah!“ antwortete Sternau, „ich bin fremd, ich verlasse sehr bald diese Stadt, meine Absicht ist eine reine und ehrliche.“
    „Ich glaube es Ihnen“, sagte der Sohn. „Sie sehen wie ein ehrlicher Mann aus. Aber was, wollen Sie tun, wenn wir Ihnen die Schwester nicht lassen?“
    Sternau lächelte überlegen und antwortete:
    „Glauben Sie, daß Sie mir dieselbe vorenthalten können?“
    „Gewiß!“
    „Sie irren sich. Ich brauche nur zu beweisen, daß Sie ohne Existenzmittel sind und daß Sie es Ihrer Tochter und Schwester zumuten, Sie auf eine Weise zu ernähren, die gegen alle sittlichen Gesetze verstößt, so wird sich die Polizei sofort Ihrer Schwester annehmen und auch auf Sie ein wachsameres Auge haben als bisher.“
    „Donnerwetter, Sie drohen uns?“
    „Allerdings.“
    „Und Sie glauben, daß wir uns fürchten?“
    „Ich vermute es!“
    „Ah, das hat mir noch keiner gesagt.“
    „Das ist möglich,

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