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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Hilfe. Jetzt erfährt mein Herr zufällig, daß Monsieur Sternau von Spanien zurückgekehrt sei –“
    „Allerdings, mein Herr!“
    „So erteilte er mir den Auftrag, mich hier zu erkundigen, natürlich ohne den Herrn Professor selbst zu inkommodieren.“
    „So wollen Sie also wissen, wo Monsieur Sternau wohnt? Das kann ich Ihnen ganz genau sagen. Kennen Sie die Straße de la Barillerie?“
    „Ich kenne sie“, nickte er.
    „Auf der rechten Seite dieser Straße liegen der Justizpalast und die kleine Straße St. Chapelle, und an der Ecke dieser Straße steht das Hotel d'Aigle. In demselben bewohnt Monsieur Sternau einige Zimmer der ersten Etage.“
    Das Mädchen hatte das in sehr umständlicher Weise gesagt, dennoch aber machte der höfliche Diener eine tiefe Verbeugung und erwiderte:
    „Ich danke Ihnen, Mademoiselle. Wird Monsieur Sternau um diese Zeit zu sprechen sein?“
    „Ich weiß es nicht. Ah, da fällt mir ein, gehört zu haben, daß vorgestern von seiner Abreise die Rede war.“
    „Sie meinen also, daß ich mich beeilen muß?“
    „Gewiß, mein Herr. Ich hörte zwar nur im Vorübergehen eine Silbe fallen, aber es ist doch besser, Sie gehen sicher.“
    „Dann darf ich Ihnen nicht länger mißfällig sein. Adieu, meine Damen!“
    Er verabschiedete sich mit einem Kompliment, als wenn er zwei Herzoginnen vor sich habe. Sie blickten ihm nach, und dann meinte Marion:
    „Ein sehr feiner Herr!“
    „Sehr fein“, nickte die andere.
    „Ich wollte, er fände den Doktor nicht. Dann käme er vielleicht wieder.“
    „Hm, ja! Ich werde den Flur ein wenig langsam kehren, damit ich noch da bin, wenn er etwa zurückkommt.“
    „Aber du wirst mich sofort rufen?“
    „Gewiß. Dieser Vicomte de Rallineux muß ein sehr feiner Herr sein!“
    „Sicherlich, denn einen Herrn erkennt man an seinem Diener. Ein Diener ist nicht immer in der Lage, Douceurs von zwei Franken zu geben.“
    Die Erwartung der beiden Mädchen erfüllte sich nicht. Der Diener kehrte zu seinem Herrn zurück und teilte ihm mit, was er erfahren hatte.
    „Hotel d'Aigle sagst du?“ fragte dieser.
    „Ja, Rue de la Barillerie.“
    „So werden wir dort wohnen.“
    „Soll ich einen Wagen besorgen, gnädiger Herr?“
    „Nein.“
    Der Herr starrte eine Weile in das Leere und drehte sich, wie in einiger Verlegenheit, die Spitzen seines Schnurrbartes; dann sagte er:
    „Du bist wirklich in Paris gut orientiert?“
    „Sehr genau.“
    „Hm, es gilt nämlich einen Scherz.“
    Der Diener verbeugte sich.
    „Dieser Doktor Sternau ist ein Freund von mir, soll mich aber nicht erkennen.“
    „Ah, ich verstehe, gnädiger Herr! Sie wünschen sich zu verkleiden und bedürfen eines falschen Bartes und so weiter!“
    „Ja, aber alles sehr fein gearbeitet. Kennst du einen Ort, wohin man sich in dieser Angelegenheit mit Vertrauen wenden könnte?“
    „Hm, es ist bedenklich, der gnädige Herr verzeihen; aber das Verlangen nach einer solchen Veränderung des Äußeren ist leicht verdächtig.“
    „Ich weiß das!“
    „Darum gestatte ich mir einen Vorschlag, der allerdings kühn ist. Es gibt hier Leute, die sehr oft ihr Äußeres verändern, doch nicht eines Scherzes halber –“
    „Ah, die Ritter des Verborgenen!“
    „Ja. Ihnen stehen Künstler zu Diensten, denen selbst der gewandteste Theaterfriseur das Wasser nicht zu reichen vermag. Diese Künstler wohnen freilich nur im Dunklen, im Schmutz, und ich weiß nicht –“
    „Pah! Kennst du einen solchen Menschen?“
    „Ja, es ist der alte Papa Terbillon; er wohnt im Keller eines Haues der Rue de l'Odéon.“
    „Du meinst, daß er imstande sein wird, mich zu verändern, daß mich selbst mein bester Freund nicht erkennt?“
    „Ganz gewiß.“
    „Ist man bei ihm vor Verrat sicher?“
    „Er ist stumm in solchen Dingen.“
    „Schlingel! Hätte doch nicht gedacht, einen Diener zu bekommen, der in diesen Dingen solche Erfahrung besitzt.“
    „Verzeihung, gnädiger Herr! Die Herren, denen ich diente, zwangen mich, mir Kenntnisse solcher Art anzueignen.“
    „So führe mich! Ist es weit?“
    „Ziemlich. Es ist am Ende der Rue de Vaugirard in der Nähe von St. Sulpice.“
    Sie verließen das Hotel und bestiegen eine Droschke, mit der sie sich bis zur Straße Monsieur le Prince fahren ließen. Dort stiegen sie aus und begaben sich zu Fuß nach der Odeonstraße.
    „Kennt der Alte dich?“ fragte der Herr.
    „Ja.“
    „So magst du mit eintreten.“
    Als sie das Haus erreichten, schritten sie durch den

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