43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas
das, was der Graf von ihm verlangen würde, nur ein Verbrechen sein könne; er war fest entschlossen, es nicht zu begehen, aber auch ebenso entschlossen, alle sich ihm bietenden Vorteile auszunützen, denn er wollte einen neuen Hausstand gründen, und dazu war vor allen Dingen Geld nötig.
„Es kann vorkommen, daß ihm eines seiner Opfer unter den Händen stirbt, trotzdem er dies eigentlich gar nicht bezweckt hat?“
„Ja, das kommt wohl vor, Monsieur.“
„Er bebt also vor einem Mord nicht zurück?“
„Fällt ihm nicht ein. Alle Menschen müssen sterben!“
Der Schmied versuchte, sich ein möglichst gewissenloses Air zu geben.
„Ist es Ihnen auch schon passiert, daß Ihnen jemand starb?“
„Hm!“ machte er achselzuckend. „Kommen Sie zur Sache, Monsieur! Ich bin kein Freund von unnützen Einleitungen.“
„Nun, die Sache ist die, daß ich eines Mannes bedarf, der Blut sehen kann; nun habe ich geglaubt, daß Sie der Rechte sind.“
„Möglich!“
Gerard legte dabei die Beine sorglos übereinander und lächelte so verschmitzt wie möglich.
„Sie sagen ja?“
„Wie kann ich das? Ich weiß ja noch gar nicht, um wen oder was es sich handelt!“
„So hören Sie! Ich habe einen Feind, der mir sehr zu schaden sucht sowie meine ganze Existenz bedroht –“
„So packen Sie ihn bei seiner Existenz an!“
„Das will ich ja, nur fragt es sich, was Sie unter seiner Existenz verstehen.“
„Sein Leben natürlich!“
„Gut, soweit sind wir eins! Wollen Sie mir behilflich sein?“
„Warum tun Sie es nicht selbst?“
„Das ist mir unmöglich. Sie verstehen die deutsche Sprache, die Sie vollkommen sprechen. Sehen Sie, das ist bei mir nicht der Fall, und daher kann ich die Rache nicht selbst übernehmen. Und Zeit, das Deutsche vorher zu erlernen, gibt es nicht.“
„Was hat diese Sprache mit Ihrer Rache zu tun?“
„Der Mann, den ich meine, wohnt in Deutschland, gegenwärtig hielt er sich hier in diesem Hotel auf. Ich verfolgte ihn bis hierher, aber er ist einen Tag vor meiner Ankunft abgereist.“
„So wollen Sie ihm nach?“
„Ja, und sie sollen mit.“
„Das wird schwer gehen. Ich bin vorbereitet, Paris zu verlassen und mein Mädchen zu heiraten.“
„Dieselbe, die ich gestern gesprochen habe?“
„Ja. Sie hat das Haus, worin Sie sie trafen, verlassen. Sie sehen, daß es mich große Opfer kosten würde, Sie zu begleiten.“
„Ich bin reich, ich vergüte Ihnen alles.“
„Hm! Wohin soll die Reise gehen?“
„Nach Mainz. Wie lange wir abwesend sind, das kommt ganz auf die Verhältnisse und auf Ihre Geschicklichkeit und Entschlossenheit an.“
„Sie meinen, daß ich Ihnen zunächst als Dolmetscher zu dienen habe?“
„Ja, als Dolmetscher in Gestalt eines Dieners in Livree; und zweitens, daß Sie diese Person zu beseitigen haben sowie auch eine Dame.“
„Die sämtlich sich an demselben Ort befinden?“
„Ja.“
„Und wenn ich Ihnen nun diese Opfer bringen möchte, was bieten Sie mir dafür?“
„Was verlangen Sie?“
„Ich habe eine Braut und einen Vater zurückzulassen, ich habe Pläne aufzuschieben oder gar aufzugeben, welche sich auf meine Zukunft beziehen; dafür sind tausend Franken wohl nicht zuviel!“
„Ich zahle sie, und zwar vor der Abreise.“
„Ferner habe ich zwei Menschen verschwinden zu lassen. Was zahlen Sie für ein Menschenleben, daß Sie so außerordentlich belästigt, daß sogar Ihre Existenz dadurch in Frage gestellt wird?“
„Auch tausend Franken.“
„Pah, das ist zuwenig. Ich frage jetzt nicht, wer diese beiden Personen sind, denn später, wenn ich bemerke, daß sie den höheren Ständen angehören, könnte ich wohl einen sehr hohen Preis verlangen!“
„Was fordern Sie?“
„Fünfzehnhundert Franken wenigstens.“
„Das wären dreitausend Franken für beide, ich gebe sie, sind Sie nun einverstanden?“
„Noch nicht.“
„Was gibt es noch?“
„Ein jeder Geschäftsmann hat das Risiko zu berechnen. Ich riskiere Leben und Freiheit, das kann ich nicht umsonst tun.“
„Alle Teufel, Sie sind ein guter Rechner.“
„Das muß ich. Wie nun, wenn man mich in Mainz fängt und köpft? Ich muß in diesem Fall für die Meinigen sorgen.“
„Ich sehe, daß Sie sehr sorgfältig verfahren, und hoffe, daß Sie in meiner Angelegenheit ebenso handeln. Darum will ich auf Ihre sonst ungewöhnliche Forderung eingehen. Wieviel verlangen Sie für Ihr Risiko?“
„Tausend Franken.“
„Verdammt, das ist viel!“
„Sie werden mir
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