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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hängen.
    „Was ist das?“ fragte der Haziendero schaudernd.
    „Zwei Kopfhäute“, antwortete der Indianer einfach.
    „Woher?“
    „Ich konnte nicht schlafen und ging hinaus in die Nacht. Da hörte ich meine weiße Schwester um Hilfe rufen. Ich war weit fort, aber das Fenster war offen, und ich hörte es. Ich eilte herbei und sah einen Mann davonspringen; ich sprang ihm nach. Zwei andere warteten auf ihn. Sie ritten davon. Ich erhob mein Gewehr. Es war sehr dunkel, aber ich schoß zwei von den Pferden und nahm ihre Skalpe. Es sind die Diener des Grafen.“
    „So ist er entkommen?“
    „Ja.“
    „Und die Unschuldigen sind erschossen.“
    „Pshaw! Wer mit dem Grafen reitet, ist nicht unschuldig.“
    Mit diesen Worten verließ der Apache das Zimmer, kehrte aber sofort wieder um und fragte:
    „Wo ist ‚Donnerpfeil‘, mein weißer Bruder?“
    „Ja, wo ist Señor Helmers, daß er nicht kommt, wo sein Schutz nötig ist?“ fragte Arbellez.
    „Er ist fort“, antwortete Emma.
    „Fort? Wohin?“
    „Mit Tecalto.“
    „Wohin, frage ich!“ sagte Arbellez ängstlich.
    „Ich darf es nicht sagen.“
    „Mit meinem Bruder? Wirklich?“ erkundigte sich die Indianerin.
    „Ja. Er sagte es.“
    Der Apache schüttelte den Kopf.
    „Meine weiße Schwester mag ihre Lippen öffnen“, sagte er. „Was will der Graf bei ihr in ihrem Wigwam? Nicht weit von hier lagen viele böse Weiße mit Sätteln, Kisten und Säcken, auch waren Tote dabei. Und meine tapferen Brüder sind fort. Das ist eine große Gefahr. Meine Schwester mag ja sprechen.“
    „Aber er hat es mir verboten.“
    „So hat er nicht gewußt, was geschieht, wenn er fort ist.“
    „O Gott, so rede doch“, drängte der Haziendero. „Er befindet sich in Lebensgefahr!“
    „So muß ich reden. Er wird es mir verzeihen. Er ist mit Tecalto nach dem Schatz der Könige gegangen.“
    „Nach dem Schatz der Könige?“ fragte Karja erschrocken.
    „Ja.“
    „Und der Graf ist auch hin. Und Männer waren in der Nähe mit Säcken und Kisten?“
    „Ja“, antwortete der Apache.
    „Wie viele?“
    „Zweimal fünf und acht.“
    „Oh, das ist Gefahr!“ rief da die Indianerin. „Der Graf, der Lügner, der Verräter, will den Schatz der Könige stehlen. Er wird Señor Helmers und meinen Bruder dort finden und sie töten. Señor Arbellez, blast in das Nothorn. Laßt Eure Vaqueros und Ciboleros kommen. Sie müssen nach der Höhle des Schatzes, um die zwei zu retten.“
    Jetzt gab es ein Wirrwarr von Fragen und Antworten, bei dem nur der Apache seine Ruhe behauptete. Er hörte die einzelnen Fragen und Entgegnungen an und sagte dann:
    „Wer weiß, wo die Höhle liegt?“
    „Ich“, antwortete Karja. „Ich werde euch führen!“
    „Kann man reiten?“
    „Ja.“
    „So gebt mir dieses Mädchen und zehn Ciboleros und Vaqueros mit.“
    „Ich gehe auch mit!“ rief Arbellez.
    „Nein!“ entschied der Apache. „Wer will die Hacienda beschützen? Wer weiß, was hier kommen kann. Man rufe alle Männer und gebe mir zehn von ihnen. Die anderen beschützen die Hacienda.“
    Dabei blieb es. Der Haziendero stieß in das Horn, und auf dieses Zeichen kamen die Wächter der Herden und sonstige Bedienstete herbeigesprengt. Der Apache suchte sich zehn von ihnen aus; sie wurden bewaffnet. Auch Karja stieg zu Pferd; dann ritten sie ab, während die anderen, gut Wache haltend, zurückblieben. Die Verwirrung war Schuld, daß bis zum Abreiten der kleinen Truppe doch eine ziemliche Zeit vergangen war. –
    Kurz nachdem sich die festliche Versammlung getrennt hatte, um zur Ruhe zu gehen, trat ‚Büffelstirn‘ in das Zimmer des Deutschen.
    „Gedenkst du noch deines Wortes?“ fragte er.
    „Ja.“
    „Du reitest mit?“
    „Ja.“
    „So komme!“
    Helmers bewaffnete sich und folgte dem Indianer. Unten standen heimlich drei Pferde bereit, zwei mit Reitsätteln und das dritte mit einem Packsattel.
    „Was soll dieses hier?“ fragte der Deutsche, auf das letztere zeigend.
    „Ich habe gesagt, daß du nicht arm bist. Du hast den Schatz der Könige nicht rauben wollen, darum sollst du dir davon nehmen dürfen, soviel wie ein Pferd zu tragen vermag.“
    „Nein. Wo denkst du hin!“ rief Helmers erstaunt.
    „Rede nicht, sondern steige auf und folge mir!“
    Der Indianer bestieg sein Pferd, nahm das Packtier beim Zügel und ritt fort. Helmers konnte nicht anders, als ihm folgen. Es war finstere Nacht, aber der Indianer kannte seinen Weg wie die Katzen. Der Deutsche konnte sich der Führung

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