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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und Brillieren hinein erklangen die Worte des Indianers.
    „Das ist die Höhle des Königsschatzes! Sei stark und halte deine Seele fest!“
    Es verging eine geraume Zeit, ehe der Deutsche seine Augen an diese Pracht gewöhnen konnte. Die Höhle bildete ein sehr hohes Viereck von vielleicht sechzig Schritten in der Länge und Breite, durch welches der mit Steinplatten bedeckte Bach floß. Sie war vom Boden an bis hinauf an die gewölbte Decke angefüllt mit Kostbarkeiten, deren Glanz allerdings die Sinne auch des nüchternsten Menschen verwirren konnte.
    Da gab es Götterbilder, welche mit den kostbarsten Edelsteinen geschmückt waren, besonders die Bilder des Luftgottes Quetzalcoatl, des Schöpfers Tetzkatlipoka, des Kriegsgottes Hultzilopochtli und seiner Gemahlin Teoyaniqui und seines Bruders Tlakahuepankuexkotzin, der Wassergöttin Chalchiukueje, des Feuergottes Ixcozauhquiund des Weingottes Cenzontotochtin. Hunderte von Hausgötterfiguren standen auf Wandbrettern; sie waren entweder aus edlen Metallen getrieben oder in Kristall geschliffen. Dazwischen standen goldene Kriegspanzer, goldene und silberne Gefäße, Schmucksachen aus Diamanten, Smaragden, Rubinen und anderen Edelsteinen, Opfermesser, deren Griffe, die funkelnden Steine gar nicht gerechnet, nur einen Altertumswert nach Hunderttausenden hatten, Schilde von starken Tierhäuten, die mit massiven Goldplatten besetzt waren. Vom Mittelpunkt der Decke hing gleich einem Lüster eine Königskrone herab; sie hatte die Gestalt einer Mütze, war aus massivem Golddraht gefertigt und ganz ausschließlich nur mit Diamanten besetzt. Ferner sah man da ganze Säcke voll Goldsand und Goldstaub, Kisten, welche mit Nuggets (Goldkörner) angefüllt waren, welche die Größe einer Erbse bis zu der eines Hühnereies hatten. Man sah ganze Haufen gediegenes Silber, gleich in großen Stücken aus zutage getretenen Adern gebrochen. Auf köstlichen Tischen standen leuchtende Modelle der Tempel von Mexiko, Cholula und Teotihuakan, der prachtvollen Mosaiken von Muscheln, Gold, Silber, Edelsteinen und Perlen gar nicht zu denken, welche am Boden und in den Ecken lagen.
    Der Anblick dieser Reichtümer brachte beim Deutschen einen wahrhaft berauschenden Eindruck hervor. Es war ihm, als sei er ein Märchenprinz aus ‚Tausendundeiner Nacht‘. Er gab sich Mühe, ruhig zu bleiben, aber es gelang ihm nicht. Er fühlte das Blut an seinen Schläfen pochen, und es war ihm, als ob große Feuer- und leuchtende Diamanträder vor seinen Augen wirbelten. Es kam eine Art von Rausch über ihn, und in demselben sah er ein, daß solche Reichtümer eine Macht ausüben, ein wahnsinniges Verlangen erwecken können, welches selbst vor dem fürchterlichsten Verbrechen nicht zurückschrecken würde.
    „Ja, das ist die Höhle des Königsschatzes“, wiederholte der Indianer. „Und dieser Schatz gehört nur allein mir und meiner Schwester Karja.“
    „So bist du reicher als irgendein Fürst der Erde!“ antwortete Helmers.
    „Du irrst! Ich bin ärmer als du und jeder andere. Oder willst du den Enkel eines Herrschers beneiden, dessen Macht vergangen ist und dessen Reich in Trümmern liegt. Die Krieger, welche jene Rüstungen trugen, wurden von ihrem Volk geliebt und verehrt; ein Wort von ihnen gab Leben oder Tod. Ihre Schätze sind noch vorhanden, aber die Stätte, wo man ihre Gebeine niederlegte, ist von den Weißen entweiht und zertreten worden, und ihre Asche wurde in alle Winde zerstreut. Ihre Enkel irren durch die Wälder und Prärien, um den Büffel zu töten. Der Weiße kam; er log und trog, er mordete und wütete unter meinem Volk um dieser Schätze willen. Das Land ist sein, aber es liegt verödet, und der Indianer hat die Schätze dem Dunkel der Erde übergeben, damit sie dem Räuber nicht in die Hände fallen. Du aber bist nicht wie die anderen; dein Herz ist rein vom Verbrechen. Du hast meine Schwester aus den Händen der Comanchen errettet, du bist mein Bruder, und darum sollst du von diesen Schätzen so viel haben, wie ein Pferd zu tragen vermag. Doch nur zweierlei steht dir zu Gebote. Hier sind Goldkörner, ganze Säcke voll, und hier sind Ketten, Ringe und anderer Schmuck; wähle dir aus, was dir gefällt. Das andere aber ist heilig; es soll nie wieder beschienen werden von der Sonne, die den Untergang der Mixtekas sah.“
    Helmers sah die Nuggets und das Geschmeide, ihm wurde fast schwindlig.
    „Ist dies dein Ernst?“ fragte er.
    „Ich scherze nicht.“
    „Aber das sind ja

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