43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas
da hast du recht!“
„Wir müssen unsere Vorbereitungen also im stillen treffen. Wie viele Männer haben Sie überhaupt?“
„Vierzig.“
„Das genügt. Jeder hat ein Gewehr?“
„Sie haben alle gute Gewehre.“
„Und Munition ist auch vorhanden?“
„Genug. Ich habe sogar Kanonen.“
„Kanonen?“ fragte der Indianer erstaunt.
„Ja, vier Stück.“
„Davon weiß ich nichts. Woher sind sie?“
„Der Schmied hat sie gebaut, als du nicht hier warst.“
Der Häuptling schüttelte ungläubig den Kopf.
„Der Schmied hat sie gebaut? Taugen sie etwas?“
„Ja, wir haben sie probiert. Der Lauf ist von festestem Eisenholz gebohrt, um welches starke, fünffache Bänder geschmiedet worden sind. Vom Zerspringen ist keine Rede.“
„Dann geht es. Wir schießen mit Glas, Nägeln und altem Eisen, das wirkt furchtbar. Sodann brauchen wir mehrere Feuer.“
„Wozu?“
„Der Überfall wird wohl bereits in der nächsten Nacht geschehen. Dabei muß alles dunkel sein, damit die Comanchen uns im tiefsten Schlaf wähnen. Sobald sie nun kommen, brennen wir die Feuer an und erleuchten die ganze Umgebung der Hacienda, damit wir sicheres Zielen haben.“
„So machen wir die Feuer auf dem platten Dach des Hauses.“
„Das ist klug. Es wird an jeder Ecke ein großer Haufen errichtet und mit Öl begossen. Das genügt für den ganzen Platz.“
„Und wohin stellen wir die Kanonen?“
„Wir errichten an jeder Ecke des Hauses, sobald es dunkel geworden ist, eine Verschanzung, hinter welche dieselben kommen. Sie müssen so stehen, daß sie zwei Seiten bestreichen können. Ah!“
Dieser letzte Ausruf galt einem Reiter, der auf dampfendem Roß durch das Tor kam. Es war – der Apache.
„‚Bärenherz‘!“ rief der Haziendero. „Wo kommt Ihr her?“
„Von den Comanchen“, antwortete dieser, vom Pferd springend.
„Wo sind sie?“
„Auf dem Reparo.“
„Auf dem Reparo?“ fragte ‚Büffelstirn‘. „Hatten sie dort ihr Lager?“
„Ja. Ich bin ihnen bis auf den Berg gefolgt. Sie erreichten ihn erst nach Mitternacht.“
„Auf welcher Seite lagerten sie?“
„Auf der Seite nach Mitternacht.“
„Uff! Wenn sie –“ der Indianer unterbrach sich und fügte leise hinzu, so daß ihn nur der Apache hören konnte: „Wenn sie den Grafen finden.“
„Den werden die Krokodile gefunden haben“, entgegnete der Apache ebenso leise.
Diese Annahme war nun allerdings nicht richtig. –
Die Comanchen zählten wirklich zweihundert Mann. Sie wurden angeführt von einem ihrer berühmtesten Häuptlinge, der Tokvi-tey, ‚Schwarzer Hirsch‘, hieß. Ihm zur Seite ritten zwei Kundschafter, von denen der eine die Gegend um die Hacienda genau kannte, während der andere zu denen gehörte, die von den Mexikanern unter Anführung des Deutschen und des Apachen besiegt worden waren. So konnten sie sich in der Richtung nach der Estanzia nicht irren.
Sie ritten, ohne zu ahnen, daß sie von dem berühmten Apachenhäuptling verfolgt wurden, nach indianischer Weise über die Berge, nämlich immer einer hinter dem anderen, und gelangten schließlich an den nördlichen Fuß des Reparo, dessen Abhang sie erstiegen, um dann unter dichten Bäumen des Waldes haltzumachen.
„Weiß mein Sohn hier einen Ort, wo wir uns während des Tages verbergen könnten?“ fragte der ‚Schwarze Hirsch‘ den einen der Führer, der die Gegend kannte.
Der Gefragte sann nach und antwortete:
„Ja. Auf der Höhe des Berges.“
„Was ist es für ein Ort?“
„Die Ruine eines Tempels, dessen Vorhöfe Platz für tausend Krieger haben.“
„Kann man da verborgen sein?“
„Ja, wenn kein Auge uns kommen sieht.“
„Weiß mein Sohn den Ort genau?“
„Ich werde nicht irren.“
„Und glaubt mein Sohn, daß wir ihn erst auskundschaften müssen?“
„Es ist besser und sicherer so.“
„So werden wir beide gehen, während die anderen warten.“
Sie stiegen darauf von ihren Pferden, nahmen die Waffen zur Hand und drangen in den Wald ein.
Der Indianer besitzt für Örtlichkeitsverhältnisse einen angeborenen Instinkt und einen so gut geübten Scharfsinn, daß er sich fast nie verirren kann. Der Führer strich daher mit einer bewundernswerten Sicherheit durch den nächtlich stockfinsteren Wald auf die Ruine zu. Der Häuptling folgte ihm. Trotz der Schwierigkeiten, welche die Dunkelheit bot, erreichten sie die verfallenen Mauern des Tempelwerkes und begannen, dasselbe zu durchsuchen.
Sie fanden nicht die mindeste Spur von der
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