43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas
es!“
„Ich schwöre es!“
„So sollst du frei sein!“
Der ‚Schwarze Hirsch‘ zog mit aller Anstrengung an dem Lasso und brachte den Grafen auch glücklich so weit empor, daß dieser sich mit dem Oberkörper auf den Ast legen und stützen konnte. Dadurch bekam der Comanche die Hand frei. Er zog sein Messer und durchschnitt das Lasso und die Banden des Spaniers, der sich nun trotz aller Schwäche selbst festzuhalten vermochte.
„Ah“, rief dieser. „Frei! Frei! Frei!“ Dann brüllte er in unendlichem Entzücken in die Nacht hinaus: „Aber nun Rache! Rache! Rache!“
„Rache sollst du haben“, sagte da der Comanche, der in ihm einen brauchbaren Verbündeten ahnte. „Aber warum schreist du so? Der Wald hat Ohren. Ist niemand in der Nähe?“
„Kein Mensch! Es befand sich niemand auf dem Berg, nur ich und diese verdammten Krokodile. Mein Leben lang werde ich diese Nacht nicht vergessen!“
„Vergiß sie nicht und räche dich! Jetzt aber steige mit mir hinab!“
Sie kletterten von dem Baum hernieder, und nun erst, als Alfonzo festen Boden unter sich fühlte, wußte er, daß er gerettet sei.
„Ich danke euch!“ sagte er. „Verlangt, was ihr wollt, ich werde es tun!“
Der Comanche entgegnete ruhig:
„Setze dich zu uns und beantworte uns, was wir dich fragen!“
Als sie nun im Gras sich niederließen, streckte der Graf seine gepeinigten Glieder mit einer Wonne aus, die er in seinem Leben noch niemals gefühlt hatte, und fragte:
„Ihr seid vom Volk der Comanchen?“
„Ja.“
„Du bist ein Häuptling derselben?“
„Ich bin Tokvi-tey, der ‚Schwarze Hirsch‘.“
„Und ihr befindet euch auf einem Kriegszug?“
Der Häuptling nickte. Dann fragte er:
„Kennst du die Hacienda del Erina?“
„Ich kenne sie.“
„Wie heißt der Mann, der dort wohnt?“
„Er heißt Pedro Arbellez.“
„Hat er eine Tochter?“
„Ja.“
„Und ist bei dieser Tochter eine Indianerin vom Stamm der Mixtekas?“
„Ja. Es ist Karja, die Schwester von Tecalto.“
„Die Schwester ‚Büffelstirns‘?“ fragte der Häuptling überrascht.
„Ja.“
„Ugh! Das haben die Söhne der Comanchen nicht gewußt, sonst hätten sie die Tochter der Mixtekas fester gehalten. Die beiden Squaws waren unsere Gefangenen.“
„Ich weiß es.“
„Du weißt es?“ fragte der ‚Schwarze Hirsch‘.
„Ja, denn sie wohnen bei mir.“
„Bei dir? Deine Stimme spricht in Rätseln! Ich denke, sie wohnen auf der Hacienda?“
„Dies ist auch wahr; denn die Hacienda gehört mir.“
„Dir? So bist du Señor Pedro Arbellez?“
„Nein. Ich bin Graf Alfonzo de Rodriganda y Sevilla. Arbellez ist nur mein Pächter.“
„Ugh!“ sagte da der Comanche kalt, indem er sich erhob. „So wirst du wieder über dem Wasser hängen, damit dich die Alligatoren fressen!“
Alfonzo war seiner Sache so sicher, daß er lächelnd antwortete:
„Warum?“
„Weil du der Beschützer der beiden Squaws bist.“
„Setze dich wieder, ‚Schwarzer Hirsch‘; ich bin nicht ihr Beschützer; ich bin ihr Feind und dein Freund. Diese Squaws sind schuld, daß ich hier aufgehängt wurde, du aber hast mich errettet! Ich werde dir danken, indem ich die drei größten Feinde der Comanchen in deine Hände liefere.“
„Wer ist dies?“
„Shoshin-liett.“
„‚Bärenherz‘, der Apache?“
„Ja. Ferner Mokaschi-motak.“
„‚Büffelstirn‘, der Mixteka?“
„Ja.“
„Und der dritte?“
„Der dritte ist ein Bleichgesicht; die roten Männer nennen ihn Itinti-ka.“
„‚Donnerpfeil‘, der große Rastreador?“ rief der Comanche. „Sagst du die Wahrheit?“
„Ja.“
„Wo ist ‚Donnerpfeil‘?“
„Bei den anderen.“
„Wo sind diese?“
Der Comanche fragte mit fast leidenschaftlicher Hast. Die Hoffnung, diese drei berühmten Männer in seine Gewalt zu bekommen, brachte ihn um die kalte Ruhe und Selbstbeherrschung, in der der Indianer sonst seine Ehre sucht.
„Ich werde es dir sagen, wenn du mir vorher etwas versprichst.“
„Was begehrst du?“
„Du bist gekommen, um die Hacienda zu überfallen?“
„Ja“, gestand der Indianer.
„Wird es dir gelingen?“
„Der ‚Schwarze Hirsch‘ wurde noch nie besiegt.“
„Du hast viele Comanchen mit?“
„Zehnmal zehn mal zwei.“
„Zweihundert? Das ist genug. Du sollst die drei berühmtesten Häuptlinge haben, ferner alle Skalpe der Bewohner der Hacienda, auch alles, was in der Hacienda zu finden ist, wenn du das Haus schonst, da es mein Eigentum ist,
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