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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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niemand, der mir lieb war.“
    „Wer stellte diese Frage an dich?“
    „Gasparino Cortejo.“
    „Ah, er wollte eine Zeugin seiner Liebschaft entfernen.“
    „Jedenfalls, obgleich ich daran erst später gedacht habe.“
    „Du kamst also von da an bis zur Abreise nicht wieder auf das Schloß?“
    „Nein, denn viel Zeit gab es nicht, da das Schiff segelfertig war. Ich wurde erst am Morgen der Abreise auf das Schloß verlangt und saß dann mit dem Grafen, der Gräfin und Alfonzo im Wagen, der uns nach Barcelona brachte. Dort fanden wir Señor Pedro Arbellez, der jetzt Haziendero ist, damals aber noch Ihr Inspektor war. Ihm wurde ich mit dem Kind übergeben.“
    „Wurdet ihr von dem Grafen und der Gräfin auf das Schiff begleitet?“
    „Nein. Beide fuhren gegen Abend wieder ab, da der Abschied die liebe gnädige Frau so sehr anzugreifen schien. Dann bin ich von dem Kind nicht wieder fortgekommen. Aber am Morgen schien es mir, als ob der Kleine ein anderes Gesicht habe.“
    „Ah! Weiter nichts?“
    „O doch, noch etwas, aber nur eine Kleinigkeit. Wenn man arm ist, so ist man neugierig auf die Sachen, die reiche Leute besitzen. Als ich den Knaben zur Ruhe legte und entkleidete, sah ich mir alles, was er trug, genau an. Und am anderen Morgen war es mir, als ob das Hemdchen eine andere Nummer habe als am Abend vorher.“
    Der Graf horchte auf.
    „Es schien dir nur so?“ fragte er gespannt. „Oder war es dir gewiß?“
    „Gewiß nicht. Ich hatte die Nummer zwar ganz genau gesehen, aber nicht die Absicht gehabt, sie mir zu merken; dennoch aber möchte ich jetzt behaupten, daß sie eine andere geworden war.“
    „Das wäre nun freilich von der allerhöchsten Wichtigkeit. War deine Tür verschlossen?“
    „Nein.“
    „In welchem Gasthof war es? Ich habe den Namen wieder vergessen.“
    „Im Gasthaus ‚L'Hombre grand‘ in Barcelona.“
    „Weißt du nicht, wer an diesem Abend noch dort logierte?“
    „Ich erkundigte mich am Morgen, aber ganz zufällig und nicht etwa, weil ich an eine Verwechslung des Kindes gedacht hätte. Aber was ich erfuhr, erschien mir in späterer Zeit doch auffällig.“
    „Wieso?“
    „Es hatte nicht weit von uns ein Mann logiert, zu dem später zwei andere Männer kamen; sie alle drei waren unbekannt und hatten bereits am frühesten Morgen das Haus wieder verlassen. Der eine hatte dabei ein Bündel unter dem Arm getragen.“
    „Wer hat dies gesehen?“
    „Eine Magd, die Zahnschmerzen hatte und nicht schlafen konnte.“
    „Danach könnte also der Knabe samt der Wäsche, wenigstens samt dem Hemd, verwechselt worden sein. Hätte Cortejo auf Rodriganda zu der Kinderwäsche gekonnt?“
    „Er nicht, aber die Schwester Clarissa.“
    „Das ist ganz dasselbe. Gibt es noch etwas, was du über diese Angelegenheit zu sagen hättest?“
    „Sicheres nicht, aber Kleinigkeiten, die man erst nicht beachtet, die später aber dennoch auffällig erscheinen.“
    „Nenne sie mir getrost. In solchen Fällen sind Kleinigkeiten oft von hohem Wert.“
    „Nun, der kleine Knabe sprach nie von seinen Eltern, während er doch der Trennung wegen gerade nach ihnen hätte weinen sollen.“
    „Ah!“
    „Ja, es war, als sei er gar nicht bei Eltern gewesen.“
    „Das ist ein wichtiger Punkt.“
    „Und wenn ich einmal von dem Grafen und der Gräfin begann, so sagte er selten Papa und Mama, sondern meist nur Vater und Mutter.“
    „Auch das ist wertvoll!“
    „Er redete überhaupt nicht gern von der Heimat. Es war, als sei es ihm verboten, von ihr zu sprechen. Ferner hörte er sehr oft nicht auf den Namen Alfonzo, und es war, als sei er bisher mit einem anderen gerufen worden.“
    „Mein Gott, das alles sagst du mir erst jetzt?“
    „Oh, das fiel mir alles zuerst gar nicht auf. Ich war ein einfaches, dummes Ding und hatte gar keinen Verdacht. Hier in Ihrem Haus wurde ich ein klein wenig klüger, und als ich dann später die wunderbare Ähnlichkeit bemerkte, von der wir vorhin gesprochen haben, dann erst stellte sich der Verdacht ein, und ich begann nachzudenken, aber zu spät!“
    „Vielleicht ist es noch nicht zu spät. Gottes Wege sind sehr oft wunderbar und unerforschlich.“
    „Ferner fiel mir auf, daß der Knabe während der Reise mehr nach Señor Pablo Cortejo als nach Ihnen fragte, und endlich habe ich hier bemerkt, daß beide sich duzen, wenn sie denken, daß sie allein sind.“
    „Wirklich?“ fragte der Graf hastig.
    „Ja. Ich habe sogar einmal gehört, daß der junge Graf den Sekretär Onkel

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