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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Nicht wahr?“
    „Don Ferdinando“, beteuerte sie. „Sie wissen, daß mein Leben Ihnen gehört.“
    „Ich weiß es. Wirst du mir die Wahrheit sagen?“
    „Ich habe Sie noch nie belogen.“
    „Ich glaube es, aber es gibt Dinge, bei denen selbst der treueste Diener meint, daß es für seinen Herrn das beste sei, das Richtige und Wahre nicht zu erfahren. Du jedoch wirst mir die Wahrheit sagen?“
    „So als ob ich vor dem Beichtvater oder vor Gott stände.“
    „Nun gut! Du hast mir damals meinen Neffen von Spanien herübergebracht. Sage mir aufrichtig, ist er wirklich mein Neffe?“
    Die Dienerin erschrak sichtlich.
    „Mein Gott, welche Frage!“ stammelte sie.
    „Antworte!“
    „Warum sollte er es nicht sein, Don Ferdinando?“
    „Du sollst mir nur mit einem einzigen Wort antworten“, gebot er. „Ja oder nein!“
    „Das kann ich nicht!“
    „Warum?“
    „Gnädiger Herr, darf ich wirklich reden?“
    „Ja, ich habe es dir sogar befohlen.“
    „Das ist ein Punkt, der mir erst wenig Sorge machte, mit der Zeit sich mir aber immer mehr auf das Herz gelegt hat!“
    „Ah! Hast du bereits darüber gesprochen?“
    „Zu keinem Menschen“, erwiderte die ehrliche Alte.
    „Nun, so rede.“
    „Es fiel mir auf, daß Don Alfonzo dem Señor Pablo Cortejo so ähnlich sieht –“
    „Bei Gott, das ist mir auch aufgefallen, das eben hat mich auf Gedanken gebracht, die ich nicht wieder loswerden kann.“
    „Sodann fiel es mir auf, daß er und Cortejo stets beisammen sind und immer Heimlichkeiten haben.“
    „Das weiß ich. Es wird aber anders werden.“
    „Und sodann –“ Sie stockte, trotz ihres Alters errötend.
    „Nun?“ fragte der Graf.
    „Sodann fiel mir noch ein Drittes auf“, fuhr sie fort. „Ich muß nämlich sagen, daß der Bruder des Señor Pablo –“ Wieder stockte sie.
    „Sprich nur weiter. Was du sagst, ist nur für mich. Du meinst den Advokaten Gasparino Cortejo in Manresa?“
    „Ja. Er ging mir in früheren Jahren ein wenig nach, obgleich ich älter war als er, und da schenkte er mir sein Bild, das ich noch besitze.“
    „Und dieses Bild?“
    „Es ist das leibhaftige Konterfei des Grafen Alfonzo.“
    „Ah, darf ich es einmal sehen?“
    „Ja, Erlaucht.“
    „So bringe es mir.“
    Die Dienerin eilt fort und brachte darauf ein Porträt in Kreidemanier. Kaum hatte der Graf einen Blick auf dasselbe geworfen, so rief er erschüttert:
    „Mein Gott, es stimmt! Das ist Alfonzo, wie er leibt und lebt!“
    „Ja, das sah ich auch, Don Ferdinando, und das drückte mir fast das Herz ab!“
    „Ist jener Gasparino Cortejo verheiratet?“
    „Nein.“
    „Hat er nie ein ernstes Verhältnis gehabt?“
    „Hm! Man spricht nicht davon.“
    „Du sollst aber davon sprechen!“ gebot er.
    „Sie werden mir zürnen!“
    „Warum?“
    „Weil – weil –“ antwortete sie stockend, „weil es eine Verwandte von Ihnen betrifft!“
    „Ah! Wer ist es?“
    „Señorita Clarissa, die später Schwester Clarissa genannt wurde.“
    Der Graf fuhr mit dem Bild wieder empor zu den Augen und warf einen langen, scharf prüfenden Blick auf dasselbe.
    „Wahrhaftig, es stimmt“, sagte er endlich. „Ich kannte diese Cousine sehr genau. Und jetzt bemerke ich, daß dieser Alfonzo ihr ebenso ähnlich sieht!“
    „Das ist auch mir aufgefallen, gnädiger Herr!“
    „So? Gut, so laß uns einmal prüfen. Woher weißt du, daß jener Cortejo ein Verhältnis mit dieser frommen Cousine Clarissa hatte?“
    „Ich habe sie im Park von Rodriganda überrascht, wo sie miteinander spazierengingen.“
    „Weiter weißt du nichts?“
    „Oh“, entgegnete die Alte verschämt, „ich war damals eifersüchtig und ging ihnen nach. Ich überraschte sie, als sie sich küßten.“
    „Das könnte genügen.“
    „Es traf sich stets, daß sie miteinander auf Rodriganda waren. Sie kam aus ihrem Stift und er aus Manresa.“
    „Gut. Das wäre also erwiesen. Wie aber nun weiter? Du warst die Amme des kleinen Alfonzo?“
    „Ja, sechs Monate, dann entwöhnte ich ihn. Ich sollte auf dem Schloß bleiben, aber es gab da einen Tischler, der mich heiraten wollte, und so wurde ich seine Frau und zog zu ihm.“
    „Weiter.“
    „Mein Mann war kränklich und starb. Nun stand ich wieder allein. Das war zu der Zeit, in der Sie um den kleinen Alfonzo gebeten hatten. Ihr Wunsch wurde erfüllt, da damals noch ein älterer Knabe lebte, und man fragte mich, ob ich nicht Lust habe, das Kind nach Mexiko zu begleiten. Ich sagte zu, denn ich hatte

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