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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nannte.“
    „Sagst du die Wahrheit?“
    „Ja. Es war im Garten, und die beiden hatten keine Ahnung davon, daß ich sie beobachtete.“
    „Weiter!“
    „Das ist alles, Don Ferdinando. Ich weiß nichts weiter.“
    „Oh, es ist genug. Ich habe jetzt die Überzeugung, daß hier ein Schurkenstreich begangen ist. Aber wehe ihnen!“
    „Ich soll doch schweigen über das, was wir soeben gesprochen haben, nicht wahr, gnädiger Herr?“
    „Natürlich! Sie dürfen nicht erfahren, daß wir eine Ahnung haben, sonst würden sie den Faden zerreißen, der uns durch das Geheimnis leiten soll. Aber wenn es so ist, wie wir denken, wo ist dann der richtige Knabe Alfonzo?“
    „Den haben jene drei Männer mit fortgenommen.“
    „Und wohl gar getötet?“
    „O mein Gott!“
    „Ich werde es erfahren, ich muß es erfahren!“ sagte der Graf zornig. „Also darum ist dieser Alfonzo so aus der Art geschlagen, und darum konnte in mir kein verwandtschaftliches Gefühl für ihn aufkommen. Aber er ist mein Neffe vor den Augen der Welt, ja, ich habe ihn stets meinen Sohn genannt und nennen lassen; ich muß also auch heute wieder für ihn eintreten. Gehe, meine gute Maria, und sage dem Kutscher, daß er anspannen soll. Wenn ich dich in dieser Angelegenheit wieder brauche, werde ich dich rufen lassen.“
    Die Alte entfernte sich.
    Der Graf aber schloß die Papiere, die ihm so viel Ärger bereitet hatten, wieder in seinen Schreibtisch ein und ging hinab vor das Portal, um in die kostbare Equipage zu steigen.
    „Zum Grafen Embarez!“ gebot er dem Kutscher.
    Die Karosse des Grafen Rodriganda hielt bald vor dem Haus des Grafen. Don Ferdinando ließ sich melden und wurde angenommen. Der Graf, ein noch junger Mann, empfing ihn mit ausgesuchter, aber dabei doch kalter Höflichkeit und bot ihm einen Sessel an, während er selbst stehen blieb.
    Dies gab dem Grafen Rodriganda Veranlassung, den Sessel auszuschlagen und auch stehen zu bleiben.
    „Ich erhielt heute eine Zuschrift von Ihnen“, begann er.
    Embarez verbeugte sich zustimmend.
    „Und hatte Veranlassung, mich über den Ton, in dem sie verfaßt ist, zu wundern.“
    „Oh, dieser Ton ist sehr natürlich.“
    „Ihnen vielleicht, mir aber nicht. Ich pflege höflich zu sein gegen jedermann.“
    „Ich ebenso, wenn er es wert ist.“
    Rodriganda trat einen Schritt zurück.
    „Sie wollen sagen, daß ich den Wert, den Sie meinen, nicht besitze?“ fragte er scharf.
    „Von Ihnen war keine Rede.“
    „Aber der Brief war an mich gerichtet.“
    „Und handelte von Ihrem Neffen.“
    „Ich bitte um Aufklärung. Was haben Sie mit ihm?“
    „Eine Ehrensache, denn er beleidigte meine Schwester, darauf forderte ich ihn auf Degen, und er nahm die Forderung an.“
    „Wann sollte das Duell stattfinden?“
    „Drei Tage später. Leider erschien er aber nicht, und ich vermute, daß es ihm scheint, als ob seine Ehre nicht einen Degenstoß wert sei. Oder vielleicht ist er auch feig. Ich muß es wenigstens glauben.“
    Rodriganda war bis in die tiefste Seele getroffen, dennoch behauptete er seine Ruhe und erwiderte:
    „Sie irren, Graf, und ich muß Ihnen bemerken, daß es mir nicht edel erscheint, einen Unschuldigen, wie ich doch in dieser Sache bin, zu kränken. Ich teile Ihnen mit, daß mein Neffe gezwungen war, einen Ausflug in einen verrufenen Teil des Landes zu machen. Unter solchen Umständen kann man die ganz feste Absicht haben, sich zur rechten Zeit zu stellen, und doch daran verhindert sein. Ich an Ihrem Platz hätte höflich bei dem Oheim angefragt, ehe ich gewagt hätte, einen Ehrenmann zu kränken, der Sie niemals beleidigt hat und an dessen Namen nicht der geringste Makel haftet.“
    Diese Worte machten Eindruck auf den Gegner. Er erwiderte:
    „Was ich schrieb, galt dem Neffen!“
    „Das ist keine Ausrede. Sie halten mich für den Vertreter des Neffen. Nun wohl, wenn Sie die Worte an mich richten, die ihm gelten, so ersuche ich Sie, auch die Säbelhiebe gegen mich zu richten, die Sie ihm zugedenken.“
    „Ah! Sie meinen –?“
    „Daß ich an Stelle meines Neffen Ihre Forderung akzeptiere.“
    „Graf, das war nicht meine Absicht“, sagte Embarez schnell.
    „Aber die meinige.“
    „Ich bitte Sie, zurückzutreten!“
    „Und ich ersuche Sie, anzunehmen!“ versetzte Rodriganda ernst, fast drohend.
    „Wohl! Wenn Sie darauf beharren, so bin ich ja gezwungen.“
    „Wann beliebt es Ihnen?“
    „Wann Sie Zeit haben.“
    „Morgen?“
    „Haben Sie es so eilig, zu sterben, Don

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