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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Beeilt Euch also mit dem Begräbnis.“
    „Es soll rasch genug gehen.“
    Die beiden Biedermänner gingen auseinander.
    Graf Ferdinando, der verwundet auf seinem Ruhebett lag, hatte keine Ahnung davon, daß bereits über sein Begräbnis verfügt war.
    Das Glück oder vielmehr der Teufel war Cortejo günstig gesinnt. Als er nämlich den Palast seines Herrn erreichte und nach seiner Wohnung gehen wollte, traf er auf die alte Marie Hermoyes, die vom Brunnen kam und ein volles Wasserglas in der Hand trug.
    „Wie geht es Don Ferdinando?“ fragte er.
    „Er klagt nicht“, entgegnete sie.
    „Hat sich das Wundfieber bereits eingestellt?“
    „Nein; aber einen schrecklichen Durst hat er. Ich muß ihm fast viertelstündlich ein Glas Wasser holen.“
    „Gleich vom Brunnen, wie ich sehe?“
    „Ja. Es muß kalt sein.“
    „War der Arzt wieder hier?“
    „Zweimal.“
    „Was sagt er?“
    „Daß keine edlen Teile verletzt sind; es ist daher nichts zu befürchten, wenn nicht etwas Unerwartetes dazwischenkommt.“
    „Wünschen wir, daß der Graf bald gesund sei. In so heißen Gegenden kann die kleinste Verletzung lebensgefährlich werden.“
    „Das ist wahr. Aber ich habe keine Zeit, Señor. Gute Nacht!“
    „Gute Nacht.“
    Sie hatten vor der Tür zu der Wohnung Maries gestanden. Jedenfalls hatte die Alte in der letzteren schnell zu tun oder etwas zu holen. Sie setzte deshalb das Glas einstweilen in eine nahe Mauernische und trat in das Zimmer.
    Cortejo hatte sich kaum von der Stelle gerührt. Das Pulver steckte in seiner Tasche. Ein rascher Blick überzeugte ihn, daß er allein und unbemerkt sei. In fieberhafter, zitternder Eile zog er das Tütchen hervor, öffnete es und schüttete den Inhalt in das Glas; dann entfernte er sich mit schnellen Schritten.
    Cortejos Tochter Josefa war noch nicht zur Ruhe gegangen, sondern erwartete ihren Vater. Sie war seine Vertraute, in gewissen Dingen noch raffinierter und entschlossener als er, und er wußte, daß er ihr vertrauen könne. Darum hatte er selten ein Geheimnis vor ihr.
    „Hast du ihn getroffen?“ fragte sie.
    „Ja.“
    Der Ton dieses Wortes war ein eigentümlich rauher und heiserer. Josefa blickte ihn daher verwundert an und sagte:
    „Ah, du bist ja ganz erregt, du wechselst die Farbe.“
    „Das denkst du nur.“
    „Nein, ich sehe es. Was ist's?“
    „Nichts als das rasche Gehen.“
    „Ja, ich hörte deine schnellen Schritte. Seid ihr klar miteinander?“
    „Ja.“
    „Wann soll es geschehen?“
    „Sobald wie möglich.“
    „Und dann?“
    „Dann wird er begraben. Wir nehmen die Leiche aus dem Sarg und schaffen sie in einem Korb nach der Küste, wo sie von dem Kapitän in Empfang genommen wird.“
    „Das klingt leicht und gut. Aber hast du von dem Indianer das Mittel erhalten?“
    „Ja; es besteht in einem Saft, für den ich zehn Pesos habe bezahlen müssen.“
    „Dieser Benito ist ein Schuft!“
    „Oh, er hält auch mich für nichts anderes“, lachte der Sekretär.
    „Ich habe nachgedacht, wie wir dem Grafen das Pulver beibringen werden“, sagte sie, „aber nichts Sicheres gefunden.“
    „So bin ich glücklicher gewesen, und zwar durch Zufall.“
    Josefa sah ihren Vater an, und als sie den unheimlichen Glanz seines Auges und die Röte seiner sonst so bleichen Wangen bemerkte, sagte sie:
    „Du hast etwas, gestehe es mir!“
    „Nun“, lächelte er, „ich gestehe, daß du vorhin mit der Behauptung, daß ich erregt sei, recht hattest.“
    „Worüber warst du es?“
    „Über das Gelingen unseres Anschlages.“
    „Ah“, sagte sie, freudig erstaunt, „es ist bereits gelungen?“
    „Ja, ich glaube, daß Don Ferdinando in diesem Augenblick das Gift bereits in seinen Adern hat!“
    „Nicht möglich!“ rief Josefa, indem ihre Eulenaugen unheimlich erglühten.
    „Nicht nur möglich, sondern sogar gewiß!“
    „Wie hast du es ihm beigebracht?“
    „Durch ein Glas Wasser.“
    Cortejo erzählte seiner Tochter, wie ihm sein verbrecherischer Streich geglückt war. Sie hörte ihm staunend zu und schlug, als er geendet hatte, in wortlosem Entzücken die Hände zusammen.
    „Gott sei Dank“, sagte sie. „Nun haben wir gewonnen; nun ist alle Ungewißheit vorüber; nun weiß ich gewiß, daß ich Gräfin werde! Wann kann Alfonzo hier sein?“
    „In einigen Tagen. Hat er sich aber gesputet, so könnte er bereits am morgigen Tag eintreffen.“
    „So werde ich diese Nacht vor Freude und Erwartung nicht schlafen.“
    „Du wirst aber dennoch wohltun, dein

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