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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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liebe, gute, gnädige Herr!“ jammerte sie weinend.
    „Was ist mit ihm?“
    „Er ist tot – tot – tot!“
    Cortejo trat an das Lager des Grafen und blickte diesen an. Don Ferdinando lag in der Tat bleich und mit eingefallenem Gesicht da wie eine Leiche.
    „Wann ist es geschehen?“ fragte er die Amme.
    „Ich weiß es nicht“, antwortete sie.
    „Du mußt es wissen, du hast ja bei ihm gewacht!“
    „Ich schlummerte, und als ich aufwachte, da war er tot. Ich weiß nicht, wie lange ich nachher geweint habe!“
    „Unglückliche, du bist vielleicht schuld an seinem Tod!“ donnerte er sie an. „Warum hast du nicht geöffnet, als der Diener hereinwollte? Es wäre wohl noch Rettung möglich gewesen!“
    „Nein; er war bereits tot!“ entschuldigte die Alte sich.
    Der Blick Cortejos war gleich beim Eintreten nach dem Schreibtisch geglitten, wobei er bemerkte, daß der Schlüssel im Schloß steckte.
    „Geht, weckt die Leute und holt den Arzt herbei. Schnell, schnell!“ gebot er.
    Auf diesen Befehl eilte der Diener fort, und auch die Amme verließ händeringend das Zimmer. Mit raschen Schritten stand Cortejo nun am Schreibtisch, öffnete das Fach und das Kuvert, nahm dieses, steckte es in seine Tasche und verschloß das Fach wieder. Dann eilte er den beiden nach.
    Dies war so schnell gegangen, daß die Amme eben erst die Tür des Vorzimmers erreicht hatte. Hier faßte Cortejo ihren Arm und sagte:
    „Halt, Marie! Nicht wahr, Don Ferdinando hatte Vertrauen zu dir?“
    „Oh, mehr als zu jedem anderen“, antwortete sie schluchzend.
    „Gut, du sollst auch jetzt bei ihm bleiben, bis das Gericht kommt. Du sollst darüber wachen, daß nichts abhanden kommt. Gehe wieder hinein; ich werde die Leute selbst wecken.“
    Das war der Alten recht. Sie kehrte in das Krankenzimmer zurück und begann ihr Wehklagen von neuem.
    Auf Cortejos Ruf erwachten alle Bewohner des Palastes und eilten herbei, um sich von dem unerwarteten Tod ihres Gebieters zu überzeugen. Es erhob sich ein großes Klagen, das erst endete, als der Arzt erschien.
    Dieser war im höchsten Grad bestürzt über das unerwartete Ereignis und jagte zunächst die heulenden Weiber und Diener fort. Nur Cortejo nebst dem Kammerdiener und der Amme erlaubte er, zu bleiben.
    Darauf untersuchte er die Leiche, schüttelte den Kopf und sagte:
    „Tetanus, Starrkrampf. Er ist noch warm. Wir müssen noch warten.“ Cortejo fürchtete, daß er auf den Gedanken kommen werde, eine Ader zu schlagen; das war aber nicht der Fall. Der Arzt erklärte nur, bis zum Morgen selbst bei der Leiche bleiben zu wollen, und so zog sich denn der Sekretär mit dem Diener zurück. Nur Marie, die Amme, blieb bei dem Doktor.
    Als Cortejo in sein Zimmer zurückkehrte, fand er Josefa seiner wartend. Sie war, wie auch die anderen, vorhin im tiefsten Negligé zu der Leiche geeilt, hatte sich aber jetzt wieder angekleidet.
    „Hast du den Brief?“ war ihre erste Frage.
    „Ja, ich fand ihn im mittleren Fach.“
    „Was enthielt er?“
    „Es steht keine Adresse darauf. Laß uns sehen!“
    Cortejo erbrach das Siegel, zog die Bogen aus dem Kuvert, entfaltete sie und las. Er wurde blaß.
    „Was ist's?“ fragte Josefa besorgt.
    „Da, lies selbst!“ entgegnete er, als er fertig war.
    Seine Tochter folgte der Aufforderung; auch sie entfärbte sich. Als sie zu Ende war, warf sie die Bogen zur Erde.
    „Dachte ich es mir doch!“ rief sie.
    „Ich auch!“ sagte er.
    „Enterbt!“
    „Keinen Heller hätten wir bekommen!“
    „Dieser Marie hat er einen förmlichen Reichtum ausgesetzt“, zürnte das ergrimmte Mädchen.
    „Und wir sollten in eine Untersuchung verwickelt werden. Es sollte nachgewiesen werden, daß Alfonzo wirklich Graf von Rodriganda sei.“
    „Wie gut, daß wir diesen Wisch haben!“
    „Verbrenne ihn.“
    „Es ist doch nicht bemerkt worden, daß du beim Schreibtisch warst?“
    „Nein.“
    „Auch die Amme hat nichts gesehen?“
    „Nein. Es ist so schnell gegangen, daß sie ganz sicher glaubt, ich habe hinter ihr sogleich das Zimmer verlassen.“
    „So steht nichts zu befürchten?“
    „Nicht das mindeste.“
    „Gut. Der Brief wird verbrannt, und damit ist alle Besorgnis verschwunden. Nun fehlt nur noch Alfonzo.“
    „Ich werde in seinem Interesse handeln. Die Behörde wird sich zunächst in allem an mich, als den Sekretär des Verstorbenen, wenden müssen.“
    „Wie steht es mit den Verwesungsflecken?“
    „Es wird sich eine Gelegenheit finden, sie anzubringen.“
    „Für

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