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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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finsterer Miene auf ein schwarzes Brett, das an der Wand befestigt war und woran an vielen messingenen Haken eine Menge von Schlüsseln hingen.
    „Dort sind sie!“ sagte er finster.
    Alfonzo blickte ihn überrascht an.
    „Was hast du?“ fragte er.
    „Nichts!“
    „Nun, so kann der Sekretär sich schon die Mühe machen, seinem Herrn die Schlüssel zu reichen.“
    Das Gesicht Cortejos wurde noch finsterer, und er antwortete:
    „Oder der Neffe kann so rücksichtsvoll sein, seinem Onkel eine solche Handreichung zu erlassen.“
    Alfonzo lachte.
    „Onkel“, sagte er, „spiele nicht Komödie; ich tauge weder als Mitspieler noch als Publikum!“
    „Bis jetzt bist du nur Statist gewesen; es ist allerdings möglich, daß du gezwungen wirst, von der Bühne abzutreten. Nimm deine Schlüssel, gehe auf dein Zimmer und kleide dich um, dann sendest du den Diener und läßt mich zu dir rufen.“
    Das war in einem so festen Ton gesprochen, daß der leichtsinnige junge Mann doch den Mut zu einer Entgegnung nicht hatte. Er gehorchte und ging.
    Cortejo aber wandte sich an seine Tochter und sagte:
    „Josefa, wir haben eine große Dummheit begangen, daß du gestern das zweite Testament verbrannt hast. Dort im Kamin liegt noch die Asche.“
    Ihre Augen leuchteten triumphierend auf, aber dennoch erwiderte sie in bedauerndem Ton:
    „Ja. Aber warum war es eine Torheit?“
    „Weil wir ihn in der Hand hätten, wenn das Testament noch da wäre.“
    „Haben wir ihn nicht auch so in der Hand?“
    „Sicher nicht.“
    „Wir wollen es versuchen.“
    Cortejo setzte seine Arbeit fort, und Josefa ging nach ihrem Zimmer. Dort öffnete sie das verborgene Fach eines Schrankes und zog einige Bogen Papier hervor. Es war – das gestrige Testament.
    „O wie gut und klug es war“, murmelte sie, „daß ich gestern das kleine Taschenspielerstückchen machte und eine Zeitung anstatt des Testamentes verbrannte. Es ist in meiner Hand und soll mir sicherlich nicht entrinnen.“
    Als Alfonzo sich umgekleidet hatte, klingelte er dem Diener und befahl diesem, den Sekretär zu rufen.
    Dieser kam sofort, nahm ungeniert auf einem Stuhl Platz und begann die Unterredung:
    „Wie ist es dir gegangen, Alfonzo? Du siehst wirklich recht abenteuerlich aus!“
    „Miserabel ist es mir gegangen, ganz miserabel! Ich werde es dir erzählen, zuvor aber möchte ich erfahren, was hier geschehen ist, das ist die Hauptsache. Rede also, Onkel.“
    Cortejo nickte mit dem Kopf und fragte:
    „Meinen Brief hast du erhalten?“
    „Ja.“
    „Und die beiden Kuriere sind dir auch begegnet?“
    „Welche Kuriere?“
    „Ah, also du hast sie nicht getroffen?“
    „Nein. Ich war zu Umwegen gezwungen.“
    „Ich sandte im Auftrag Don Ferdinandos zwei reitende Boten an dich ab, um dich holen zu lassen.“
    „Gleich zwei? Da muß die Veranlassung sehr wichtig gewesen sein.“
    „Allerdings!“
    „Wohl die Krankheit des Grafen?“
    „Nein, sondern dein Duell.“
    „Donnerwetter. Das mit dem Grafen Embarez?“
    „Ja. Embarez schrieb dem Grafen und gab drei Tage Zeit, nach welcher Frist er die Angelegenheit in den Blättern veröffentlichen wollte.“
    „Der Teufel soll ihn holen. Ich hätte das Gesicht des Grafen sehen mögen.“
    „Ich habe es gesehen, es war nicht vergnüglich.“
    „Das glaube ich. Was tat er?“
    „Er sandte zunächst die Kuriere ab, die dich holen sollten, und ging dann zu Embarez, um –“
    „Um vielleicht eine Frist für mich zu erbitten?“ fiel ihm Alfonzo in die Rede.
    „Das fiel ihm nicht ein“, antwortete Cortejo. „Don Ferdinando war ein Ehrenmann und kein Feigling, er hielt auf seinen Namen. Daher ging er zu Embarez, um die Ehrensache für dich auszufechten.“
    „Donnerwetter! Ist dies wahr, so ist ja die Angelegenheit beendet!“
    „Ganz und gar.“
    „So sage ich, daß dieser gute Don Ferdinando in seinem ganzen Leben keinen besseren Gedanken gehabt hat, als sich an meiner Stelle erstechen zu lassen! Denn ich vermute, daß sein Tod die Folge jenes Duells ist.“
    „Dies ist die allgemeine Meinung.“
    „So starb er aus einem anderen Grund?“
    „Allerdings.“
    „Du machst mich neugierig. Dein Brief enthielt bereits eine Andeutung. Woran ist er gestorben?“
    Cortejo zog den Brief seines Bruders aus der Tasche, den er bereits Josefa gezeigt hatte, und gab denselben dem Neffen.
    „Lies diesen Brief“, sagte er.
    Alfonzo durchflog das Schreiben und fragte dann gespannt:
    „So ist also dieser Brief die Ursache von dem Tod

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