43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas
Don Ferdinandos?“
„Ja, aber nicht von seinem Tod. Er lebt.“
Alfonzo sprang auf.
„Er lebt?“ rief er. „Bist du nicht gescheit?“
„Ich hoffe, wenigstens ebenso gescheit zu sein wie du!“ antwortete der Sekretär.
„Aber es ist ja eine Dummheit, ihn leben zu lassen.“
„Ich folge der Weisung meines Bruders, der dein Vater ist.“
„Aber wie stimmt das? Alle sagen, er sei tot, und du behauptest, daß er noch lebe.“
„Das ist sehr einfach, er ist scheintot.“
Alfonzo erbleichte.
„Scheintot! Donnerwetter. Das muß fürchterlich sein!“
„Er liegt im Starrkrampf.“
„So weiß er, was mit ihm und um ihn vorgeht?“
„Vielleicht.“
„Aber wie hast du das fertiggebracht, Onkel?“
„Ich gab ihm ein Gift, das den Starrkrampf hervorbringt. Diese Wirkung dauert eine Woche, dann lebt er wieder auf.“
„Und was geschieht dann mit ihm?“
„Er wird auf dem Schiff unseres guten Henrico Landola erwachen.“
„Der ihn verschwinden läßt?“
„Ja. Ich werde ihn, eingepackt in einem Korb, nach der Küste schaffen.“
„Das ist schwer. Zwischen hier und dem Meer gibt es viel Gesindel.“
„Das ist wahr, denn ich muß eine Bedeckung haben und darf die Leute doch nicht einweihen. Ich befinde mich wirklich in Verlegenheit, woher ich solche Männer nehmen soll.“
Da antwortete Alfonzo rasch:
„Oh, da kann ich dir helfen.“
„Du?“ fragte Cortejo verwundert.
„Ja.“
„Kennst du zuverlässige Leute, die tapfer, verschwiegen und nicht neugierig sind?“
„Ich kenne welche, die diese Eigenschaften in hohem Grad besitzen. Es sind meine Begleiter von der Hacienda her.“
„Ah, Vaqueros! Die taugen nichts.“
„Nicht Vaqueros, sondern Indianer.“
„Das ginge eher. Sind es christliche?“
„Nein, heidnische.“
„Also Indios bravos! Von welchem Stamm?“
„Es sind Comanchen.“
„Comanchen?“ fragte der Sekretär erschrocken. „Du scherzt.“
„Es ist mein Ernst.“
„Aber die Comanchen sind ja fürchterliche Kerle. Sie wohnen gar nicht in Mexiko, sondern an der Grenze, und kommen nur herein, um zu morden, zu rauben und zu plündern. Ich habe noch keinen gesehen.“
„Auch mir waren sie bisher unbekannt. Sie sind allerdings hundertmal fürchterlicher als unsere wilden Indianer, aber trotzdem meine Freunde und werden dir treu dienen.“
„Deine Freunde? Sie haben dich nach Mexiko begleitet?“
„Ja. Sie sind in den Bergen vor der Stadt in einem Versteck.“
„Aber das klingt ja wie ein Abenteuer, wie ein Roman.“
„Es ist auch ein ganzer Roman, den ich erlebt habe. Ich sehe schon, daß ich ihn dir erzählen muß.“
Alfonzo begann nun, seine Erlebnisse auf der Hacienda zu erzählen. Er berichtete von den Comanchen, den Apachen, von der Höhle des Königsschatzes, von den Kämpfen, von seiner fürchterlichen Lage am Baum des Alligatorenteichs. Er erzählte sogar ganz aufrichtig von seinem Angriff auf die Tochter des Hazienderos und sagte dann auch, was er den sechs Comanchen für ihre Begleitung versprochen hatte.
Cortejo hörte mit offenem Mund und starren Gesichtszügen zu, bis Alfonzo beendet hatte. Dann rief er:
„Mein Gott, das ist ja kaum zu glauben! Du hast also diese ungeheuren Schätze wirklich gesehen?“
„Ja.“
„Und sie sind fort?“
„Fort!“
„Wohin?“
„Das weiß nur dieser verdammte ‚Büffelstirn‘ und vielleicht noch seine armseligen Mixtekas.“
„Man muß suchen, nötigenfalls jahrelang suchen!“ rief Cortejo begeistert.
„Das werde ich auch tun, nun ich der Besitzer der Hacienda bin.“
„Und an dem Baum hast du wirklich gehangen?“
„Wirklich! Es waren die fürchterlichsten Stunden meines Lebens. Diese beiden Häuptlinge werden sie mir entgelten müssen.“
„Und diesen ‚Donnerpfeil‘, diesen Deutschen, hast du erschlagen?“
„Ich hoffe, daß er an dem Hieb zugrunde geht.“
„Er muß jedenfalls sterben, denn er ist der einzige Weiße, der den Schatz gesehen hat.“
„Ich werde mit einer Schwadron Lanzenreiter nach der Hacienda gehen.“
„Du wirst die Schwadron bekommen, dem Grafen de Rodriganda wird man sie nicht abschlagen.“
„Dann nehme ich Rache an dem ganzen Gelichter, darauf kannst du dich verlassen.“
„Also du denkst, daß deine Comanchen mich begleiten werden?“
„Ja, denn wir werden sie bezahlen.“
„Wann?“
„Am Abend. Sie erwarten, daß ich ihnen da ihre Belohnung bringe.“
„Ich reite mit.“
„So sorge für alles, was ich ihnen versprochen
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