44 - Die Intrige von Antares
offensichtlich, daß sie mich nicht kannten und auch nicht wußten, wie Kordens Schwert aussah, und sie waren viel zu klug, um die beschlagnahmten Waffen auf Verdacht auseinanderzunehmen, da sie befürchten mußten, das Objekt ihrer Suche zu zerstören. Sie würden eine Methode finden, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Und diese Methode würde außerordentlich schmerzhaft und unangenehm sein.
Ein Wort von Khonstanton und ein scharfer Befehl des Hikdars sorgten dafür, daß die Hälfte der Wachen ihre Armbrüste anlegten. Sie spannten sie mit den entschlossenen Handbewegungen von Männern, die genau wußten, was sie taten. Der Seneschall sorgte schwitzend dafür, daß sich die Gefangenen in eine Reihe aufstellten. Dann mußten wir einer nach dem anderen an den Tisch herantreten und unsere Waffen an uns nehmen.
Zwischen den Totschlägern und Schlagringen lag eine Vielzahl verschiedener Schwertarten – natürlich nannte jeder einen Dolch sein eigen. Unter anderem lagen dort drei Rapiere und drei Main-Gauches, also bestand die Chance, daß es keinem auffallen würde, wenn ich mich auf die Waffen beschränkte, die ich dem Bravo-Kämpfer abgenommen hatte. Ein großer Rapa nahm sich mit großem Unbehagen das eine Rapier, ein mutloser Apim das andere. Vermutlich waren das ganz normale Gefühle, wenn man es mit Mak Khon zu tun hatte.
Als ich an der Reihe war, nahm ich den Jiktar und den Hikdar und trat einen Schritt zurück. Zum Schluß war nur noch mein Braxter übriggeblieben.
Der Seneschall wollte uns anbrüllen, doch Khonstanton gab ihm zu verstehen, daß er den Mund halten sollte. Sein bleiches Gesicht verzog sich zu einem bedeutungsvollen Lächeln.
»Es scheint«, sagte er mit seiner leisen Stimme, »wir haben unser Schwert.«
So ist es recht, Sonnenschein, dachte ich, und ich wünsche dir schlechtes Cess!
Eins war klar. Khonstanton war schneller als Brannomar gewesen und hatte seine Macht dazu benutzt, sich die Gefangenen der Wache ausliefern zu lassen. Und man konnte ebenfalls zweifellos davon ausgehen, daß zwischen den beiden bittere Feindschaft herrschen würde. Davon war ich überzeugt, jetzt, wo ich beide mitsamt ihren Charakteren kennengelernt hatte.
Der Seneschall wurde zum Thron zitiert, und ein hagerer, graugesichtiger Mann, der sich auf einen runenverzierten Stab stützte und ein schwarzes, wallendes Gewand trug, das mit roten Symbolen bestickt war, gesellte sich zu ihnen. Die drei steckten die Köpfe zusammen und flüsterten. Wir warteten.
Der Gauffrer, der einen bösartig aussehenden Totschläger an sich genommen hatte, zitterte. Natürlich hatte man uns nicht erlaubt, die Waffen zu behalten. Nachdem wir sie an uns genommen hatten, mußten wir sie am anderen Ende des Tisches wieder ablegen – weit von meinem einsam daliegenden Braxter entfernt. Die Armbrüste zielten weiter auf uns.
Der Hikdar erhielt seine Befehle, und wir wurden alle aus dem Saal getrieben. Den anderen Gefangenen war noch immer die Angst anzusehen.
»Khon der Mak ist so schlimm wie ein Kataki«, sagte der Gauffrer.
»Schlimmer«, grollte der Gon.
Die Bedrohung war noch nicht vorbei. Meine neuen Gefährten hielten sich noch immer für verloren. Mak Khon oder der Kataki, der die Wache befehligte, was für einen Unterschied machte es, wer das Todesurteil vollzog?
Ich hatte mir die in Khonstantons Saal versammelten Männer verstohlen angeschaut, doch es war kein dickes, freundliches Gesicht dabeigewesen, das statt einer Nase einen dicken Knorpel hatte und unter dessen geschlossenen Augenlidern Tränen hervorquollen, während ein tiefes Lachen ertönte. Naghan das Faß wurde durch mein Verschwinden sicher langsam in die Verzweiflung gestürzt. Ich konnte mich blind auf ihn verlassen; würde er mich auch diesmal retten?
Man führte uns durch kostbar ausgestattete Korridore, deren Pracht immer mehr abnahm, desto tiefer wir in den Palast vordrangen. Khonstantons Verliese waren wie alle Verliese. Wie Sie wissen, habe ich einen großen Erfahrungsschatz, was Kregens Verliese angeht, und ohne jeden Zweifel hält die Zukunft noch genug Gelegenheiten bereit, um auf diesem Gebiet weitere Kenntnisse zu sammeln. Ich hockte mich in eine Ecke und versuchte nachzudenken. Der Gauffrer, Nath der Sonnige, und der Gon, Nath die Nase, wollten sich weiter unterhalten, um sich von ihrer Angst abzulenken. Ich drehte mich auf die Seite und ließ sie reden, und kurz darauf kamen die Wachen, die in ihren schwarzen und roten Uniformen ein
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