44 - Die Intrige von Antares
einem an der Seite stehenden Tisch aus. Eine wunderbare Sammlung bösartiger Mordwerkzeuge kam zum Vorschein, ein Arsenal für Straßenraub und Verstümmelung. Zwischen den Totschlägern, Dolchen und Schwertern entdeckte ich das Rapier und die Main-Gauche, die ich dem Bravo-Kämpfer abgenommen hatte. Daneben lag mein Braxter. Es handelte sich also um Beweisstücke.
Aus Gründen des gesunden Menschenverstandes hatte ich im Kerker den Namen Nalgre der Unster angegeben. Falls Prinzessin Nandisha auch diesmal versuchen würde, mich aus dem Gefängnis zu holen, würden Fweygo oder Tiri schnell die Wahrheit erkennen. Und so wartete ich, Nalgre der Unster, inmitten einer vor Angst zitternden Horde Schurken auf die Dinge, die da kommen würden.
Direkt neben mir stand ein ungepflegter Gauffrer, der wie ein Bündel Kehrbesen aussah. Er rollte die Augen, bis das Weiße zu sehen war. »Khon der Mak«, stammelte er. »Er ist der personifizierte Tod. Mak Khon.«
Ich kann nicht sagen, ob jemand in diesem verlorenen Haufen wirklich religiös war, doch der nächste Bursche, ein Gon mit einem glattrasierten Kopf, auf dem die ersten Stoppeln des nächtlichen Wuchses im Licht dunkel funkelten, sagte:
»Möge Tolaar uns erretten.«
Er kam, ohne von Fanfaren angekündigt zu werden, obwohl es meinem ersten Eindruck nach angebracht gewesen wäre. Nachdem seine Gefolgschaft um das Podest Aufstellung genommen hatte, schritt er nach vorn und nahm auf dem Thron Platz. Ich sah ihn mir an. Nun, vermutlich würde der ganze Ablauf dem in Hyr Kov Brannomars Palast ähneln. Das war nur natürlich. Mächtige Adelige wohnten in Palästen, saßen auf Thronsesseln und stellten Bedienstete ein, die ihnen jeden Wunsch von den Augen ablasen. Durch die Macht, die ihnen vom Gesetz her zustand, konnten sie Verbrechern wie meinen unglücklichen Gefährten – und damit auch mir – jederzeit die Köpfe abschlagen lassen. Tatsächlich hatten viele von ihnen sogar ihren Spaß daran, diesen grausamen Befehl zu geben.
Er war ein Apim, und sein Gesicht war so blaß wie der Tod. Sein Haar war sehr dunkel, blauschwarz wie die Schwinge eines Raben, wie man in Clishdrin sagt. Er trug ein schwarzes Gewand, das ein paar goldene und rote Verzierungen aufwies und unter dem eine Rüstung durchschimmerte. An den Fingern steckten schwere Ringe. Sein Blick war durchdringend, und er war geübt darin, einen Ausdruck unerschütterlicher Entschlossenheit auf die blassen Gesichtszüge zu legen.
O ja, er war schon ein eindrucksvoller Mann, dieser Hyr Kov Khonstanton, doch auf eine bösartige, prahlerische Weise.
Wie ich bereits einmal an anderer Stelle erklärt habe, wird den Hyr Kovs von Kregen – der irdische Titel, der dem am nächsten kommt, ist Erzherzog – das Hyr verliehen, weil ihnen dieser Rang vom Adel her zusteht oder sie einem Kovnat vorstehen, das zwischen verschiedenen Rassen aufgeteilt ist. In Mak Khons Fall verkündete das Hyr seine Blutsverwandtschaft mit dem Königshaus, genau wie es bei den Erzherzögen von Österreich-Ungarn der Fall gewesen war.
Das war also einer der Burschen, vor denen Fweygo mich gewarnt hatte und die sich um die Erbschaftsfolge des Throns von Tolindrin stritten.
Hatte also er Fonnells olivgrüne Bande angeheuert?
Er schaute uns erbärmliche Schurken finster an, dabei stützte eine beringte Hand das bleiche Kinn. Seine Lippen waren dünn und fast blutleer. Ich muß gestehen, daß ich seine Art und sein Benehmen sofort abstoßend fand. Sollten Sie der Meinung sein, daß dieses Urteil vielleicht durch meine Lage beeinflußt worden war – bei Krun, dann muß ich Ihnen recht geben!
Ein fetter, in Schwarz und Rot gekleideter Seneschall klopfte mit seinem vergoldeteten Stab auf den mit Teppichen ausgelegten Steinboden. »Shastum! Ruhe!« Jedes Wort hörte sich geziert an. Auf seiner Stirn und den dicken Wangen waren Schweißperlen zu sehen. »Wer von euch ist Drajak, den man auch den Schnellen nennt?«
Die Gefangenen sahen sich schweigend an und fragten sich, wer von ihnen wohl der arme Teufel sein mochte. Ich blieb reglos stehen.
»Tritt vor, oder du wirst es bereuen.«
Ich, Dray Prescot, Lord von Strombor und Krozair von Zy, den man auch unter dem Namen Drajak der Schnelle kannte und der sich zur Zeit Nalgre der Unster nannte, sagte kein Wort.
Ich wußte ganz genau, daß ich hier mit allen möglichen unerfreulichen Eventualitäten rechnen mußte, und die Situation konnte mich nicht im geringsten beeindrucken, bei Zair!
Es war
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