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44 - Die Intrige von Antares

44 - Die Intrige von Antares

Titel: 44 - Die Intrige von Antares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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wie in den alten Geschichten und Sagen. Die Frau in der Mitte erregte sofort meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Ihr Gesicht war gescheit, tapfer und erinnerte an das Antlitz eines Falken, obwohl sie wie ich eine Apim war. Ihre Kleidung war sehr kostbar; der Shamlak wies ein tiefes Dekolleté auf. Alles an ihr verriet Macht und Autorität, doch in den nach unten gezogenen Lippen und den Fältchen um die Augenwinkel entdeckte ich Unzufriedenheit, einen tiefsitzenden Groll, der sie nicht zur Ruhe kommen ließ.
    Als die Wachen der Nachhut außer Hör- und Sichtweite waren, stieß Palfrey den angehaltenen Atem aus. »Die Lady Vita. Wir sollten zu Kaerlan dem Gnädigen beten, daß wir ihr nicht in die Hände fallen.« Er leckte sich die Lippen. »Sie führt ihren Mann, Lord Jazipur, ganz schön an der Nase herum.«
    Ich war verblüfft. Lag ich denn mit meiner Annahme so sehr daneben, was die Feindschaft zwischen Brannomar und Khonstanton anging?
    Offensichtlich teilte Dagert von Paylen meine Überraschung. »Was will sie denn im Palast von Khon dem Mak? Sie war doch keine Gefangene, oder?«
    »Sah nicht so aus«, stimmte ich ihm zu.
    »Wir sollten uns beeilen, Notor«, sagte Palfrey und setzte sich wieder in Bewegung. Man kann nicht sagen, daß er lief, doch wir mußten uns schon beeilen, um mit ihm mitzuhalten.
    Wir folgten Palfrey in einen Saal, der mit Wandteppichen geschmückt war, auf denen die Jagd der neun verschleierten Hexen dargestellt wurde, und kamen von dort aus in einen schmalen Gang, in dem Dagert mich überholte. Dabei warf er mir einen prüfenden Blick zu. »Eine Sache bereitet mir Kopfzerbrechen, Drajak. Wenn es sich bei dem Schwert, daß Khon der Mak hat auseinandernehmen lassen, nicht um Strom Kordens Schwert gehandelt hat – und es war in deinem Besitz, das ist allgemein bekannt –, wo ist das richtige Schwert jetzt?«
    »Havil sei mein Zeuge«, erwiderte ich, »ich habe nicht die geringste Ahnung.«
    »Fonnell hatte es. Das wissen wir. Und der Fristle ist tot. Also, was hat er mit dem Schwert gemacht?« Nun befand sich Dagert vor mir und ging leise hinter Palfrey her. »Glaubst du, die diebischen Katakis der Wache haben es mitgehen lassen, bösartig wie die Peitschenschwänze nun einmal sind?«
    »Falls dem so ist, werden sie es an den Meistbietenden verkaufen.«
    Sein leises, amüsiertes Gelächter hörte sich in der gegenwärtigen Lage seltsam an. »Ja, da gibt es viele Interessenten, bei Krun.«
    Wir gelangten an eine Abzweigung, und Palfrey zögerte. »Nun, Fambly?«
    »Laß mich nachdenken, Notor ...«
    »Ha! Nachdenken! Da kann man genausogut ein Calsany ins Boudoir lassen!«
    »Hier entlang.« Palfrey ging los.
    »Er ist bei mir, seit er ein Stallbursche war. Damals ließ man ihn bloß das Heu zusammenkehren, das so gelb wie seine Haare war. Ich habe ihn in meine persönlichen Dienste aufgenommen, ihn ausgebildet, verwöhnt und mich um ihn gekümmert.« Dagert holte tief Luft. Sein Gesichtsausdruck war verkniffen. »Und so dankt er es mir.«
    »Bei Krun, Dagert!« sagte ich ungläubig. »Er hat uns gerettet, und nun führt er uns aus diesem Höllenpalast heraus. Was erwartest du denn noch? Daß er sein Blut für dich gibt?«
    »Falls nötig.«
    Als ich darauf keine Antwort gab, sondern schweigend weiterging, sagte Dagert: »Mir ist aufgefallen, daß du Krun anrufst.«
    »Ich habe einige Zeit in Hamal gelebt.«
    »Ah! Kennst du Ruathytu?«
    »Die Hauptstadt? Ich bin mal dort gewesen.« Ich führte das nicht weiter aus.
    Palfrey blieb stehen und winkte uns heran. Wir blickten ihm über die Schultern. Ich nahm mir vor, meine schwarzzähnige Weinschnute geschlossen zu halten. Denn ich wollte nach Möglichkeit vermeiden, daß Dagert von Paylen erfuhr, daß ich mit den Schwertkämpfern des Heiligen Viertels von Ruathytu herumgezogen war. Solche Informationen konnten mir hier schaden. Vor uns erstreckte sich ein mit Steinplatten ausgelegter Saal mit hohen Fenstern, durch die Licht drang. Am anderen Ende gab es eine Flügeltür. Der Saal war menschenleer.
    »Da wären wir, Notor«, sagte Palfrey selbstzufrieden.
    »Verflucht noch mal!« rief Dagert gedämpft aus. »Hier gibt es überhaupt keine Deckung.«
    »Je schneller, desto besser«, sagte ich und stürmte los.
    Sie schlossen sich mir an. Ich gewann einen Vorsprung, erreichte die Tür und riß sie auf. O ja, das war leichtsinnig! Doch ich hatte die Nase voll von diesem Palast, der nach dem Bösen stank. Vermengtes Sonnenlicht strömte in den Saal,

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